Hallo,
ich war am Samstag für einen Tag in Holland um die "Schaatsgekte" (Eislaufmanie) der Niederländer als eigentlich selbst infizierter "live" zu erleben, getreu nach dem Motto "jetzt oder nie", da in der kommenden Woche Tauwetter den Eisfreuden ein Ende bereiten soll. Da größere Eislauftouren in den Niederlanden in diesem Umfang das letzte mal 1997 möglich waren ist "jetzt oder nie" durchaus ernst gemeint; wer weiß wann der Winter das nächste mal so streng wird?
Ich bin nach eingehender Internet-Recherche (es gab insgesamt mehr als 20 organisierte Touren an diesem Tag!) ins Naturschutzgebiet "Bieschbosch" zwischen Utrecht und Breda gefahren. der Bieschbosch ist ein großes Feuchtgebiet im Bereich der Flüsse Maas und Waal. Am Rande dieses Gebietes wurde vom örtlichen Eislauf-verein eine Tour organisiert.
Im Radio wurde schon früh am morgen vor großem Andrang gewarnt. Das war nicht übertrieben wie man hier sieht:
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Morgens halb zehn auf einem sonst einsamen Landweg: 4 km Stau. Dabei hatte ich noch Glück: Es staute sich im laufe des Vormittags bis zur Autobahn (!) zurück, wo dann auch mehrere Unfälle passierten.
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Am Startpunkt musste man die Startgebühr bezahlen, bekam dafür eine „Stempelkarte“ auf die an Kontrollpunkten auf dem Eis Stempel bekam. Das System dahinter: Wenn die Karte voll ist ist die Tour geschafft!
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Blick vom Start weg: Weite.... Na dann mal los.
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Das Wetter war traumhaft, es ging einfach nicht besser. Sonnig, windstill, deswegen nicht zu kalt, das ganze untermalt von wunderschönen verreiften Bäumen. Nur das Eis hätte besser sein können: Durch die Reifschicht waren Risse kaum zu sehen, was immer wieder zu Stürzen der Tourteilnehmer führte. Mich hats auch zwei mal böse hingelegt, zum Glück gabs außer ein paar blauen Flecken nichts ernstes. Andere hatten weniger Glück; ich habe im laufe der Tour mehrere Läufer gesehen die mit dem Hilfs-Schlitten vom Eis getragen werden mussten.
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Ein „Kluunpunkt“. Hier müssen schwache Stellen im Eis, wie z.B. hier unter einer Brücke, umgangen werden, auf niederländisch heißt das „kluunen“ (spricht man etwa wie „klühnen“ aus). Zu Diesem Zweck stellt man improvisierte Holzleitern auf und legt Gummimatten aus, auf denen die Tourer mit Kufen laufen können ohne den Schliff zu ruinieren. Wie man sieht war ganz schön was los.
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http://img.photobucket.com/albums/v123/gmcvnm/pict4988.jpg?t=1231671555
An der Strecke gab es immer wieder wunderschöne Bilder. Dieser Baum war Fotomagnet: immer wieder hielten Tourer an um ihn zu Fotografieren. Zurecht, wie ich finde!
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Im Laufe des Tages wurde die Strecke immer voller.
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Am Kluunpunkt passierte dann am Nachmittag der GAU: Das Eis bekam durch den „Stau“ von hunderten Eisläufern an der Treppe Risse, Wasser lief auf das Eis. Die Organisatoren sperrten daraufhin temporär den Bereich, wodurch Chaos an der Brücke entstand. Viele Läufer kletterten irgendwo an der Böschung hoch und versuchten so auf die andere Seite zu kommen, dabei stürzten auch einige.
http://img.photobucket.com/albums/v123/gmcvnm/pict4989.jpg?t=1231671648
Mittlerweile auch Riesenandrang am Start/Zielpunkt, der Club bekam die Massen kaum noch in den Griff.
Um zwei Uhr Nachmittags hatte ich dann nach vier Stunden Eislaufen die Stempelkarte voll und meine Tour beendet: 60km! Dafür gabs eine Erinnerungsmedaille. Dann ging es zurück zum Auto – und auf den langen Weg ins Rheinland, wo ich am frühen abend wieder ankam.
Ein traumhafter Wintertag ging so mit der Erfüllung eines langgehegten Traums zu Ende: Einmal im Leben eine längere Eislauf-Tour über Natureis zu machen. Wer weiß schon wann so etwas das nächste mal möglich sein wird?
Grüße
Constantin