Hamburg (rpo). In gut einer Woche gibt es keine Ausreden mehr. Dann ist der Frühling auch kalendarisch bei uns angekommen. Derzeit sieht es allerdings eher nach tiefstem Winter aus. Schneefall allerorten, eisige Temperaturen. Norddeutschland meldet gar die kälteste Nacht seit 1890.
Tief "Christine" sorgte nach Angaben des Deutschen Wetterdienstes innerhalb von nur 24 Stunden für Neuschneemengen von bis zu 35 Zentimetern. Im Norden verzeichneten die Meteorologen die kälteste März-Nacht seit Beginn der meteorologischen Aufzeichnungen vor 116 Jahren. Derweil sorgen Tauwetter und Regen im Westen Deutschlands für ansteigende Flusspegel.
Mit minus 14 Grad im schleswig-holsteinischen Itzehoe gab es den frostigsten 12. März seit 1890, wie ein Meteorologe des Deutschen Wetterdienstes am Sonntag in Hamburg sagte. Nicht rekordverdächtig dagegen waren trotz intensiver Schauer die Schneehöhen.
Zwar lagen am Sonntag in Nordholz im Kreis Cuxhaven 27 Zentimeter Weiß, in Itzehoe, Rendsburg und Schwerin 26 und in Hamburg noch 23 Zentimeter. Im Katastrophenwinter 1978/79 aber hatte es den Angaben zufolge kurz vor Mitte März 40 Zentimeter Schnee gegeben.
Trotzdem kein Extremwinter
Trotz der intensiven Schneefälle und der langen Kälte sei es kein Extremwinter, hieß es. Seit November verzeichnete das vorpommersche Ueckermünde 27 so genannte Eistage, an denen die Temperaturen jeweils über 24 Stunden unter dem Gefrierpunkt blieben. Putbus auf Rügen hatte bislang 26, Greifswald 23, Lübeck 21 und Schwerin 20 Eistage.
Auch Brandenburg und Berlin ist tief verschneit. Bei minus vier Grad und einer 16 Zentimeter hohen Schneedecke können kaum Frühlingsgefühle aufkommen, wie Friedemann Schenk vom privaten Wetterdienst MC Wetter sagte. Bislang hatte Berlin in diesem Winter den Angaben zufolge bereits 113 Frosttage.
Wenigstens sorge Hoch "Ingo" ab Montag für ein paar Sonnenstrahlen. Dafür werden die Nächte klirrend kalt. Insbesondere in der Nacht zum Dienstag sind minus 15 Grad zu erwarten. Das würde den bisherigen Rekord an einem 14. März von minus 9,4 Grad deutlich brechen, sagte Schenk.
35 Zentimeter Neuschnee
In Mitteldeutschland steht bei den rekordverdächtigen Schneehöhen der Lausitz-Ort Bertsdorf-Hönitz an der Grenze zu Tschechien an der Spitze. Dort wuchs in 24 Stunden die weiße Pracht um 35 Zentimeter. Aus Sachsen-Anhalt und Thüringen werden Schneehöhen zwischen 15 und 20 Zentimeter gemeldet. Laut Wetterdienst ist Schnee Mitte März nicht ungewöhnlich, in dieser Masse aber schon selten.
Im Westen hingegen ließen starke Niederschläge und anhaltendes Tauwetter den Wasserstand des Rheins bei Köln deutlich ansteigen. Bis Sonntagmittag war der Pegel auf 7,28 Meter geklettert im Vergleich zu einem Normalwasserstand von 3,48 Meter. Die Hochwasserschutzzentrale ging aber davon aus, dass der Pegel unter 8,00 Metern bleibt und damit keine Wohnhäuser gefährdet sind. Bislang wurden tief liegende Wege und Parkplätze überflutet.
Unterdessen entspannt sich die Lage in den bayerischen Hochwassergebieten. Im besonders betroffenen Kehlheim wurde am Sonntag die höchste Meldestufe unterschritten, wie der Hochwassernachrichtendienst in München mitteilte. Auch in Regensburg und an den Zuflüssen der Donau sowie im Regnitzgebiet gingen die Pegelstände zurück.
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