"Markante Wettererscheinungen:
Postfrontales Sturmfeld über dem Norden Deutschland mit
orkanartigen Böen an der See und auf den Bergen. Am Wochenende
Durchzug frontaler Wellen mit kräftigem Regen und staubedingten
Dauerschneefällen am Alpenrand.
Synoptische Entwicklung bis Sonntag 12 UTC
Aktuell ...
hat die Kaltfront des norwegischen Orkantiefs, das inzwischen
einen Kerndruck von 975 hPa erreicht hat, die Elbe- und die
Rheinmündung erreicht. Sie zieht mit hoher Geschwindigkeit (80
km/h) südostwärts und langt schon in der Frühe im Alpenvorland
an. Hebung hat zur Ausbildung eines Regenbandes geführt. KLA
auf der Rückseite sorgt für fallende Schneefallgrenze, so dass
im Laufe der Nacht sich oberhalb ca. 800 Meter die flüssige in
die Schneephase verwandelt. In Frontnähe erreichen die Böeen
Stärke 7 bis 8, an der Nordsee zunächst Sturmstärke.
Freitag ...
Hauptgefahr liegt in dem postfrontalen Sturmfeld, das sich am
Freitag über Norddeutschland hinweg verlagern soll. GME
rechnete im aktuellen Lauf einen noch etwas stärkeren
Gradienten, COSMO-EU ist etwas zurückhaltender (Tabelle siehe
unten). Demnach muss verbreitet mit Böen Stärke 8 bis 9, in
Verbindung mit vertikalem Impulsaustausch bei kräftigen
Schauern und Gewittern mitunter auch mit Böen 10 Bft gerechnet
werden. An der Nordsee ist mit noch heftigeren Böen zu rechnen,
Stärke 11 gilt als sehr wahrscheinlich, Stärke 12, vor allem
auf Helgoland und auf den Nordfriesischen Inseln für möglich.
GME und COSMO-EU zeigen dies übereinstimmend.
Die Labilisierung rührt her von der Verlagerung bzw. Ausweitung
des kräftigen Troges über der Nordsee und Südskandinavien
Richtung östliches Mitteleuropa. Die 500 hPa-Temperaturen
fallen auf Werte zwischen -30 und -37 Grad.
Nachdem die Kaltfront tagsüber die Alpen rasch überschreitet,
wird sich mit ihr auch der synoptische Hebungsantrieb
verabschieden und zeitweise kann sich, vor allem nach Westen
hin, Absinken bemerkbar machen. Dennoch muss verbreitet mit
Schauern, lokal auch mit kurzen Gewittern gerechnet werden. Am
Alpenrand (teils auch am Nordrand der Mittelgebirge) wird es
aufgrund orografischer Hebung zu länger andauernden
Niederschlägen kommen. GME und COSMO-EU simulieren hier maximal
10 bis 25 mm/12 h, im Lee der Mittelgebirge bis zu 15 mm/12 h.
Sie betragen zwischen Bei 850 hPa-Temperaturen zwischen -2 und
-6 Grad liegt die Schneefallgrenze zunächst bei 600 bis 1000
Meter. Sie fällt aber im Tagesverlauf aufgrund KLA auf 400 bis
600 Meter ab.
Samstag ...
In der Nacht zum Samstag nehmen die Niederschläge aufgrund des
sehr raschen Herannahens einer Welle von Nordwesten zu. Der
Wellenscheitel zieht mit einer Geschwindigkeit von ca. 90 km/h
von Schottland (Mitternacht) südostwärts und erreicht mittags
das Rhein-Main-Gebiet. Mit ihm ist ein umfangreiches
Hebungsgebiet aufgrund WLA, weniger in Folge von PVA,
verbunden. Die Niederschläge betragen nach GME und COSMO-EU
nachts immerhin 5 bis 15 mm/12 h, am Alpenrand können
staubedingt auch deutlich höhere Mengen erreicht werden.
Auch tagsüber gibt es in der Mitte und im Süden Deutschlands im
Einzugsbereich der Welle andauernde Niederschläge. Dabei kann
die Schneefallgrenze aufgrund der einbezogenen wärmeren Luft
vor allem im Westen und Südwesten deutlich, z.T. auf über 1000
Meter ansteigen, während anfangs auch in mittleren Lagen um 400
Meter durchaus Schnee fallen kann. Gemäß GME und COSMO-Eu
sollen verbreitet bis zu 15 mm/12 h fallen, vereinzelt auch 20
mm. Am Alpenrand soll orografische Zusatzhebung die
Niederschlagshöhe auf 15 bis 30 (COSMO-EU) oder gar 20 bis 45
mm/12 h (GME) steigern. Dies bedeutet in höheren Lagen
teilweise erhebliche Neuschneemengen mit Unwettergefahr! In der
Nacht zum Sonntag sorgt eine zweite, gegen die Alpen laufende
Welle für die Erneuerung bzw. Intensivierung der
Niederschlagsaktivität und somit auch mit einer durchaus
bemerkenswerten Akkumulation der Schneemengen. GME rechnet am
Alpenrand bis zu 60 mm, COSMO-EU bis zu 40 mm in 12 Stunden. In
den anderen Gebieten sind die zu erwartenden
Niederschlagsmengen geringer, aber mit Werten zwischen 5 und 20
mm/12 h (im Mittelgebirge teils höher) immer noch recht
kräftig. Sie werden aber aufgrund der 850 hPa-
Temperaturverteilung meist nur im höheren Bergland bzw. nach
Osten hin als Schnee oder Schneeregen fallen.
Der Wind ist zunächst vor allem im Süden in Böen noch stürmisch
mit Böen der Stärke 9, auf den Bergen auch 10 Bft mit der
zusätzlichen Problematik von Schneeverwehungen.
Modellvergleich und -einschätzung
Die kurzfristige Situation (nächste 24 Stunden) wird von den
vorliegenden Modellen recht ähnlich gesehen (siehe Tabelle).
Dabei ist zu beachten, dass das aktuelle GME den stärksten
Druckgradienten zwischen Rügen und Trier zeigt, die anderen
Modelle aber nicht unwesentlich darunter liegen. Bemerkenswert
ist zudem, dass sowohl GME als auch EGGR sogar eine leichte
Verstärkung des Gradienten um rund 4 hPa zeigen (*). Daher ist
die ausgegebene Unwetterwarnung voll gerechtfertigt, ggf. sogar
auf Teile der Ostseeküste zu erweitern. Auch der Kerndruck des
Freitag Mittag über SW-Schweden liegenden Orkantiefs wird von
allen Maschinen nahezu übereinstimmend mit 981 hPa simuliert.
Druckgradient Kerndruck
Rügen - Trier Orkantief
09.11., 12 UTC hPa SW-Schweden
GME 00 UTC 28 981
GME 12 UTC 32 * 981
COSMO-EU 00 UTC 27 977
COSMO-EU 12 UTC 27 981
LFPW 00 UTC 29 982
LFPW 12 UTC 29 981
EGGR 00 UTC 27 982
EGGR 12 UTC 33 * 981
GFS 06 UTC 26 981"
Link
MfG
MSE29