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In hochgelegenen aufgelassenen Bayerwalddörfern 06 Mai 2006 20:30 #126683

  • Andy_Bayerwald
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Da Stefan Rubach heute frei hatte, bin ich mit ihm in den Unteren Wald gefahren.
Dort gibts auf 1100 m den ehemals höchstgelegenen Ort des Bayerischen Waldes, Leopoldsreut.
Vor ca 50 Jahren wurde der Ort wegen widriger Bedingungen (dreiviertel Jahr Winter) aufgegeben.
Die meisten Häuser wurden abgerissen, und jetzt steht dort wieder Wald.
Die Kirche und das Schulhaus stehen aber noch.

Vielleicht war die Aufgabe des Dorfes etwas voreilig, jetzt wär der Ort sicher eine Attraktion, besonders im Winter.
Als Erstes Bild ein foto von Flanitz, Wohnort von Stefan, aus über Zwiesel zum Arber.
Leider wars heut etwas trüb, die Sicht betrug nur ca 20 km.



Dann gings über Spiegelau, Mauth, Mitterfirminsreut nach Herzogreut.
Auf der Strecke, die zwischen 600 und 1000 m über NN schwankt, waren allerorten noch
Relikte des vergangenen Winters in Form von Schneehaufen sichtbar.
Besonders unter dächern waren ca 1 m hohe Schneemauern, die vom
Herunterschaufeln stammten.
In Herzogreut auf 800 m angekommen gings dann zu Fuß weiter zu unserem Ziel.
300 Höhenmeter waren noch zu überwinden
Hier Stefan auf dem Weg


.
Ab 1100 m ging hier die geschlossene Decke an, 200 m höher als am Arber.
Das Schneefallgebiet im februar hat diesen Bereich im Gegensatz zum mittleren Wald nur gestreift.
Deshalb die höhere Schneegrenze.
Impressionen vom Wegesrand







Dann kamen wir in Leopoldsreut an. Die Kirche ist bzw. war die höchstgelegene des Bayerwaldes.
Derzeit wird sie noch selten mal für Hochzeiten o.ä. benutzt.



In der Kirche befindet sich ein Dokumentationszentrum, hier einige Bilder davon ohne weiteren Kommentar









Die Schule war auch mal die höchstgelegene Deutschlands, die Schüler bezeichneten sie daher als "Hochschule" :-)



Hier das Schulhaus



Beide noch stehenden Gebäude




Nachher gingen wir noch auf den höchsten Punkt des Gebietes, dem Haidel, mit Aussichtsturm, der bis 1200 m hoch geht.
Neben dem Weg waren diese vom böhmischen geknickten Bäume, einer auf die Wurzel des anderen gefallen



Die Weiße Pechwurz. Spät dran hier, die kam in anderen Gegenden schon im März.



Weg zum Haidel




Am Aussichtsturm. Im Tal unten liegt der bekannte MM-Standort Haidmühle



Nachbarberg ist hier der Dreiländerberg Dreisessel
Schnee beginnt auch hier weiter oben als am Arber.


Noch ein auf dem Bild nicht so erkennbarer schwindelerregender Blick vom 39 m hohen Turm zum Boden



Gruß Andy

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In hochgelegenen aufgelassenen Bayerwalddörfern 06 Mai 2006 20:35 #126684

  • Benny (Waldthurn, 587m)
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Servus Andy,

schöne Bilder !
Wir könnten den Ort ja wieder aufbauen ;) ;)

Grüße
Benny

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In hochgelegenen aufgelassenen Bayerwalddörfern 06 Mai 2006 21:24 #126686

  • Tobias Ferrari
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Salü Andy

Danke für den tollen Bilderbericht.

Gruss
Tobias

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Der Weise sagt nicht alles was er denkt, aber er denkt alles was er sagt.
www.wetterstation-wohlen.ch

In hochgelegenen aufgelassenen Bayerwalddörfern 07 Mai 2006 17:49 #126720

  • David(Goms, 1050m-1350m)
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danke für den interessanten Bericht.

Ähnliche Schneemengen sieht man hier erst ab ca. 1370müM. (hinterm Dörfchen Oberwald im Wäldchen) Sonst ist bereits auf breiter Front der Frühling eingekehrt.

