Wetter - Jahrhundert-Trockenheit
Seit Sonntag steht der Pegel des Bodensees bei Konstanz auf 2,36 Metern, einen Zentimeter tiefer als 1972 – das ist ein Jahrhundertrekord. Noch niedrigere Werte mass man dort zuletzt 1858. Die Strandhütten in Kesswil, bei normalem Pegelstand im Wasser, stehen im Trockenen. «Der Grund liegt teils im Extremsommer 2003, teils in der Trockenheit dieses Winters », sagt Meteorologe Andreas Walker. Zudem sind die spärlich gefallenen Niederschläge gebunden, in Form von Schnee. Die Fähren auf dem Bodensee reduzieren ihre Ladungen jetzt auf die Hälfte.
Für den Sommer verspricht die kalte Dürre aber Gutes: keine Mückenplage. Laut Fachleuten fehlt den Biestern im Frühling der Sumpf zum Brüten. Die Pegel von Flüssen, Seen und das Grundwasser gehen seit Monaten zurück. Mit Auswirkungen: Wasserkraftwerke liefern nicht mehr genügend Strom, und einzelne Gemeinden rufen bereits zum Trinkwassersparen auf. So Grindelwald, wo man die Bevölkerung ermahnte, die Brunnen abzustellen. «Der Verbrauch wurde damit auf die Hälfte reduziert», sagt Brunnenmeister Fritz Suter. Und: «Hätten wir diesen Abfluss nicht drosseln können, gäbe es im Ortsteil Mühlebach jetzt ein Problem.» Sinkt der Quelleinlauf weiter, wird die Trinkwasserversorgung in Mühlebach knapp. «Sollte in den nächsten Wochen kein lang anhaltender Niederschlag fallen, könnten die Grundwasserstände auf einen neuen Tiefststand sinken»,warnt das Bundesamt für Umwelt (Bafu). Das bedeutet: Engpässe beim Trinkwasser. Bafu-Hydrologe Christian Koch: «Trockenheit im Winter ist nichts Aussergewöhnliches, abnormal trocken waren die Herbstmonate zuvor.» Was hilft? «Am meisten bringt natürlich die Schneeschmelze», sagt Koch. Für die Landwirtschaft günstig wäre bis zum Frühling Regenwetter über mehrere Wochen. Auch die Stauseen stehen «bis zu 20 Prozent tiefer als normal», sagt Walter Hauenstein vom Wasserwirtschaftsverband. Betroffen sind zudem die Flusskraftwerke zwischen Bodensee und Basel. Aussergewöhnlich tief steht die Aare. Hauenstein: «Wir müssen Strom importieren. Das kostet Geld.»
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