Wetterlage
An der Ostflanke eines umfangreichen Hochs über Grönland u. dem Osten Kanadas strömt polare Kaltluft nach Süden.
Bei dem Zusammentreffen mit subtropischer Warmluft, die am Nordrand eines Azorenhochs nach Norden geführt wird, entwickeln sich Wellentiefs die über den Atlantik ostwärts ziehen.
Eines davon entwickelt sich dabei zum Orkantief.
Unter Vertiefung (Kerndruck 985 hPa) zieht „Ginger“ über denn Ärmelkanal u. an der belgischen, holländischen u. deutschen Nordseeküste entlang, um dann in Richtung Jütland abzudrehen.
Die Kaltfront des Orkantiefs überquert im Tagesverlauf rasch die BRD von West nach Ost. Dahinter fließt kühle Meeresluft ein.
Dabei treten schauerartige Niederschläge auf. In Norden Deutschlands werden Windgeschwindigkeiten von 120 Km/h, das entspricht Bft. 12 (Orkan), gemessen.
Besondere Wetterereignisse
Orkantief „Ginger“
In Bad Salzuflen wird ein 79 Jahre alter Kurgast beim Spaziergang durch den Park von einem umstürzenden Baum erschlagen.
In Essen fährt ein 21jähriger auf einen Gerätewagen des THW auf, dabei erleidet er tödliche Verletzungen.
Der Sturm erreicht Windgeschwindigkeiten von mehr als 100 Km/h.
Bäume u. Äste stürzen auf Autobahnen, Landstraßen u. Bahngleise. In weiten Teilen des Landes kommt es zu erheblichen Verkehrsbehinderungen.
Der Sturm weht zahllose Ziegelsteine von Dächern herab. Auch werden Markisen u. Plakatwände losgerissen.
In Köln ist die Feuerwehr im Dauereinsatz. Sie muss sich um abgeknickte Bäume, herabgefallene Ziegel u. losgerissene Baugerüste kümmern.
In Köln-Merheim ist die Linie 1 der KVB unterbrochen, weil ein Baumstamm auf den Gleisen liegt.
Eine Frau u. ihre Tochter werden von einem umstürzenden Baum getroffen u. müssen ins Hospital gebracht werden.
In Aachen werden ein Radfahrer sowie ein Autofahrer von herumfliegenden Ästen getroffen.
In Würselen wird ein Mensch von den abstürzenden Teilen eines Hausgiebels verletzt.
In Düsseldorf entstehen große Sachschäden, u. a. an Autos die von abgerissenen Ästen getroffen werden.
Betroffen ist auch der Fernbahnhof am Düsseldorfer Flughafen. Hier bewegt sich für eine Stunde nichts mehr weil die Oberleitung blockiert ist.
Nach ersten Schätzungen sind Sachschäden von mehreren Mio. DM entstanden.
Die Feuerwehren in NRW fahren fast 7.000(!) Einsätze.
Im Laufe des Abends erreicht der Sturm auch Norddeutschland u. entwurzelt in Bremen u. in Teilen Niedersachsens zahlreiche Bäume.
Im Regierungsbezirk Oldenburg u. in Hannover werden fünf Menschen verletzt.
Die stärksten Sturmböen treten auf der Nordseeinsel Borkum auf. Hier werden Windgeschwindigkeiten von 126 Km/h gemessen. Aber auch im norddeutschen Tiefland werden noch bis zu 120 Km/h erreicht.
Auf der Nordseeinsel Norderney reißt der Sturm den Rotorkopf einer Windanlage ab, der daraufhin ein Firmendach durchschlägt.
In Hamburg werden drei Veranstaltungszelte des dort stattfindenden Kirchentages zerstört.
Die Bahnverbindung Pinneberg-Elmshorn ist durch einen umgestürzten Baum für zwei Stunden unterbrochen. Auch andere Strecken der DB sind betroffen u. Züge haben selbst am Montagmorgen auf einigen Strecken noch bis zu zwei Stunden Verspätung.
Die Feuerwehr muss auf dem Gelände der Weltausstellung „Expo 2000“ in Hannover Ausstellungsteile sichern.
Die Deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger rettet von Freitag bis Sonntag 96 Menschen aus Seenot.
Die Fährstrecke Rostock-Gedser muss eingestellt werden u. bleibt auch am Montag zeitweise noch außer Betrieb.
Europa
Orkantief „Ginger“[/i]
In den Niederlanden werden drei Personen, darunter ein Kind, von umstürzenden Bäumen erschlagen.
In Nordholland werden in Spitzenböen bis zu 120 Km/h (Bft. 12, Orkan) gemessen.
In Belgien verliert ein Autofahrer infolge einer starken Windböe die Kontrolle über sein Fahrzeug u. verunglückt tödlich.
In ca. 9 Km Höhe erreicht der „Jetstream“ über Westeuropa fast 300 Km/h.
Quelle (Auszug): ex Wetter-Almanach
