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THEMA:

Alles redet von "Kyrill" aber wer erinnert sich noch an Orkantief "Daria" ? (25. Januar 1990) 25 Jan 2008 19:46 #149178

  • H.-D. Müller Brühl +115m
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Wetterlage
An der Südflanke eines Zentraltiefs südlich von Island bildet sich das Orkantief „Daria“ (Kerndruck < 955 hPa), es zieht über Großbritannien u. der Nordsee hinweg nach Südschweden u. führt warme, hinter der Kaltfront dann kühle Meeresluft nach Deutschland.
Es ist allgemein stark bewölkt bis bedeckt u. es regnet verbreitet.
Hinter der Kaltfront dann Übergang zu rasch wechselnder Bewölkung mit kräftigen Regen-, Schnee- u. Graupelschauer, häufig entladen sich dabei auch Gewitter.
Verbreitet treten Orkanböen (Bft. 12) auf.
An der Küste werden Windgeschwindigkeiten von 160 Km/h, im Binnenland zwischen 130 - 150 Km/h u. auf den Bergen von mehr als 170 Km/h gemessen.
Unterhalb von 1.100 m ü. NN ist keine geschlossene Schneedecke in Deutschland anzutreffen.
Es ist deutlich zu mild.

Besondere Wetterereignisse

Lokal

Wetterablauf in Brühl:
Am Morgen weiter verdichtende Wolkendecke u. einsetzender leichter Regen.
Am Nachmittag starker gewittriger Schauer, begleitet von Orkanböen.
Nachfolgend Übergang zu rasch wechselnder Bewölkung, mit nur noch leichter Schauerneigung.
Wind am Morgen mäßig aus S, stetig auffrischend.
Ab dem Nachmittag stürmisch mit Orkanböen u. auf SW drehend. Auch in der Nacht zu Freitag Orkanböen, die erst gegen Morgen etwas abflauen.
Schwere Sturmschäden, u. a. an Baumbeständen in Brühl.
Wärmster Januartag 1990!
Luftdruckverlauf: 7.30 Uhr 1004 hPa, 14.30 Uhr 993 hPa, 21.30 Uhr 992 hPa. Tiefster Wert: 986 hPa

Regional[/i] (NRW)
Sturm u. heftige Regenfälle führen in den Abendstunden zu chaotischen Verhältnissen.
Entwurzelte Bäume, abgerissene Äste, umherfliegende Dachpfannen u. umgestürzte Plakatwände behindern landesweit den Verkehr erheblich.
Es gibt Tote u. Verletzte.
Auf den Autobahnabschnitten im Raum Köln/Düsseldorf kommt der Verkehr zum Erliegen.
Bei Bonn-Beuel drohen Wellblechgaragen auf die Autobahn geweht zu werden.
In Bad Hönnigen, bei Bonn, wirft der Orkan am Abend eine 4 m hohe Mauer um. Arbeiter entdecken unter den Trümmern die Leiche eines 38jährigen Mannes aus Herne in Westfalen.
Auf der A 61, Köln-Koblenz, stürzen drei Lkw um.
Bei Heimerzheim schleudert der Wind Hinweisschilder auf die Autobahn. Mehrere Autofahrer können den Hindernissen nicht mehr ausweichen.
Auf der A 57, Köln-Neuß, kommt es zu Verkehrsbehinderungen durch Äste u. Büsche auf den Fahrbahnen. Die Polizei fordert die Autofahrer auf, die Parkplätze anzusteuern u. das Ende des Sturmes abzuwarten.
Die Feuerwehren im Rheinland, an der Ruhr u. im Münsterland sind ununterbrochen im Einsatz um Straßen wieder passierbar zu machen.
In Köln stürzt bei einer Windgeschwindigkeit von 130 Km/h ein schwerer Baukran um.
Ein Autofahrer wird von einem niederstürzenden Baum getroffen u. verletzt.
Ein Fußgänger kommt zu Schaden, als er von einem herabfallenden Transparent getroffen wird.
Der Flughafen Köln-Bonn wird zeitweise für startende Maschinen gesperrt. Eine Halle wird durch den Wind so stark beschädigt das sie einzustürzen droht. Teile dieses Hangars begraben 10 Autos unter sich. Mehrere Privatmaschinen werden hochgewirbelt u. landen auf dem Dach. Der Sachschaden auf dem Flughafengelände wird auf eine Mio. DM geschätzt.
Im Erftkreis geraten zahlreiche Autofahrer am Nachmittag in Panik, als auf der B 59 zwischen Pulheim u. Stommeln Bäume umstürzen u. sie einschließen. Aus Angst, dass weitere Bäume umgeweht werden könnten, verlassen sie ihre Pkw u. fliehen über Feldwege.
Im Rhein-Sieg-Kreis werden zahlreiche Häuser abgedeckt, sowie Bäume u. Ampelmasten umgeknickt.
Auf der B 8 bei Hennef wird ein Lkw von einer Sturmböe erfasst u. auf die Seite gekippt.
In Leverkusen gehen hühnereigroße Hagelkörner nieder.
Im Kreis Euskirchen muss ein Polizeihubschrauber die Suche nach einem vermissten Altenheimbewohner abbrechen. Auf den Eifelhöhen u. in Aachen werden Spitzenwindgeschwindigkeiten von bis zu 150 Km/h gemessen.
Im Dahlemer Gemeindewald fällt der Sturm binnen Minuten 15.000 Festmeter Holz.
In Schleiden bricht für 40 Minuten die Stromversorgung zusammen, weil Strommasten von umstürzenden Bäumen mitgerissen wurden.
In Bergisch-Gladbach stürzt ein Baum auf ein Auto, die Fahrerin wird schwer verletzt.
Vorübergehend wird die Stromversorgung des Schnellen Brüters in Kalkar unterbrochen als durch Blitzschlag u. Wind zwei Strommasten abknicken.
In Münster wird ein 17jähriger an einer Bushaltestelle von einer umstürzenden Pappel erschlagen.
In Essen stirbt ein Mann vor Aufregung an einem Herzinfarkt.
In Hohenlimburg wird ein Mann von einem herabstürzenden Hausdach getötet.
Der Sturm bringt auch die Fahrpläne der DB durcheinander. Alleine im Bereich von Essen haben insgesamt 190 Züge Verspätung, im Köln-Bonner Raum sind es 86. Drei Züge fahren erst gar nicht erst los.
Im Rhein-Sieg-Kreis sitzen viele Autofahrer wie in einer Mausefalle fest, nachdem der Sturm zahlreiche Bäume umgeweht hatte.
Besonders bedrohlich ist die Situation im Gebiet des Staatsforstes Nutscheid zwischen dem Bröl- u. dem Siegtal. Hier sitzen Autofahrer eine Stunde lang zwischen umgestürzten Bäumen gefangen. Bewohner aus dem benachbarten Ort Altenherfen rücken mit Motorsägen an u. befreien die Eingeschlossenen schließlich.
In Siegburg, Troisdorf, Eitorf u. in vielen anderen Orten werden komplette Dächer abgedeckt sowie Vordächer abgerissen u. auf parkende Pkws geschleudert. Die Feuerwehr zählt 300 Einsätze.

