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Ist ja alles wieder gut! 06 Sep 2007 08:18 #144178

  • shrek
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Das Ende des sauren Regens


LUFTVERSCHMUTZUNG Dank internationalen Vereinbarungen ist in Europa die Umweltbelastung durch Schwefeldioxid seit 1980 um drei Viertel zurückgegangen.

Die Luft in Europa ist deutlich sauberer geworden. Smog und sauren Regen gibt es hier kaum noch. Der Ausstoss des Gases Schwefeldioxid (SO2), das die Luftverschmutzung vor allem verursacht hatte, wurde in Europa von 1980 bis 2004 um drei Viertel verringert, besonders stark in der Schweiz. Kraftwerke, Heizungen und Fabriken pusten hier nur noch ein Siebtel der SO2-Menge von 1980 in die Luft. Das belegt eine Untersuchung der SO2-Entwicklung in Europa von 1980 bis 2004. Es ist die erste begutachtete Studie dazu. Europa hat demnach seinen Anteil am weltweiten SO2-Ausstoss halbiert und trägt nur noch knapp ein Fünftel zu den globalen Schwefeldioxid-Emissionen bei.



IN DEN 1970ER-JAHREN hatte die Luftverschmutzung in Europa ihren Höhepunkt erreicht. Saurer Regen hatte zum Sterben von Pflanzen und Tieren geführt. Manche Seen und Böden waren so sauer wie Essig. Das Gift wurde auch mit der Erkrankung von Bäumen, dem so genannten Waldsterben, in Verbindung gebracht. Schwefeldunst – auch als Smog bezeichnet – liess auch Menschen erkranken, die Lebenserwartung ging zurück. Der schädliche Niederschlag war entstanden, weil immer mehr Abgase aus Kraftwerken und Heizungen in die Luft gepustet worden waren. Bei der Verbrennung von Öl und Kohle entsteht Schwefeldioxid. Aus dem farblosen Gas wird in der Luft Schwefelsäure.

Dass die SO2-Menge verringert werden konnte, werten Forscher um Vigdis Vestreng vom Norwegischen Meteorologischen Institut im Fachblatt «Atmospheric Chemistry and Physics» als Erfolg der Politik. Insbesondere die Vorschrift, dass Kohlekraftwerke Entschwefelungsanlagen einbauen müssen, habe den SO2-Ausstoss gesenkt. Auch der Niedergang der osteuropäischen Industrie nach dem Fall der Mauer habe entscheidend zum Rückgang des schädlichen Gases beigetragen.

«Die Natur hat sich deutlich erholt», sagt Jan-Peter Frahm, Umweltwissenschafter an der Universität Bonn. In Grossstädten wüchsen heute fünfmal so viel Flechtenarten wie zur Zeit des sauren Regens, berichtet Frahm. Flechten reagieren besonders empfindlich auf Umwelteinflüsse und gelten daher als Indikator für Änderungen in der Natur.

Verlässliche SO2-Daten zu bekommen ist allerdings schwierig, sodass die nun veröffentlichte Bilanz nur bis zum Jahr 2004 reicht. Sie zeigt, dass in Europa lediglich die Türkei, Griechenland, Portugal und Zypern 2004 mehr SO2 emittierten als 1980 – eine Folge des Wirtschaftswachstums in diesen Ländern. Seit 2000 nehme der SO2-Ausstoss jedoch auch in anderen europäischen Ländern wieder zu, etwa in Finnland und Bulgarien, mahnen die Experten.



ANGESICHTS DER starken Verschmutzung der Luft waren bereits Anfang der 1970er-Jahre Gegenmassnahmen ergriffen worden. Nach dem Vorbild des «Clean Air Act» in den USA von 1970 haben Entschwefelungsanlagen seither die SO2-Emissionen in der Schweiz verringert. 1979 beschlossen auch die Vereinten Nationen ein internationales Abkommen zur Begrenzung der Luftverschmutzung; es wurde 1985 verschärft.

Mehrere Vereinbarungen auf europäischer Ebene folgten. Im Göteborg-Protokoll von 1999 wurden für jedes europäische Land – auch für die Schweiz – SO2-Reduktionsziele festgelegt, die bis 2010 erreicht werden sollen. Für ganz Europa wurde das Ziel bereits 2004 erreicht. Die Hälfte der Staaten haben ihre Vorgaben jedoch noch nicht erfüllt. Vor allem Grossbritannien und Spanien blasen noch immer deutlich mehr SO2 in die Luft als für 2010 vorgesehen.

Weltweit stagniert der Ausstoss von Schwefeldioxid seit langem. Zwar haben Entschwefelungsanlagen auch in Nordamerika für sauberere Luft gesorgt. Doch in Asien und Südamerika steigt der Schwefelgehalt in der Atmosphäre. Der globale Trend sei unklar, schreiben Vestreng und seine Kollegen. «Der Schlüssel für die künftige Entwicklung liegt in China», sagt Detlev Möller, Luftchemiker an der Brandenburgischen Technischen Universität Cottbus. Dort gibt insbesondere der geplante Bau von Hunderten von Kohlekraftwerken Anlass zur Sorge. Ob dabei Entschwefelungstechnik angewendet wird, bleibt häufig unklar. Es ist eine Kostenfrage, denn die Filter verdoppeln den Preis eines Kraftwerkes.

Auch in Osteuropa sei wieder mit einem Anstieg an SO2-Emissionen zu rechnen, prognostizieren die norwegischen Wissenschafter. Dort wachse die Wirtschaft, gleichzeitig werde umweltschonende Technologie häufig nicht verwendet. Die Weltgesundheitsorganisation WHO empfiehlt jedoch, auch in Europa die SO2-Abgase weiter zu reduzieren. Die SO2-Bilanz einzelner Länder wird allerdings zunehmend von Schiffsabgasen verfälscht. Wohin deren SO2-Fahnen treiben, bleibt häufig unklar. Der Effekt werde künftig stark zunehmen, meinen die Forscher. Bis 2020 werde ein Anstieg der SO2-Emissionen von Schiffen um 42 Prozent erwartet.



SCHWEFEL-EMISSIONEN hätten wohl auch das Klima Europas beeinflusst, schreiben Vigdis Vestreng und seine Kollegen. SO2 wandelt sich in der Luft zu Schwefelsäure-Tropfen, die sich wie ein Schleier vor die Sonne legen. Die Reduzierung der Abgase habe den Effekt gemildert und deshalb wohl zur Erwärmung der letzten zwei Jahrzehnte beigetragen. Der Effekt dürfte allerdings nicht gross sein, meint Luftchemiker Detlev Möller.

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