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Schon wieder eine Halle eingestürzt 22 Jan 2006 16:26 #121290

  • Kerstin
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http://www.spiegel.de/panorama/0,1518,396711,00.html


80 cm Schnee auf dem Dach sollen wohl zuviel gewesen sein. Oder glaubt jemand, daß die Verantwortlichen zugeben: Da haben wir billigen Mist gebaut?

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Schon wieder eine Halle eingestürzt 29 Jan 2006 11:53 #121777

  • Kerstin
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diesmal eine Messehalle in Polen. Mindestens 65 Tote soll es gegeben haben, eher werden es noch mehr. In dem Artikel ist auch die Rede von weiteren Gebäuden in Polen, die in den letzten Tagen zusammengekracht sind, Supermärkte usw.

Immer wieder wird vom Schnee auf den Dächern als Ursache geredet. Aber ich kann mir nicht so einfach vorstellen, daß es das allein ist. Da ist wohl zu schwach gebaut worden. Oder man hat versäumt, den Schnee zu entfernen. Solche flachen Dächer, wie sie bei Hallen gebaut werden, entweder ganz flach oder nur wenig geneigt, sind einfach nicht geeignet in Regionen, wo man auch gelegentlich mit höherem Schnee rechnen muß. Bei einem steilen Dach rutscht der Schnee entweder runter oder aber die Last ruht mehr auf den Außenwänden als auf dem Dach selbst. Unsere Vorfahren haben sich schon was dabei gedacht, als sie für Mitteleuropa die Satteldächer etabliert haben.

Solch eine Serie ist ja beängstigend, am besten man vermeidet es, jetzt noch Hallen zu betreten.

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Schon wieder eine Halle eingestürzt 29 Jan 2006 12:27 #121782

  • Christian
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Hallo Kerstin,

volle Zustimmung. Meines Erachtes sind Flachdächer ohnehin eine mißlungene Erfindung. In schneereichen Regionen muß man ständig wegen der Lasten bangen, bei Regen fließt oft nicht alles ab und es entstehen undichte Stellen, durch die das Wasser langsam in die Bausubstanz eindringt. Bis Ende 1993 haben wir auch in einem Gebäude mit Flachdach gewohnt. Obwohl dieses immer wieder gewartet wurde und alle paar Jahre neue Teerbahnen erhielt (Kosten!), gab es im obersten Stockwerk immer wieder kleine Wasserschäden, Schimmel hinter Schränken... Eigentlich ist solch eine Konstruktion nur für kleine Gebäude wie Garagen, Abstellbaracken... geeignet.

Viele Grüße
Christian

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Schon wieder eine Halle eingestürzt 31 Jan 2006 15:02 #121810

  • Kerstin
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Meine Tante hat eine Eigentumswohnung in einem Wohnblock, die vermietet ist. Die Wohnung liegt direkt unter dem Flachdach. Daher kenne ich das Theater und die Kosten, die durch undichte Stellen entstehen. Trotz vieler Investitionen sind im oberen Stockwerk dauernd braune Wasserflecken unter der Decke.

Flachdächer sind so eine typische Modeerscheinung der 70er, mit deren Folgen sich nun die folgende Generation herumärgern muß. Die Schule, in der ich die Blütezeit meiner Jungend vertrauerte, hatte auch Flachdach, die umliegenden Einfamilienhäuser auch. Die Gegend hieß in der Umgangssprache Klein-Jerusalem. Inzwischen haben die meisten Hausbesitzer ein Satteldach aufgebaut, selbst die, die das Dach nicht hoch genug für Wohnräume bauen durften. Hauptsache dicht und noch ein bißchen Speicherraum extra.

Die Bezeichnung Klein-Jerusalem finde ich schon deshalb so passend, weil man in trockenen Gebieten eben wie Jerusalem schon eher was mit einem Flachdach anfangen kann als hier. Unsere Vorfahren haben, dem Klima angepaßt, solide Satteldächer konstruiert, die lange haltbar sind. Warum hat man vor gut 30 Jahren überhaupt damit experimentieren müssen? Das war doch purer Zeitgeist-Terror.