National
Es entstehen, besonders im Westen u. Norden, Schäden in Millionenhöhe (DM).
Zu schweren Verwüstungen kommt es auch in Teilen von Hessen u. Rheinland-Pfalz. Wegen blockierter Straßen kommt hier der Verkehr streckenweise völlig zum Erliegen.
Auch aus Niedersachsen u. Ostfriesland wird von gewaltigen Sturmschäden berichtet. Hier knicken mehrere Hochspannungsmaste um, sodass in einigen Ortschaften der Strom ausfällt.
Auf dem 1.143 m hohen Brocken im Harz wird in einer Böe eine Windgeschwindigkeit von 176 Km/h gemessen.
In Aurich wird ein 50jähriger Radfahrer von einer Sturmböe erfasst, auf die Fahrbahn geschleudert u. dann von einem Auto überrollt. Er wird bei dem Unfall tödlich verletzt.
Bei Nienburg an der Weser stirbt eine 22jährige Frau unter einer umstürzenden Giebelwand.
Der Sturmflutwarndienst in Hamburg warnt vor einer schweren Sturmflut in der Nacht zu Freitag. Es wird erwartet, dass an der nordfriesischen Küste u. in Hamburg die Flut bis zu 3,5 m über dem Pegel des mittleren Hochwassers liegen wird.
Der NDR ändert ab Mitternacht sein Programm u. informiert aktuell über das Unwetter u. mögliche Schäden.
Auf Sylt entstehen an der Südspitze erhebliche Landverluste.
Indirekt ist „Daria“ auch an einem Wohnungsbrand in Bitburg beteiligt, wobei eine 77jährige Frau ums Leben kommt. Sie hatte vergeblich versucht einen durch den Sturm erloschenen Ölofen zu entzünden, dabei aber vergessen die Ölzufuhr abzudrehen. In dem noch heißen Ofen bildeten sich Gase, die schließlich explodierten.
Zu einem Brand kommt es auch in Dormagen, als ca. 50 m² Teerpappe gegen einen Flutlichtmast schleudern. Daraufhin knickt der Mast ab u. stürzt auf ein Umspannwerk. Beim nachfolgenden Brand entsteht ein Schaden in Millionenhöhe.

