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Novembertemp Russlands vs Wintertemp Mitteleuropa 13 Nov 2009 00:28 #159035

  • Lars Thieme
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Ich möchte hiermit mal dem weit verbreiteten Irrtum entgegentreten, es gäbe einen Zusammenhang zwischen den Temperaturverhältnissen Russlands im November und der Wintertemperatur Mitteleuropas wie man des öfteren jedes Jahr in diversen Foren lesen kann. Dies ist definitiv nicht der Fall....Im Gegenteil wie folgende Grafik verdeutlichen soll.
Sie zeigt den Korrelationskoeffizienten zwischen der Novembertemperatur Europas und unserer Wintertemperatur im Zeitraum 1952 - 2008.



Wie man sieht ist über weite Teile Russlands keinerlei positive Korrelation zu erkennen und nur dann wäre bei milden/kalten Novembern auch eine Tendenz zu milden/kalten Wintern bei uns zu erkennen.
Stattdessen ist ersichtlich, dass über dem Nordwesten Russlands sogar eine recht stark negative Korrelation existiert. Insbesondere Ende der Achtziger und in den Neunziger Jahren verliefen die November in jener Region oftmals kalt, wobei analog zur Korrelation die Winter auch meistens mild in Mitteleuropa waren.

Man darf nicht übersehen, dass bei entsprechender Großwetterlage auch über Russland eine sehr kalte Luftmasse binnen weniger Tage vollständig ausgeräumt bzw. auch schnell durch arktische Vorstöße wieder hergestellt werden kann.
Den Gedanken, ein im Spätherbst gebildeter Kaltluftkörper über dem Kontinent könnte sich bis in den Winter hinein halten, sollte man daher aufgeben. Er lässt sich statistisch nicht nachweisen.

Gruß Lars

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Novembertemp Russlands vs Wintertemp Mitteleuropa 13 Nov 2009 01:04 #159036

  • Markus Brotschi
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Salü Lars

Dein Beitrag ist äusserst intreressant. Und doch erstaunt mich das Resultat irgendwie. Welche Parameter hast Du bei Deiner Untersuchung berücksichtigt? Hast Du die Schneedecke miteinbezogen?

Ich weiss, der Mensch vergisst sehr schnell. Die meisten Leute wissen nicht mal mehr ein Jahr später, ob der vergangene Winter nun ein "harter, schneereicher" oder eher ein "milder" war. An dieser Stelle könnte man nun bei einem Glas Wein locker auch abendfüllend über das Thema "früher waren die Winter noch richtige Winter" diskutieren :-)

Was ich ansprechen will - und ich bin mir da eben meiner Unzulänglichkeit bewusst - sind meine Beobachtungen. Diese sind aber weder wissenschaftlich untermauert noch irgend eine lückenlose Messreihe.

Ich hätte aus dem Bauch heraus eben doch einen Zusammenhang zwischen der Spätherbst-/Frühwintersituation über Russland und unseren Wintern gesehen. Sprich, es ist doch etwas anderes, wenn in Russland der Boden schon im Spätherbst stein-bein bis in grosse Tiefen gefroren ist (und dann im Idealfall erst nachher Schnee darauf fällt), oder ob dort lediglich nasskaltes Matschwetter oder gar relativ milde Temps herrschen.

Im ersteren Fall ist die Situation quasi ein "Selbstläufer". Sprich, der Boden ist tief herab gefroren und der Schnee darüber tut sein eigenes dazu, dass sich gewaltige Kaltluftseen bilden können. Klär kann dann - wie Du es auch schreibst, solch ein Kaltluftsee angeknabbert oder zumindest verschoben werden. Aber ein "vollständiges Ausräumen" kann ich mir so oder so nicht wirklich vorstellen.
Gehen wir nun doch davon aus, dass - zumindest Teile - des riesigen Kaltluftsees durch milde Luftmassen ersetzt werden, braucht es relativ lange, bis die Schneedecke ebenfalls weicht (der Energieverbrauch, um eine gewisse Menge Schnee wegzuschmelzen ist enorm). Zudem wird jeweils in der Nacht über dem Schnee - auch bei milden Temps - wieder ein gewisser Teil Kaltluft erzeugt, der bei grüner Wiese nicht in diesem Ausmass erzeugt würde.

Es braucht also relativ viel, bis
- erst mal der Schnee weggefressen ist
- dann auch noch der Boden getaut wäre

Ein Warmluftvorstoss in die finnisch-polnisch-russische Region hinein hat also extrem viel weniger "Wirkchancen", wenn dort tiefster Winter herrscht. ist das Eindringen des Tiefs mit dem Warmsektor dann erst mal verpufft, wird ja sofort die bestehende Kaltluft um das Tief herum wieder angesogen und der verbleibende Schnee verheilt die "Wunde" im Mega-Kaltluftsee sehr schnell. Dies die vereinfachte Umschreibung meiner Beobachtungen.

Was hat das nun mit dem Winter in ME zu tun?

