Schnee: Wieder Unwetter-Warnung
Tief "Holger" hat es geschafft: Hamburg verwandelte sich in der Nacht zu Donnerstag in ein Wintermärchen. Fünf Zentimeter Neuschnee überall in der Hansestadt, eine weiße, luftig-leichte Flockenpracht - und bis zum Spätnachmittag erheblich weniger als die befürchteten 15 Zentimeter. Auch deshalb blieb das befürchtete Chaos aus: Verkehrsunfälle, Staus und Knochenbrüche gab es kaum. Neuschnee in Hamburg - das war bislang vor allem ein Vergnügen für Rodler, Spaziergänger und etwa in den Harburger Bergen auch Ski(lang)läufer. Das Abendblatt erklärt, wie die Stadtreinigung es schaffte, daß der Verkehr rollte, warum die Meterologen bei der Vorhersage so danebenlagen - und sich jetzt streiten.
Polizei und Feuerwehr meldeten bis gestern abend eine ruhige Einsatzlage: "Wir hatten in der Nacht insgesamt 36 Unfälle, das ist absolut im Rahmen", sagte Polizeisprecher Andreas Schöpflin. Auch Thorsten Grams von der Feuerwehr lobte die Autofahrer für ihre besonnene Fahrweise und vor allem die Stadtreinigung: "Die Straßen waren perfekt präpariert."
120 Streuwagenfahrer waren dafür seit Mittwoch abend, 20.45 Uhr, im Einsatz und räumten die Hauptverkehrsstraßen und Buslinienstrecken - manche Straße bis zu dreimal. Mitten in der Nacht, von 2.30 Uhr an, kamen weitere 1000 Einsatzkräfte dazu, die etwa auf Fußwegen, "Zebrastreifen" und Mittelinseln Schnee räumten. "Insgesamt haben wir fast 8000 Kilometer gestreut", sagte ein Sprecher. Die Einsatzkräfte wurden gestern mittag zum Ausruhen nach Hause geschickt, blieben aber in Rufbereitschaft - für weitere Schneefälle. Die sorgten am Abend für Probleme auf der Kölbrandbrücke: Sie war vorübergehend komplett gesperrt, weil ein Lastwagen sich quergestellt hatte.
Warum aber blieb das Schneechaos aus? Günter Delfs, Sprecher des Deutschen Wetterdienstes (DWD): "Tief Holger war nicht nur schwächer als erwartet, es ist auch östlich an uns vorbeigezogen." Mit dem Schneechaos von 1978 - ARD-Wetterexperte Jörg Kachelmann hatte eindringlich davor gewarnt - hatte die gestrige Wetterlage laut Delfs wenig zu tun: "Ursache für das Unwetter damals war eine Kaltfront, die auf eine Warmfront getroffen ist. Diesmal gab es nur eine Kaltfront. Die Warmfront ist weit entfernt über Polen gezogen." Jörg Kachelmann: zum Abendblatt: "Ich habe gesagt, daß viel Schnee zu erwarten ist - aber eben bei weitem nicht soviel wie 1978." DWD-Sprecher Uwe Kirsche, dessen Wetterdienst zurückhaltender warnte, kritisiert seinen Kollegen dennoch: "Zu Fehlern sollte man auch stehen. So entsteht der falsche Eindruck, daß alle Meterologen danebenlagen." Abends gab es vom DWD eine neue Unwetterwarnung: Neuschnee bis 15 Zentimeter.
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