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Schon wieder eine Halle eingestürzt 31 Jan 2006 15:19 #121819

  • Bernhard
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Im Gießener Stadtteil Petersweiher, dies ist ein Neubauortsteil in dem nur Flachdächer gebaut werden durften (entstand in den 70ern), hat sich vor einigen Jahren ein Eigentümer eines Flachdachhauses mit relativ großer Familie erdreistet, auf seinem Flachdachbungalow ein normales Satteldachhaus zu bauen, in erster Linie zur Erzeugung neuen Wohnraums. Nach mehreren Gerichtsurteilen musste der bereits aufgerichtete Dachstuhl wieder abgerissen werden. Die Baubehörde hat sich durchgesetzt. Soweit ich weiß ging es hier nicht um Nachbarschaftsstreitigkeiten. Die Mehrheit der dort ansässigen Familien hätte sich ebenfalls eine flexible Regelung gewünscht, mit der es möglich geworden wäre, sein Flachdach loszuwerden. Ein typisches Beispiel der gründlichen deutschen Bürokratie.

Grüße
Bernhard

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Schon wieder eine Halle eingestürzt 31 Jan 2006 15:33 #121821

  • Christian
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Das erinnert mich ein bißchen an eine kürzlich in Offenbach aufgekommene Diskussion. Es wird ernstlich erwogen, unser häßliches graues Beton-Rathaus unter Denkmalschutz zu stellen!

Viele Grüße
Christian




Bildquellen: wikipedia.org und swr.de

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Schon wieder eine Halle eingestürzt 31 Jan 2006 15:42 #121822

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Ja, das ist typisch.

Wenn ich auf meiner Brieftour durch einige der Dörfer am Edersee muß, könnte ich auch kotzen, wenn ich die Architektur sehe. Die Dörfer, die früher hauptsächlich auf Landwirtschaft und etwas Handwerk ausgerichtet waren, haben in den 60ern und 70ern ihre Seele verkauft. Es wurde gebaut auf Teufel komm raus, und so sieht das jetzt aus. An jedem Steilhang, wo eine Bergziege gerade noch laufen kann, ich aber gewiß meine Schwierigkeiten habe, stapeln sich die Bungalows, viele davon mit Flachdach. Inzwischen sind die alle natürlich in die Jahre gekommen und was damals der letzte Schrei war, sieht heute angegammelt aus. Viele der Häuser sind nur Ferienhäuser, stehen die meiste Zeit leer und gammeln vergessen vor sich hin. An vielen steht das Zu-Verkaufen-Schild. Die Eigentümer sind auch entweder schon alte Leute, denen es zuviel Mühe macht, das Haus aus der Ferne ordentlich zu verwalten oder es sind Leute, die das Ferienhaus am Edersee geerbt haben und nichts damit anzufangen wissen, weil sie mehr auf andere Urlaubsziele stehen. Und natürlich sollen viele der Häuser in den Ferien vermietet werden, damit sie Geld bringen.

Einige der Häuser sind auch ständig bewohnt, das ist eigentlich ein besonders trauriger Anblick, wenn ein Opa mit seinem Hund durch so eine Geistersiedlung schleicht. Wenn ich dann eine der Adressen suchen muß, kriege ich regelmäßig den Koller. Keiner da, den man fragen kann, alles tot und kalt und leer. Im Sommer dafür dann voll mit Urlaubern, daß man keinen Parkplatz mehr findet und ständig über die Folgen von irgendwelchen Saufgelagen stolpert. Lärm und Müll, Schnapsleichen etc. Da wollte ich bestimmt nicht leben. Die Dörfer selbst sind zerstört. Da ist kein Zusammenhalt mehr, weil jeder eine Pension oder sowas hat und den anderen als Konkurrenten sieht. Außerdem verliert man bei dem ständigen Zuzug und Wegzug der Fremden ganz dne Überblick, wer überhaupt noch im Dorf wohnt. Es gibt keine typischen dörflichen Eigenarten mehr, weder im Wesen noch in der Architektur, alles ist auf 08/15 Tourismus ausgerichtet. Keine Miste mehr auf dem Bauernhof, die Hotelgäste nebenan beschweren sich sonst. Kein Hahn darf krähen, kein Mensch draußen seinen Teppich klopfen oder gar seine Unterwäsche im Garten auf der Leine trocknen. Könnten ja die Gäste sehen und sich empören. Statt Nutzgarten gibt es dann Rasenflächen mit irgendwelchen Blumenkübeln, statt Obstbäumen Ziersträucher. Das ist so ein künstliches Scheinleben, ich kann mir nicht vorstellen, daß da ein Mensch seinen Urlaub genießen kann. Da könnte man genausogut die Vorabendserien im Fernsehen angucken, die sind genauso scheinlebendig.

