01.06.2006
Offenburg zählt zu den Gewitter-Hochburgen
Im Juni und Juli poltert es am häufigsten / Am sichersten ist es im Haus
In diesen Tagen geht am Himmel ein verfrühtes Spektakel ab: Wie normalerweise in Hochsommerzeiten donnert und blitzt es. Zusammen mit heftigen Regen treibt das die Menschen meist in die Häuser. Der sicherste Ort, meinen Experten.
Offenburg. Viele der rund zwei Millionen Blitze, die sich normalerweise hauptsächlich im Juni und Juli über Deutschland entladen, scheinen bereits jetzt loszupoltern. »Wir rechnen nach der ersten Phase weiter mit vielen Starkniederschlägen, Gewitter und Hagel«, sagt Berthold Maier. Der Stadtbrandmeister sieht in diesem Jahr eine erhöhte Gefahr, dass sich alles über der großen Kreisstadt entlädt: »Normalerweise ziehen die Gewitter ins Kinzigtal weiter, aber erstmals stagniert die Wolkenwand hier.«
Für die Feuerwehrmänner besteht dennoch keine erhöhte Alarmbereitschaft. »Wir sind immer für alles gerüstet«, betont der Kreisbrandmeister. Zudem bleibt er optimistisch, dass trotz der tobenden Unwetter nicht allzu viel passiert.
Bei Werner Fock klingelt das Telefon verstärkt, seit die Gewitter toben. Beim Geschäftsführer von Lösch Blitzschutzbau in Offenburg wird jetzt vermehrt die Wartung vorhandener Blitzschutzanlagen nachgefragt. Durch Schneelast, Sturm oder Umbauten können die »Blitzableiter« leiden. Viele Anrufer fragen auch an, weil sie neu eine Blitzschutzanlage installieren wollen: Rund 2000 Euro kostet es, ein Einfamilienhaus damit auszurüsten. »Allerdings besitzen nur rund fünf Prozent aller Privathäuser eine Blitzschutzanlage«, weiß Fock.
200 000 Ampère pro Blitz
Dabei wäre das in unserer Region kein Schaden: Mit durchschnittlich 3,38 Erdblitzeinschlägen pro Quadratkilometer jährlich liegt Offenburg im oberen Bereich. Mehr Blitze (4,5) gehen nur im Raum Frankfurt und im Schwarzwald bei Pforzheim runter. Im Norden, zwischen Nord- und Ostsee, müssen die Menschen nur mit 0,38 jährlichen Einschlägen rechnen.
Neben dem stehenden Auto (Faradayscher Käfig) ist ein Gebäude bei Gewitter der sicherste Ort. »Allerdings sollte man nicht gerade telefonieren«, empfiehlt Fock. Die Überspannung könnte bei einem Treffer des Blitzes die Stromleitungen entlang kriechen – selbst wenn der Blitz etliche Meter entfernt einschlägt. Dasselbe gilt für Wasser- und Gasleitungen: Auch sie können die Gewalt von 20 000 bis 200 000 Ampère pro Blitz ins Hausinnere leiten.
Wer Schäden vermeiden will, tut gut daran, bei empfindlichen Elektrogeräten die Stecker zu ziehen oder einen Überspannungsschutz vorzuschalten. Vor allem die Daten des Computers können unwiederbringlich verloren gehen.
Im Freien wird es schwieriger, sich zu schützen, während es blitzt. Wer radelt oder mit dem Motorrad unterwegs ist, sollte sich von seinem Gefährt entfernen. Alle Bäume sind tabu. Wenn keine Hütte zum Unterstehen zu finden ist, kann man unter eine Brücke flüchten. »Die beste Position ist, mit geschlossenen Beinen in die Hocke zu gehen«, erklärt Fock. Stehen die Beine zu weit auseinander, befindet sich der Mensch bei einem Erdblitz in zwei verschiedenen Energiefeldern: Das ist lebengefährlich.
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