Wetterlage
Das Orkantief "Verena" (Kerndruck < 980 hPa) zieht im Tagesverlauf vom Kattegat nach Westrussland. Auf seiner Rückseite entwickelt sich ein Sturmfeld, das den Norden Deutschlands erfasst u. hier schwere Schäden verursacht.
Es ist allgemein wechselnd bewölkt, verbreitet klart es zum Abend hin jedoch auch auf.
In den Alpen u. am Alpenrand bleibt es tagsüber bedeckt.
Es kommt verbreitet zu meist aber nur geringen Regenschauern, im Alpenvorland u. in den Alpen auch zu leichtem bis mäßigem Regen.
Der Wind weht an der Nord- u. Ostseeküste so wie in den Kammlagen der nördlichen Mittelgebirge verbreitet mit bis zu Bft. 12 (Orkan).
Über der Ostsee werden in Windböen bis zu 180 Km/h, auf Rügen bis 165 Km/h, auf dem Kahlen Asten/Sauerland 170 km/h u. auf dem Brocken/Harz 140 km/h gemessen.
Kurzzeitig fließt ein Schwall sehr milder, atlantischer Tropikluft, später dann wieder kühle Meeresluft nach Deutschland ein.
Von Westen nähert sich in der Nacht zu Freitag die Warmfront des nächsten atlantischen Tiefs. Vorher schwenkt aber noch ein Hochdruckkeil über Deutschland hinweg.
Der gesamte schwedische Fährverkehr zwischen Saßnitz u. Trälleborg ist wegen des Orkans bereits in der Nacht zum 14.1. eingestellt worden.
Das polnische Fährschiff "Jan Heweliusz" gerät am frühen Morgen kurz vor 5 Uhr auf der Ostsee, auf dem Weg von Swinemünde/Polen nach Ystad/Schweden im Orkan, in Seenot. 18 Seemeilen östlich von Rügen kentert die Fähre schließlich u. treibt nun kieloben im Meer, bevor sie am Abend endgültig versinkt.
Mindestens 50 Menschen kommen bei dem Unglück ums Leben. Nur neun Personen, darunter sieben Besatzungsmitglieder, können aus dem nur +2°C kaltem Wasser der Ostsee mit Booten u. Hubschraubern gerettet werden.
Die Angaben über die Anzahl der Menschen an Bord schwanken zwischen 60 u. 68 Personen.
Die Ursache ist noch unklar, es wird aber vermutet, dass sich ein Lkw aus den Verankerungen löste u. das Schiff daraufhin Schlagseite bekommen hat.
Die "Jan Heweliusz" wurde 1977 auf einer norwegischen Werft als Ro-Ro-Schiff gebaut, war 125 m lang, 17 m breit u. hatte 3.015 BRT.
Im Norden Deutschlands entstehen riesige Schäden durch den Orkan "Verena", der in Böen mehr als 150 Km/h Windgeschwindigkeit entwickelt.
Alleine in Mecklenburg-Vorpommern entstehen Schäden in Millionenhöhe (DM).
In Schleswig-Holstein u. Hamburg wird in der Nacht zu Donnerstag Katastrophenalarm ausgelöst.
Feuerwehr u. Polizei verzeichnen 2.800(!) Einsätze.
Es werden Bäume entwurzelt, Dächer abgedeckt, Schornsteine niedergerissen, Ampeln abgeknickt sowie Baugerüste u. Plakatwände umgeweht.
In Lübeck bläst der Orkan ein Loch in den Jakobi-Kirchturm. Von der Katharinen-Kirche fällt ein großes Stück Dach auf die Straße.
In Kiel werden 20 m² des Rathausdaches abgedeckt.
In Ellerau bei Hamburg drückt der Wind einen Triebwagen aus den Gleisen.
In Rendsburg stürzt die Schwebefähre über den Nord-Ostsee-Kanal auf einen Frachter.
In Kappeln (Schlei) werden 20 Pkw eines Autohändlers durch die Luft gewirbelt.
Im Kreis Steinfurt werden zwei landwirtschaftliche Gebäude zerstört.
Im Oldenburger Binnenhafen reißt der Sturm einen 200 t schweren Ladekran aus seinen Verankerungen, daraufhin stürzt dieser dann ins Hafenbecken.
Auch der Verkehr ist durch den Sturm massiv behindert, Lastwagen stürzen um u. Autos schleudern in die Leitplanken.
In Niedersachsen ereignen sich 32 Unfälle mit insgesamt neun Verletzten.
In Lübeck sitzen wegen umgestürzter Bäume 26 Lkw auf der Umgehungsstraße nach Mecklenburg fest.
Die B 196 auf Rügen ist gesperrt, ebenso die Fehmarnsundbrücke u. Brücken über den Nord-Ostsee-Kanal.
Auch in Sachsen-Anhalt, Sachsen u. Thüringen entstehen Sturmschäden.
In (Auswahl) Schleswig, Bremerhaven, Emden, Neuruppin, Osnabrück, Göttingen, Leipzig u. Öhringen wird das höchste Tmax für eine II. Januardekade seit dem Beginn der dortigen Temperaturmessungen registriert.
Europa
In Dänemark wird ein 15jähriger von einer, im Orkan umgewehten Mauer erschlagen. Kurz zuvor war er ins Freie geflüchtet, weil das Dach des Hofes davon geweht worden war.
An der niederländischen Küste fallen Häuser in sich zusammen, Bäume werden entwurzelt u. Autos zertrümmert.
Sonstiges
Die Raumfähre "Endeavour" setzt ohne Probleme den Nachrichtensatelliten TDRS-6 aus.
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Eine aus vier Amerikanerinnen bestehende Gruppe erreicht nach 76 Tagen u. 1.056 Km Wegstrecke als erstes "reines" Frauenteam den Südpol.
Der "Rückweg" bis zum anderen Ende der Antarktis beträgt jetzt nochmals 1.440 Km.
Quelle (Auszug): ex Wetter-Almanach