Jedoch gibts in der Schweiz ganzjährig bewohnte Dörfer die noch viel unwirtlicher sind. So zum Beispiel Juf im Kanton Graubünden auf 2120müM. Dort herrscht schon fast Hochgebirgsklima. Es ist wahrscheinlich das einzige Dorf Mitteleuropas in der Tundra. ;-) . Fast nicht vorstellbar wie die Leute dort früher über die Runden gekommen sind.

grüsse zu dir

David

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In hochgelegenen aufgelassenen Bayerwalddörfern 07 Mai 2006 21:04 #126729

  • Kerstin
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Danke für diesen Bericht.

Das Aufgeben eines Dorfes im letzten Jahrhundert ist eine recht ungewöhnliche Sache. Damals sollte es doch schon bessere Bedingungen gegeben haben als zu den 350 Jahren davor, als dort schon Menschen wohnten. Im zweiten Weltkrieg mag die abgelegene Lage vielleicht sogar vorteilhaft gewesen sein. Aber natürlich, in Bergregionen war das Leben früher immer sehr schwer, der Boden karg und bei so langen Wintern kann man kaum was ernten. Doch was haben die Vorfahren der Bewohner getan, um zurechtzukommen? Oder lag die Aufgabe daran, daß es anderswo bequemere Möglichkeiten des Broterwerbs gab, beispielsweise große Firmen im Tal?

Es gab im Hochmittelalter etwa dreimal soviele Dörfer wie heute, aber die meisten wurden im Spätmittelalter (nur sehr wenige im 30jährigen Krieg) aufgegeben, auch kleine Städte. Die Dörfer enthielten damals aber nur meist 5 bis 20 Höfe. Die Ursachen für das Verlassen waren sehr vielfältig, hatten mit u. a. Pest, Überfällen, Kriegen und Fehden, Stadtgründungen in der Nähe, Zusammenlegungen zum Zwecke einfacherer Verwaltung, schlechter Herrschaft, schlechten Bedingungen für die Landwirtschaft und somit auch mit dem Klima zu tun. Es ist bezeichnend, daß die Bergdörfer wie dieses erst recht spät gegründet wurden, weil eben zu Zeiten der Bevölkerungsexplosion in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts schon die besseren Plätze allesamt belegt waren, es andererseits aber schon bessere Gerätschaften gab, um die steinigen Bergäcker zu bearbeiten und ihnen wenigstens etwas abzugewinnen. Willingen war noch vor 100 Jahren das Armenhaus Waldecks, wo in fast jedem Winter der Hunger an die Türen klopfte. Sollte man nicht glauben, wenn man jetzt da ist, wo gerade im Winter die Gäste das Geld bringen.

Viele der heute noch bestehenden Dörfer und Städte waren eine Zeitlang wüst und wurden erst ab 1650 wieder bewohnt. Die Felder wurden von Nachbarorten aus mitbewirtschaftet oder wo einst das Dorf gewesen war, wurde von der Herrschaft ein Gutshof errichtet, der die Felder unter dem Pflug hielt. Denn das, was du von Leopoldsreuth erzählst, daß die Flächen wieder bewaldet sind, wollte man unbedingt vermeiden. Interessant auch, daß noch zwei Gebäude stehen. Wolllte man den Ort wieder beleben, hätte man heute sicher mit vielen Widerständen bei den Behörden zu kämpfen, schon wegen Strom, Wasser, Kanal usw. So lange Leitungen zu verlegen erscheint ihnen vielleicht nicht lohnenswert. Schade eigentlich. Schon hier im Forum gäbe es sicher einige Winterfans, die das wiedererweckte Dorf lieben könnten.

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In hochgelegenen aufgelassenen Bayerwalddörfern 07 Mai 2006 22:35 #126736

  • Andy_Bayerwald
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Sehr interessanter Kommentar dazu, Danke

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In hochgelegenen aufgelassenen Bayerwalddörfern 08 Mai 2006 09:05 #126747

  • Kerstin
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Ich habe zu dem Thema mal einen Vortrag gehalten und da wochenlang recherchiert. Deshalb interessiert mich sowas noch immer, damit ich meinen Text von damals auch weiter verbessern kann. Außerdem interessiert mich Geschichte, das gehört dazu. Wenn du noch Infos hast, nehme ich die gern.

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