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Heute beim Supermarkt 22 Dez 2005 19:32 #118863

  • Arne Thiem
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Ich zitiere wortwörtlich:

Die heutigen Kinder wissen doch gar nicht mehr was ein richtiger Winter ist, so wie es noch in unser Kindheit war. Dort gab es ständig weisse Weihnachten und viel Schnee. Heute können sie nur mit Glück schlitten fahren.

Geht es Euch auch so, dass ihr innerlich ein wenig am ausrasten seit? Wir wissen doch alle, dass das nur "unüberlegtes" Gefassel von den Eltern oder Grosseltern sind. Dazu sei noch hinzuzufügen, dass es ab 300 m öfters Schnee gibt!

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Heute beim Supermarkt 22 Dez 2005 20:22 #118865

  • Kerstin
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Wenn die ja wenigstens dazu sagen würden: "Womöglich sind wir schuld daran mit unserer Umweltzerstörung und unserem hirnlosen Konsum, der das Klima kaputtmacht." Dann hätte das Gerede wenigstens einen Zweck, nämlich mal das eigene Verhalten zu überdenken. Es ist natürlich leichter, groß zu lamentieren und jede Schuld weit von sich zu weisen.

Wie alt waren die denn? Ich bin 38 und lebe seit jeher auf gut 300m Höhe. Weiße Weihnachten sind mir auch in der Kindheit eher selten in Erinnerung. In der Grundschule beklagte manch einer, daß er den neuen Schlitten erst Anfang Januar einweihen konnte.

Dagegen erzählt meine Stiefmutter, 30 Jahre älter als ich, von vielen schneereichen Wintern, und das, obwohl sie den größten Teil ihres Lebens auf einer Höhe von allenfalls 200 m verbracht hat. Zu Weihnachten hat es auch da nicht immer gepaßt, aber wenigstens im Januar und Februar gab es doch in den 50ern und 60ern wesentlich mehr Schnee und wochenlangen Dauerfrost.

Daran kann ich mich aber auch noch aus den 70ern erinnern. Im Winter war jedesmal wochenlang, gar monatelang das Abflußrohr von der Waschküche zugefroren und im März hat mein Vater das dann irgendwie im Keller aufgebrochen und meterlange Eisstangen rausgeholt. Ab den 80ern ist das Rohr nicht mehr zugefroren, obwohl nichts daran verändert worden war.

Oder die Eisblumen. Als ich klein war, waren an den Scheiben der Haustür immer von Dezember bis März dicke Eisblumen, manchmal war die Eisschicht sogar auf 2 cm und an den Rändern mehr angewachsen. Im Flur des Hauses herrschte auch oft Frost, verschüttetes Wasser fror an und auf dem Boden war schon mal Glatteis. Später wurden die Eisblumen seltener und die Schichten dünner.

Die Vorbesitzer meines Hauses erzählten, daß sie im Winter bis zur Mitte der 60er Jahre auch in den Schlafzimmern Frost hatten, Eisblumen auf der Tapete und sogar das Bettzeug war stellenweise gefroren. Dann wurde eine Eternit-Verkleidung am oberen Stockwerk angebracht. Danach waren zumindest die Tapeten eisblumenfrei. Diese Eternitverkleidung habe ich vor ein paar Jahren entfernen lassen und durch eine vernünftige Isolierung und eine Holzverkleidung ersetzen lassen. Vorher war es abends, wenn im Wohnzimmer der Ofen an war, schön warm, aber am anderen Morgen hatte ich dann schon wieder eine Atemwolke vor dem Mund. Seit der Isolierung ist es bis zum Morgen noch angenehm gewesen. Als dann die neuen Fenster kamen, wurde es noch besser, eine Restwärme hält sich bis zum Mittag.

Wird denn bei der Nostalgie um diese Kälte in den Häusern gejammert? Das habe ich nie gehört. Im Gegenteil. Die alten Leute erzählen noch, daß sie im Winter nicht aufs eisige Klo hinter der Scheune gingen, sondern in den warmen Stall. Diese Verhältnisse will keiner wieder haben.

Auf die große lange Kälte lege ich allerdings keinen Wert, so kalt braucht es meinetwegen nicht wieder zu werden. Ich stelle mir dann mit Entsetzen vor, daß mir dann die Wasserleitung im Stall kaputtfrieren würde und wer weiß was sonst noch alles, von den Heizkosten ganz zu schweigen. Ich muß auch nicht mehr dauernd an der Türklinke anfrieren, wie ich das schon des öfteren erlebt habe. Es ist nicht nötig, daß meinen Hühnern die Kämme erfrieren oder daß ich die Karnickel in die Wohnräume umquartieren muß, weil der Stall zu kalt ist, und daß das Auto den Geist aufgibt. Solche Nostalgien hege ich nicht. Daran denken auch die Alten bei ihren Erzählungen von früher eher selten. Die Medaillie hat nämlich auch zwei Seiten. -30 Grad und womöglich noch kälter zähle ich zur Kehrseite von den "richtigen Wintern".

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Heute beim Supermarkt 22 Dez 2005 21:27 #118871

  • Benny (Waldthurn, 587m)
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Hmm, wenn ich mir von meinem Vater erzählen lasse wie heftig die Winter in seiner Jugend immer waren...da gabs regelmäßig zugewehte Straßen, eingewehte Häuser etc.