Europa

Über Großbritannien, dem Ärmelkanal, in Nordfrankreich u. den Niederlanden wütet „Daria“ mit Windgeschwindigkeiten zwischen 175 u. 195 Km/h.
Es werden Bäume entwurzelt, Dächer abgedeckt, Scheiben zerbersten, Autos werden durch die Luft gewirbelt u. sogar ein Flugzeug wird verschoben.
Schiffe geraten in Seenot.
Mindesten 41 Menschen kommen ums Leben, alleine in Großbritannien sind es 29 an der Zahl. Die meisten werden durch umstürzende Bäume, herabfallende Dachziegel u. Mauerstücke erschlagen. Über Todesopfer auf See liegen noch keine Berichte vor.
Großbritannien
Hier ist besonders Wales u. Südengland am stärksten betroffen.
Zahlreiche Menschen werden zum Teil schwer verletzt.
Eine Mio. Haushalte in GB sind ohne Strom, nachdem Überlandleitungen gerissen u. Hochspannungsmasten umgestürzt sind.
Auf dem Flughafen Heathrow bei London wird ein Jumbojet durch die Orkanböen von der Startbahn gefegt.
In der Innenstadt von London werden zahlreiche Personen durch herabstürzende Gebäudeteile verletzt. Zahlreiche Straßen, wie z. B. die sechsspurige Ringautobahn um London, sind am Nachmittag durch umgestürzte Lkw blockiert. Nachdem der Sturm das Dach des Parlamentsgebäudes beschädigt hat u. Regenwasser eindringt, räumt die Polizei die Lobby des Unterhauses. Fußgänger müssen sich aneinander festhalten, um nicht umgeweht zu werden. Die Polizei bittet die Bevölkerung zu Hause zu bleiben. Am Nachmittag werden die meisten Bahnhöfe in London geschlossen. In zwei Hotels sind Gäste stundenlang eingeschlossen, nachdem der Sturm die Dächer abgedeckt hat. 14 Schulkinder kommen mit Schnittwunden, die sie sich an zerschmetterten Fensterscheiben zugezogen haben, ins Krankenhaus.
In Nordengland u. Schottland gibt es heftige Schneestürme. Die Polizei fordert die Autofahrer auf nicht mehr den eigenen Wagen zu benutzen.
Ein Polizeihubschrauber streift im heftigen Schneetreiben ein fünfstöckiges Wohnhaus u. stürzt ab. Ein Polizist kommt dabei ums Leben, drei weitere Insassen werden verletzt.
Im Ärmelkanal u. vor der bretonischen Küste geraten zahlreiche Schiffe in Seenot. Die Wellen erreichen eine Höhe von mehr als 5 m Höhe. Viele Handelsschiffe versuchen den nächstmöglichen Hafen anzulaufen. Der Fährverkehr im Ärmelkanal sowie zwischen Schottland u. Nordirland ist völlig eingestellt.
Der 1.500 t große Frachter „Celtic Navigator“ bekommt bei der Einfahrt in den Ärmelkanal Schlagseite, als sich seine Ladung verschiebt.
Das iranische Schiff „Iran Abad“ sucht mit verschobener Ladung Schutz im Hafen von Brest.
Es ist nicht möglich einem, nahe den südwestenglischen Scilly-Inseln, in Seenot geratenen Frachter mit Rettungshubschrauber zur Hilfe zu eilen.
Frankreich
Hier kommen sechs Menschen durch die Unwetter ums Leben, darunter auch ein 14jähriger Junge u. ein 12 jähriges Mädchen, die jeweils von einer einstürzenden Mauer erschlagen werden sowie ein Baby, das von umherfliegenden Glassplittern tödlich getroffen wird.
Ein Werftarbeiter wird von einem umkippenden Kran getötet. Dutzende weitere Personen werden verletzt.
In der Bretagne u. auf der ihr vorgelagerten Insel Ouessant entstehen erhebliche Schäden.
Der Radarturm auf Ouessant (118 ü. NN), von dem aus der Verkehr im Ärmelkanal geregelt wird, kommt so bedrohlich ins Schwanken, das er geräumt werden muss.
Im Atomkraftwerk Gravilines werden fünf der sechs Blöcke abgeschaltet. Die Stromversorgung von Hunderttausenden Menschen bricht zusammen.
Niederlande
Auch hier kommen sechs Menschen ums Leben.
In Amsterdam wird ein Mann von einem hochgewirbelten Container erschlagen.
Alle Flughäfen des Landes sind geschlossen.
Die Marine u. zwei Seerettungskreuzer müssen dem, mit 56 Menschen an Bord, in Schwierigkeiten geratenen sowjetischen Fischkutter „Bris“ zu Hilfe eilen.
Belgien
Hier wird eine Mutter u. ihr Kind von einem umstürzenden Baum getötet.

Quelle (Auszug). ex Wetter-Almanach

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