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Schon wieder eine Halle eingestürzt 31 Jan 2006 15:57 #121823

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Sucht lieber den Architekten, die verantwortlichen Bauherren und wer sonst noch schuld daran ist, und haut sie alle kräftig durch!

Bei meiner absolut ätzenden Schule wollten wir auch vor 25 Jahren schon mal wenigstens kein kleines Stück Wand von betongrau in bunt verändern, aber wir durften nicht. Das würde erstens die Autofahrer ablenken (totaler Blödsinn, die Straße ist weit weg und Büsche stehen dazwischen) und zweitens das Urheberrecht des Architekten angreifen, das Kunstwerk, das er geschafften hat, zerstören. Das waren die Argumente, die der Direktor uns ernsthaft entgegenstellte. Die Wand ist heute noch betongrau. Inzwischen sind sie aber sehr beschäftigt, nach und nach die Baugifte aus den Klassenzimmern zu entfernen, Formaldehyd, Asbest und solche nette Sachen.

In Korbach hat in den 60er auch das historische Rathaus von 1377 einen Betonklotz-Anbau bekommen. Hoch gelobt damals, als eine gelungene Verbindung von alt und neu. Es gibt unzählige Gemälde vom Rathaus, die seitdem entstanden sind. Sie zeigen samt und sonders das alte Rathaus mit Bogengang und Turm, den Treppengiebel und was sonst noch mittelalterlich ist. Wo der neue Teil anschließt, werden grundsätzlich sichverdeckende Bäume hingemalt, die in Wirklichkeit nicht exististieren. Die Fotografen haben es schwerer. Die knipsen dann bevorzugt den Treppengiebel, den Bogengang oder den Roland, aber eine Gesamtansicht, wo sich der Betonklotz nicht drauf vermeiden ließe, gibt es kaum. Hat die Stadt daraus gelernt? Nein, die bauen weiter munter ätzende Klötze. Wenn ich an das Museum denke, wird mir übel. Da wurden etliche historische Fachwerkhäuser abgerissen, um rund um ein mittelalterliches Steinhaus mit Treppengiebeln herum ein graues Ding gebaut, das aussieht, als wäre da ein riesiges Ufo abgestürzt. Die Bevölkerung hat sich von Anfang an dagegen empört, wurde aber niedergemacht. Inwzischen versuchen sie, ihr Stolz-Objekt mit Bäumen und Efeu zu verstecken. Aber die Formen sind dermaßen abstrakt, daß es auch danach noch wie ein abgestürztet Ufo aussehen wird. Beispielsweise ein riesiger Steinblock hängt wie ein etwas schräges Fallbeil direkt über dem Eingang. Wenn man Zeit hat, kann man sich den Spaß machen und beobachten, wie die Museumsbesucher, sobald sie dieses Dinges ansichtig werden, reflexartig darunter rausrennen.

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Schon wieder eine Halle eingestürzt 07 Feb 2006 15:02 #122223

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Heute Vormittag ist ein Supermarkt in Töging am Inn eingekracht, nachdem es stark geschneit hat. Die Serie nimmt kein Ende. Dieses Gebäude war erst fünf Jahre alt und hatte auch wieder ein Flachdach. Kunden und Personal konnten rauslaufen, ohne verschüttet zu werden.

Du lieber Himmel, was muß denn erst noch passieren, damit die Verantwortlichen sich endlich mal um die Dächer kümmern!

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