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Im Kältepol Mitteleuropas 01 Jan 2007 19:58 #135645

  • Manuecker
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Hallo!

Am vorletzten Tag des Jahres nutzten der Stefan und Robert sowie meine Wenigkeit die geringe Schneelage für einen Besuch im Grünloch (bei Lunz am See in Niederösterreich), dem Kältepol Mitteleuropas. Immerhin wurden dort 1932 schon mal -52,6°C gemessen, 2003 gab es auch immerhin -47°C.

Nähere Informationen zum Grünloch:

http://www.dieuniversitaet-online.at/beitraege/news/meteorologinnen-auf-der-spur-des-grunloch-phanomens/69/neste/27.html


Um möglichst bald nach Sonnenaufgang im Grünloch zu sein, brachen wir schon um 5:15 Uhr in Wels in Richtung Lunz am See auf. Ca. gegen 6:45 Uhr traffen wir uns in Lehen am Ausgang des Lechnergrabens ins Ybbstal mit dem Stefan und marschierten noch in der Dämmerung los.
Bei unserem Ausgangspunkt auf 580 m lagen nur wenige cm Schnee, und auch im Lechnergraben war eher wenig von dem Weiß oder Eis zu sehen, daher hatten wir kaum Probleme den Weg zu finden oder auf irgendwelchen Eisplatten auszurutschen.
Nach ungefähr 2h kamen wir am Rand des Grünlochs an, auf 1320 m lagen dort immerhin 45 cm Schnee bei -5°C.

Bei strahlendem Sonnenschein und Pulverschnee lag eine wunderbare Winterlandschaft vor uns (zwischen den Bäumen kann man einen ersten Blick in Richtung Dolinenboden werfen):




Nun ging es in die 60 m tiefer gelegene Donline runter. Dabei wurde es Schritt für Schritt merklich kühler, nach jeder noch so kleinen Kuppel fiel die Temperatur fühlbar, das war ein sehr interessanter Abstieg. Am Boden der Doline (der langsam aber sicher von den Sonnenstrahlen erfaßt wurde) war es dann wirklich sehr sehr frisch. Sofort packten wir ein paar Thermometer aus und stellen sie neben den Messgeräten von der Universität. Allerdings dauerte es ziemlich lange bis sie wirklich die Temperatur im Grünloch anzeigten, in der Zwischenzeit wurden immer größere Teile vom Dolinenboden von den Sonnenstrahlen erfaßt (was natürlich einen merklichen Temperaturanstieg zur Folge hatte). Dennoch konnten wir gegen 9:45 Uhr noch eine Temperatur von knapp -20°C messen! Und dass, obwohl die 850 hPa Temperaturen laut GFS Analyse an diesem Tag 4°C betragen haben.
Der Temperaturunterschied zwischen Dolinenrand und Dolinengrund betrug also selbst bei Sonnenbestrahlung von Teilen des Grünloches immer noch 15 Kelvin!

2 Fotos vom Grund der Doline, am ersten sieht man wie sich die Sonnenstrahlen langsam in Richtung Dolinenboden vorarbeiten. Interessant war auch, dass höher gelegene Bäume keinen Reif hatten im Gegensatz zu den Tieferen:






Nachdem uns auch die Jause einfrohr, verließen wir die Doline wieder und stiegen weiter auf in Richtung Großen Hühnerkogel. Beim Rückblick ins Grünloch bot sich uns ein faszinierender Anblick auf die Obergrenze der Inversion, die sich ständig auf und ab bewegte:








Das Grünloch aus der Vogelperspektive:




Von einem mit Latschen bedeckten Vorgipfel (ca. 1600 m) des Großen Hünerkogels bot sich uns dann ein wunderschöner Ausblick auf die Bergwelt, hier ein Panoramafoto in Richtung Süden (Dürrenstein, Hochschwab, etc.) aufgenommen:



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Das Donautal lag wieder mal unter einer dicken Nebeldecke, im höher gelegenen Waldviertel gab's dagegen Sonnenschein:






Die Fernsicht war an jenem Tag exzellent! In Richtung süddeutsches Flachland sah man eine langgezogene Hügelkette die aus dem Nebel bzw. Dunst herausragte. Ich habe lange überlegt was das sein könnte und ich glaube, dass wir womöglich die Schwäbische Alb gesehen haben. Allerdings ist die ca. 350 km weit entfernt, ich frage mich, ob so eine Sichtweite überhaupt möglich wäre.

Hier das Foto von dem Hügelzug in Deutschland (ungefähr in westlicher Richtung aufgenommen):



Nach einer langen Rast in der milden Dezembersonne (immerhin hatte es 3°C) stiegen wir wieder in Richtung Tal ab. Am Grünlochranden packte Stefan und mich die Neugier wie hoch (oder eher tief) die Temperatur am Dolinengrund wohl ist, immerhin lag der Großteil des Grünloches bereits wieder im Schatten. So stiegen wir schnell nochmal ab und konnten um 14:15 Uhr immerhin bereits wieder -11°C messen. Bereits am frühen Nachmittag gab es also bereits wieder (oder immer noch?) eine beträchtliche Inversion.
Später stiegen wir durch den Lechnergraben wieder ins Tal ab, wo wir gegen 16:15 Uhr ankamen.

lg, Mani

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Im Kältepol Mitteleuropas 01 Jan 2007 20:13 #135646

  • Markus Brotschi
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Wunderbarer Bericht, Danke Mani

Dir ein gutes neues Jahr :-)

Kusi

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Im Kältepol Mitteleuropas 01 Jan 2007 21:27 #135649

  • Philipp aus Alraft
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Danke für den tollen Bericht und die absoluten Spitzenbilder!

Dieses Bild hier solltest du mal in einem Album.de-Contest mitmachen lassen. Das kommt 100%ig in den Kalender!



Viele Grüße,
Philipp

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Im Kältepol Mitteleuropas 02 Jan 2007 04:56 #135660

  • Tobias Ferrari
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WOW, vielen Dank für diesen wunderbaren Bericht, Mani.

Gruss
Tobias, der nun zur Arbeit geht...

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