Dreht die Strömung bei uns auch nur wenig auf Nordost oder gar Nord-Nordost, werden diese Kaltluftreserven ja angezapft. Je mehr dort zur Verfügung steht, desto winterlicher wird es bei uns. Ich sehe also schon einen Zusammenhang zu kalten Wintern und der "Vorbereitung" dessen im finnisch-polnisch-russischen Raum.

Aber wie ich einleitend schreibe, kann ich das nicht untermauern und auch nicht mit Analysen nachweisen, sondern das beruht einfach auf meinen Beobachtungen und schlussendlich meinem Bauchgefühl.

Bin gespannt, wie Du den Einfluss der Schneedecke einstufst.

Dies mein Input zu später Stunde

Grüse zu Dir

Kusi

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Novembertemp Russlands vs Wintertemp Mitteleuropa 13 Nov 2009 07:35 #159037

  • weatherman(München,520m)
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Das Resultat ist echt erstaunlich! Danke für die Analyse und eure beiden Einschätzungen! Allerdings kann ich mir schon vorstellen, dass ein Hochdruckgebiet über Russland dem Aufbau von Winterkälte in ME nicht gerade zuträglich ist, da es ja bei uns eher eine südliche bis südöstliche Strömung mit sich bringt.
Grüße
weatherman

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Novembertemp Russlands vs Wintertemp Mitteleuropa 13 Nov 2009 21:17 #159040

  • Lars Thieme
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Hast Du die Schneedecke miteinbezogen?
Bin gespannt, wie Du den Einfluss der Schneedecke einstufst.


Nein es handelt sich hierbei nur um eine bivariate Temperatur-zu-Temperatur-Beziehung.
Daten zur Schneedecke sind ein schwierige Sache, da es kaum möglich ist über einen genügend langen Zeitraum einen homogenen Datensatz mehrerer russischer Stationen zu finden.
Aber ich denke mal, dass ein kalter November in Russland nahezu sicher auch mit einer mehr oder weniger mächtigen Schneedecke verbunden ist.

Man darf auch nicht vergessen, dass selbst im Falle, die russische Kälte kann sich über einen längeren Zeitraum halten, diese auch nicht bis nach Mitteleuropa gelangen muss. Oftmals blieben kräftige Hochs mit der Kälte weit auf dem Kontinent liegen und als Gegenpart befanden wir uns auf der Vorderseite atlantischer Tiefs mit milden Luftmassen. Auch Winter, wo Ostlagen gänzlichst fehlten gab ja es bereits in der Vergangenheit.

Gruß Lars

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Novembertemp Russlands vs Wintertemp Mitteleuropa 14 Nov 2009 16:48 #159043

  • Michael
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Hallo Markus,

ein kleines Stück wie gut tiefgefrorener Boden und Schneedecke dem Milddruck standhalten, werden die nächsten Tage im Norden Finnlands zeigen.

Über mehrere Wochen herschte dort Dauerfrost und keine Schneedecke
TIE 971 NÄÄTÄMÖ (POHJOISEEN)
AIR -10.8 °C
ROAD SURF. -9.8 °C
PRECIPIT. NO RAIN
ROAD COND. SNOW ON THE ROAD

oder

TIE 21 ROPINSALMI (KILPISJÄRVELLE) 17:23
AIR -5.1 °C
ROAD SURF. -7.9 °C
PRECIPIT. NO RAIN
ROAD COND. ICY

als kleines Beisspiel: Die Südwestlage die uns sehr milde Luft bringt, aber im tiefen Norden, aller vorraussicht nach nur Frostabschwächung, und Schneefälle verursachen wird.

Ich weiß, das die Landfläche nicht groß ist, aber es wird sich sicher im kleinen zeigen, wie gut tiefgefrorener Boden und Schnee der Wärme wiederstand leisten.

In diesem Sinne "Schau mer mal" was die Lage bringt.

Wobei auch ich der Meinnung bin, Frosttiefe von 50-100cm und dann Schnee drauf, halten "ewig" im Vergleich zu 1Meter Schnee und nur Bodentemp von 0°C.
Es war letzen Winter als die Warmfronten auf dem tiefgefrorenen Boden nur Eiskörner/ gefrierenden Regen hinterliesen aber nichts/nur wenig dem gefallenen Schnee anhaben konnten.


Grüßle Michael

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Novembertemp Russlands vs Wintertemp Mitteleuropa 15 Nov 2009 09:43 #159045

  • fabile
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Es gibt sogar irgendwo eine Statistik, dass keine kalter Nordrussischer Winter noch lange nicht bei uns auch zu kalt sein muss. Unser Wetter (Alpen) kommt halt mehr aus SW-NW und Winterlagen kommen fast zwingend über eine NW-N Lage. Und dann kommt es eher darauf an, wie kalt die Luft im Osten, also über Osteuropa ist. Denn eher wird die angezapft, als kalte Sibirienluft aus dem Norden.

Nett immer, wenn man sich hier durchklickt (leider nicht mehr aktualisiert):

http://www.meteoschweiz.admin.ch/web/de/klima/klima_heute/raeumliche_klimaschwankungen.html

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