Hallo Thomas,
2007 scheint sich für Marburg bzw. für Dich zum Glücksjahr in Sachen Gewitter zu entwickeln. Hier fand alles wieder nur ringsherum statt, vornehmlich im NW und NNW, wo eine hohe Blitzfrequenz mit enormen Entladungen zu beobachten war.
Allerdings muß ich einschränkend sagen, daß mir nur 20 Minuten der Beobachtung vergönnt waren. Denn natürlich kam - wie schon im Voraus befürchtet - die Front genau während meines Opernbesuches in Frankfurt. Als wir gegen 21:10 Uhr in die Pause vor das Operhaus traten, begrüßte uns fast eine Weltuntergangsstimmung. Pechschwarz im NW Richtung Taunus, dort teils massive Mehrfachentladungen mit breiten Linienblitzen zu erkennen (wirkte höchst energetisch), auch nach SW sehr dunkel, über unseren Köpfen teils strudelnde Wolken, die alle in Richtung der Taunuszelle zu ziehen schienen (von SO nach NW)... Leider verhinderten die Hochhäuser eine breiter angelegte Beobachtungsperspektive (auf so einem Ding im obersten Stockwerk hätte man sein müssen). Als wir gegen kurz nach halb zehn wieder hineingingen, fing es gerade an zu tröpfeln und einige nähere Entladungen rumpelten bedrohlich (war wohl die Neubildung über Frankfurt, siehe Radarbilder). Mir fiel es äußerst schwer, mich zwischen Naturgewalt und Kunst zu entscheiden.
Letztendlich bereue ich es aber nicht, den dritten Akt noch gesehen zu haben. Denn erstens war er sowohl musikalisch als auch vom Bühnenbild her sehr gelungen, zweitens geschah nach Aussagen anderer gewittermäßig nicht mehr viel. In Frankfurt gab es wohl noch ein paar Kracher, aber das Meiste fand Richtung Taunus statt. In Offenbach war es unter dichteren Bäumen bei der Rückkehr gegen 23 Uhr sogar nur angetröpfelt. Mein Bruder erzählte mir dann, er habe extra für mich einen Augenblick die Lage beobachtet (er selbst interessiert sich herzlich wenig dafür, wobei das völlige Desinteresse einer "ist ganz nett"-Einstellung gewichen ist) und es sei zu keinen näheren Entladungen gekommen. Alles habe sich im NW und N, sowie später auch S und SO abgespielt. Wäre ich also zu Hause gewesen, hätte ich wieder von einem klassischen Rohrkrepierer berichten müssen. So hatte ich wenigstens noch die imposante Kulisse in Frankfurt.
Nachfolgender schauerartiger Regen brachte 7,9 mm. 2 mm dürften während des vorbeischleifenden Gewitters gefallen sein.
Was mich wundert: Gewitter direkt aus W schlängeln sich bekanntermaßen gerne am Taunuskamm entlang, aus NW ziehen sie meist im SW vorbei, bzw. fallen ganz aus. Aus SW, SSW, S und SO klappt eigentlich immer recht gut. Diesmal aber kamen sie fast direkt aus S, und doch war hier quasi ein Loch in der Linie. Wahrscheinlich war die Front zu breit, zog die Gewitter in der Schleppe eher aus SO in Richtung Frontanfang, dabei blieben Teile im Odenwald hängen, während der Taunus die Hebung im anderen Teil noch beschleunigte, so daß die Front riß. Später flickten zwar Neubildungen die Linie, aber da war sie auch mit großer Geschwindigkeit fast durchgezogen.
Viele Grüße
Christian