Ja, für tiefe Lagen, besonders im W und NW Mitteleuropas reicht das nicht oder nur ganz knapp für 1-3 Tage (Es müssen weniger als -10°C/850 hPa sein, damit es bei NW-Lagen auch unterhalb von 300 m vor der Wetterberuhigung frostig wird). Überhaupt sind genau das die Wetterlagen, bei denen Wintertraum und grauer Schmuddel dicht beieinanderliegen. Tropft das System nicht ausreichend ab, während gleichzeitig noch eine gut ausgeprägte Zone tiefen Geopotentials im grönländischen Raum oder knapp westlich davon liegt, flacht der Keil schon kurze Zeit nach dem Kaltlufteinbruch ab und Nordseeluft strömt ein. Wenn sich das einige Male wiederholt, werden höhere Lagen massiv eingeschneit, tiefe jedoch immer wieder nur für einige Stunden angezuckert, wenn nicht (wie hier im RMG dank Taunus-Lee) der Schnee nicht ganz ausbleibt.
Meine Erfahrung sagt mir, daß es aus einer solchen Ausgangslage (Austrogung vom Nordmeer über Skandinavien Richtung Mitteleuropa) folgende Grundmöglichkeiten gibt:
1) Die oben beschriebene Situation: Austrogung aber kein Abtropfen, rasche Keilabflachung, nördlich Verbindung mit dem Höhentiefkomplex knapp westlich von Grönland. Also rund -7°C (SW) bis -12°C (NO) in 850 hPa mit dem Trog, dann von NW rasch -3°C bis +3°C. Später evtl. nach Tiefdruckdurchgang neuerliche Austrogung mit ähnlichem Verlauf
2) zunächst wie 1), später aber Neigung zu Mitteleuropahoch mit nördlicher Westlage. Südlich der Mittelgebirge in tiefen Lagen Inversionswetter mit Dauerfrost.
3) Es kommt zu einem Abtropfen über Mitteleuropa, der grönländisch-kanadische Kältepol stützt eine Atlantikblockade. Je nach Lage des mitteleuropäischen Höhentiefs nistet sich das Hoch über Großbritannien, der Nordsee oder Südskandinavien ein. Hier würden Winterträume wahr.
4) Der massive Skandinavische Trog schafft es nicht rechtzeitig zu uns. Der grönländisch-kanadische Kälepol greift weiter süd-/südöstlich auf den Atlantik aus und "züngelt" nach seinem europäischen Gegenspieler. Dieser rutscht im Bereich Nordsee/Großbritannien südwestwärts und beide verbinden sich. Die Folge wäre eine drastische und nachhaltige Umstellung der Lage auf SW. Besonders ärgerlich aber wohl auch besonders wackelig scheint eine solche Lage bei massiver Kaltluftansammlung über Skandinavien zu sein. Besonders intensiv fand dies zu Beginn der zweiten Dezemberdekade 1989 statt (1978/79 übrigens recht ähnlich).
Soviel zu meinen Eindrücken und Erfahrungen. Man möge mich gerne verbessern oder ergänzen.
Viele Grüße
Christian