Willkommen, Gast
Benutzername: Passwort: Angemeldet bleiben:
  • Seite:
  • 1

THEMA:

Thema aufgegriffen aus dem WZ-Forum 06 Jul 2008 23:55 #152346

  • H.-D. Müller Brühl +115m
  • H.-D. Müller Brühl +115ms Avatar Autor
  • Besucher
  • Besucher
Da ich dort nicht mehr aktiv "mitmische", das Thema mich aber doch sehr interessiert hat, nun hier meine Antwort.

Darum ging:
1783, dier Lakispaltennebel und der extrem lange Winter

http://www.wzforum.de/forum2/read.php?6,1382224


Vulkanausbruch auf Island und die Folgen

Im Juni 1783 brach auf Island der Vulkan Lakagigar aus.
Dabei handelte es sich dort um einen der größten Ausbrüche seit dem 8. Jahrhundert.

Riesige Mengen von Asche gelangten dabei in die Atmosphäre.
Wissenschaftler errechneten Mengen bis zu 90 Mio.(!) Tonnen.

Island selbst wurde großflächig von der Asche bedeckt.
Ein 130 m (!) breiter Fluss ist wohl vollständig von der Vulkanasche zugedeckt worden.

Die dabei entstandene Eruptionsasche wurde auch bis nach Deutschland verfrachtet.

Der Berliner Naturforscher Carl Ludwig Gronau schreibt:
Der Winter (1782/1783) war kalt und gemischt, der Frühling temperiert und trocken, der Sommer heiß und trocken, der Herbst temperiert und trocken, es gehörte also zu den trockenen Jahren.

Offensichtlich ein relativ „normales“ Jahr.
Keine übergroße Kälte; keine Überschwemmungen oder anderen bemerkenswerten „Wetterkapriolen“.

Aber:
Gronau kam doch etwas recht seltsam vor.
Er berichtet von einem auffälligen „roten“ Dunst ab der 2. Jahreshälfte.
Außerdem noch von einem „trockenen Nebel“ den er in den Sommermonaten wahrnahm.

In ganz Mittel- und Westeuropa konnte etwa vom 16. - 20. Juni 1783 ein neblig-blutroter Himmel beobachtet werden.
Verbreitet soll sich diese Phänomen bis in den August hinein, strichweise sogar bis Ende September gehalten haben.

Normal war das nicht!
Das erkannt auch ein weiterer, anerkannter Naturwissenschaftler und Wetterbeobachter seiner Zeit, Christoph Heinrich Pfaff.
„Es verfinsterte an manchen Tagen die Luft so sehr, da? Die Sonne ihren Glanz verlor, und mit blutroter Farbe, besonders beim Aufgang und Untergang erschien, ein Phänomen, das besonders den gemeinen Mann in Schrecken setzte“.

Ein Augenzeuge aus dem Westteil von Preußen:
„Die Sonne hatte am Tage einen blassen Schein, wie durch Rauch.“
„Am Morgen und einige Stunden vor ihrem Untergang hatte sie die Gestalt einer roten glühenden Kugel“.

Aber nicht nur mit dem Auge; nein auch mit der Nase wurde dieses eigenartige Phänomen registriert.
Aus Friesland und angrenzenden Landstrichen ist überliefert das „ein deutlich schwefliger Geruch“ in der Luft gelegen hat.
„Er erregte selbst die Lungen, reizte zum Husten, belästigte Engbrüstige, verursachte Rückfälle den Asthmatischen und nahm auch den Kopf ein, ja manche Person hatte sogar einen Schwefelgeschmack davon in ihrem Munde“.

Bereits 10 Tage nach dessen Wahrnehmung sollen in Friesland die ersten Bäume entlaubt worden sein.
„Schon am 25sten Junius wurden die Blätter der meisten Bäume verdorrt gefunden und sie fielen wie im Herbst ab. Auch das Gras und die Gemüse waren vertrocknet. Die Blumen und Früchte hatten zwar unmittelbar nicht gelitten, aber letztere fielen größtenteils ab, da ihr Hauptnährorgan, die Blätter, ihnen entzogen war.“.

Bauern in der Rheinpfalz wollen jedoch auch beobachtet haben dass der seltsame Schwefelrauch die Bodenfruchtbarkeit sehr stark gesteigert habe.

Gerüchteweise wurde sogar schon vom bevorstehenden Weltuntergang gemunkelt.
Die blutrote Abendsonne deuteten einige bereits als Vorzeichen des „Jüngsten Tages“.

Naturwissenschaftler und Physiker zerbrachen sich aber die Köpfe darüber welche Ursache denn nun hinter dieser Naturerscheinung steckte.

Auf Island waren die Folgen jedoch viel dramatischer.
Aufgrund von Futtermangel (unter der Asche wuchs ja nichts mehr) verendete 4/5 des Schaf- und ¾ des Pferdebestandes.
Die Bevölkerung litt unter Hunger und Krankheiten.
Vorübergehend wurde seitens der Regierung sogar an eine gesamte Evakuierung der Insel gedacht.

Ab ca. Ende Oktober 1783 hatte sich die „Schwefelluft“ über Mitteleuropa und auch Deutschland soweit verflüchtigt das sie nicht mehr vom Menschen wahrgenommen wurde.

Die Vulkanasche hatte sich aber mittlerweile in den höheren Schichten der Atmosphäre verteilt, was zur einer nachhaltigen Abkühlung und zu einem Anstieg der Niederschläge in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts in Europa führte.

Wenn gewünscht… (folgt eine Fortsetzung.)

U.A. könnte ich noch über den Februar 1784 berichten.
„Größte Hochwasserkatastrophe der Neuzeit in Deutschland.“

Gruß,
Hans - Dieter

Klimastation Brühl

Bitte Anmelden um der Konversation beizutreten.

  • Seite:
  • 1
Moderatoren: Tobias FerrariMarkus Brotschi
Ladezeit der Seite: 0.103 Sekunden
Zum Seitenanfang
JSN Boot template designed by JoomlaShine.com