Grüße
Benny

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Heute beim Supermarkt 22 Dez 2005 21:37 #118873

  • Bernhard
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Temperaturen von -25°C und kälter braucht wirklich keiner. Mein Vater erzählt immer eine Schote aus dem Winter 67/68 (da waren wir noch jung Kerstin, oder?). In diesem Jahr hatten meine Eltern zu bauen begonnen und mit dem Einbruch des Winters war gerade noch die Heizung eingebaut und in Gang gebracht worden. An einem besonders kalten Morgen (es soll wohl um -25°C gewesen sein, das habe ich seitdem ich selbst das Thermometer ablesen kann nie mehr erlebt) fuhr mein Vater zur Kontrolle der Heizung in den Neubau und stellte mit Erschrecken fest, dass diese ihren Geist bereits seit einiger Zeit aufgegeben hatte. Die Temperatur des Wassers im Heizkreislauf lag nur noch wenige Grad über null. Das war wohl ziemlich knapp damals, sonst wäre die Heizung etwas teurer geworden.

Was die Winter in den 70ern angeht, meine ich mich doch auch an einige sehr milde und schneearme Ausgaben (zumindest in Mittelhessen) erinnern zu können. Das änderte sich meines Wissens dann erst mit dem Superwinter 1978/79, den diejenigen, die in mitgemacht haben, sicherlich ihr ganzes Leben nicht vergessen werden. Aber auch bei diesem Exemplar gibt's Einschränkungen. Während im Gießener Raum damals genau 2 Monate lang über 20 cm Schnee lagen (Tauwetter setzte erst in den ersten Märztagen ein), war die Hauptschneefront (Nacht vom 30.12. auf 31.12.78 in Gießen) im Rhein-Main-Gebiet (am Vormittag des 31.12.78 in Frankfurt) bei weitem nicht so ergibig gewesen, so dass dort bereits im Verlauf des Februars kaum noch Schnee anzutreffen war. Die sich anschließenden Winter bis einschließlich 1986/87 brachten in der mittelessischen Region aber fast alle zumindest eine oder gar zwei Perioden mit mehreren Wochen Schnee und Dauerfrost teilweise mit ebenfalls wieder über 20 cm Schneehöhe und Frost bis nahe -20°C. Diese Schneehöhen und Tiefsttemperaturen wurden seit den letzten 80ern bis heute in Mittelhessen nie wieder so ausgeprägt erreicht. Und ihr kennt ja mein Leiden, dass seit den letzten sieben Jahren selbst hier in Battenberg auf 340 m Höhe am Rande des Rothaargebierges nicht einmal mehr 20 cm Schnee erreicht wurden. Die tiefsten Temperaturen lagen hier seit 1998 bei knapp -20°C.

Diese Beobachtungen in unserer Region unterscheiden sich doch deutlich, von dem, was man z.B. in Bayern registriert. Dort sind auch die Winter der letzten Jahre fast immer schneereich gewesen, wenn vielleicht auch nicht ganz so kalt wie in den Jahrzehnten vorher. (sollte ich falsch liegen berichtigt mich bitte).

Zu den Ursachen dieser Veränderungen werde ich jetzt nur noch wenig sagen, denn trotz aller Erkenntnissen gilt immer noch: nichts genaues weiß man nicht. Bitte nicht missverstehen: ich bin nicht der Meinung, dass wir so weitermachen sollten wie bisher. Die Energiefrage ist im übrigen nicht nur über das Klima existenziell für die Menschheit sondern wahrscheinlich schon viel früher, wenn's nämlich keine ausreichende Versorgung mehr gibt.

So hoffentlich hat euch das nicht gelangweilt, vorweihnachtliche Grüße ins Forum
Bernhard

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Heute beim Supermarkt 22 Dez 2005 21:50 #118875

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Heute beim Supermarkt 22 Dez 2005 23:06 #118883

  • David(Goms, 1050m-1350m)
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Hallo Arne,

diesem Satz kann ich so nicht zustimmen. Zwar gab es hier früher in der Tat schneereichere Winter, aber auch noch heutzutage liegt im Winter "eigentlich" immer Schnee.

Hier stellt sich natürlich die Frage: "Was ist ein richtiger Winter?" Da kommts natürlich ganz auf den Standort drauf an auf den man sich bezieht. In Zürich ists schon ein guter Winter wenns während 8 Wochen mehr als 5cm Schnee hat. Bei mir auf 1000m muss es denn schon mal 100cm Schnee haben und auf 1350m sollte es mehr als 200cm haben...

Fakt ist: Die Winter der 80er Jahre waren weit schneereicher als die der 90er und 00er Jahre. Ende 90er war der Hauptgrund der Föhn, jetzt ist der Hauptgrund, dass es schlichtweg trockener ist. Die letzten 5Winter (wenn man den November02 dazunimmt, dann war 02/03 zu feucht) waren allesamt ZU TROCKEN und dieser Winter ist auf gutem Weg dazu.

grüsse

David

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Heute beim Supermarkt 23 Dez 2005 13:54 #118934

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Ja, im Winter 67/68 waren wir noch jung, ich meinerseits erst ein paar Wochen.

Zu meiner Taufe, ich denke, wie war wohl im Dezember oder Januar, lag so viel Schnee, daß eine Patentante den Weg nur bewältigen konnte, weil ein freundlicher Schneeschieber ihr direkt die Straße freimachte, mein Onkel fuhr in Schnee und Eis sein Auto zu Schrott und die Blumen sind sogar auf dem Wonhimmertisch erfroren, weil jemand ein paar Minuten die Tür aufgelassen hatte.

Ich kann mich zwar nicht selbst daran erinnern, aber das habe ich oft genug zu hören bekommen.

Wenn man solche Winter zugrunde legt, kennen wir wirklich keinen richtigen Winter mehr.

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