Biodiesel für bessere Luft
Zurzach Grosse Produktionsanlage auf dem Gelände der Solvay geplant
Mit Biodiesel den CO2-Ausstoss massiv senken, lautet das hoch gesteckte Ziel einer Investorengruppe. Die In- itianten der Green Bio Fuel AG wollen in Bad Zurzach pro Jahr 130 Millionen Liter Biodiesel herstellen, zu drei Vierteln aus der Pflanze Jatropha aus Moçambique.
HANS LüTHI (AZ)
«Alle Welt redet vom Klimawandel und von CO2-Emissionen. Die Abhängigkeit unserer Gesellschaft vom Erdöl, dem Hauptverursacher des Treibhausgases CO2, ist enorm. Und dennoch will niemand auf sein Auto oder gar seinen Arbeitsplatz in der Industrie verzichten», schreibt der Gemeinderat Bad Zurzach zur heute Abend stattfindenden Information über das Grossprojekt. Ein Baugesuch ist in Vorbereitung, aber noch nicht bei der Gemeinde eingetroffen. Für Gemeindeammann Franz Nebel ist es ein zentrales Anliegen, dass die Bevölkerung zuerst über dieses bedeutende Projekt informiert wird.
130 Millionen Liter Biodiesel machen
Die Grössenordnung ist in der Tat beachtlich, auf dem südlichen Gelände der näher bei Rekingen als bei Bad Zurzach liegenden Solvay Schweiz AG sind Investitionen von 80 Millionen Franken geplant. Das Aktienkapital der Firma Green Bio Fuel AG (GBF) ist erst kürzlich von 100 000 Franken auf eine Million erhöht worden. «Das Geld ist vorhanden, wir würden am liebsten schon mit dem Bau beginnen», sagt GBF-Sprecher Ulrich Frei. Bis Ende Monat soll der Umweltverträglichkeitsbericht fertig sein, dann folgt das Baugesuch. Bei raschem Erhalt der Bewilligung würden die Initianten am liebsten schon Mitte Jahr den Spatenstich durchführen und 2009 den Betrieb aufnehmen. Im Vollbetrieb sollen jährlich 135 Millionen Liter Biodiesel das Industrieareal verlassen – primär auf dem Schienenweg. Vorgesehen sind ganze Güterzüge, aber nur ein bis zwei Lastwagenfahrten pro Tag.
Rohstoffe kommen primär aus Afrika
Als Rohstoffe für den Biodiesel seien Pflanzen vorgesehen, «welche in der Ernähungskette keine bedeutende Rolle spielen, damit der Treibstoff die Produktion von Lebensmitteln nicht konkurrenziert. Zu drei Vierteln wollen wir die Pflanze Jatropha aus Moçambique einsetzen», betont Frei, ein Viertel soll der einheimische Raps liefern. Die Pflanzen kommen jedoch nicht selber nach Zurzach, nur das bereits ausgepresste Öl wird hier in den Biodiesel umgewandelt. Beim Transport aus Afrika sehe die Route via Italien derzeit als günstigste aus, von der Kapazität her sei pro Tag mit einem ganzen Eisenbahnzug zu rechnen. Das Areal der Solvay liegt nahe beim Bahnhof Rekingen und dem nach Schliessung der Zementfabrik entstandenen Güterterminal. Übrigens: Die Pflanze Jatropha «kann aufgrund ihrer Genügsamkeit sogar in trockenen Savannengebieten angebaut werden. Trotz der geringen Bedürfnisse produziert die Pflanze Bioöl, das mit 60 Oktan eines der effektivs-ten Bioöle der Welt ist», heisst es in einer Beschreibung. Das Rapsöl selber kommt auf einen Wert von 30 bis 40 Oktan.
Grosse Senkung des CO2-Ausstosses
Zwei Vergleiche zeigen das grosse Potenzial des Projekts: Die jährlich 135 Millionen Liter Biodiesel entsprechen 5 Prozent des in der Schweiz in Motoren verbrannten Diesels. Der Absatz ist nicht in neu zu bauenden Tankstellen vorgesehen, «via grosse Transportunternehmen wollen wir die bestehende Infrastruktur nutzen», betont Frey. Rund die Hälfte des Treibstoffs ist zum Beimischen von Dieselöl vorgesehen, die andere Hälfte kann zu 50 oder 100 Prozent dafür geeignete Motoren antreiben.
Die angestrebte Menge Biodiesel ist genügend gross, um die landesweite Versorgung in diesem Bereich abzudecken. 200 000 sparsame Dieselfahrzeuge könnten damit jährlich 10 000 Kilometer zurücklegen. Ein wichtiger Aspekt sind die Folgen für die Umwelt: Der CO2-Ausstoss ginge markant zurück. «Die Schweiz könnte mit diesem einen Projekt 10 Prozent der Verpflichtung von Kyoto erfüllen», versichert Ulrich Frey von der Projektleitung. Die Bevölkerung von Bad Zurzach, Rekingen, Rietheim und Küssaberg ist für heute Abend zur Information und Diskussion eingeladen (19 Uhr, Zentrum Langwies, Bad Zurzach).