Ereignisreich ja, dadurch aber auch besonders "gemein". Wenn man sich nämlich die vielen Gewitterlagen und -ereignisse anschaut, dann ist damit verglichen die Reinfallrate besonders hoch. Wenn ich bedenke, daß - ausgenommen 2001 und 2003 - Jahre mit deutlich weniger Gewittern in Mitteleuropa hier in Offenbach immer ein paar Volltreffer mit ordentlicher Blitzrate und Mengen zwischen 15 und 20 mm brachten, dann ist dieses dauernde Sterben oder Abschwächen kurz vor dem Eintreffen, insbesondere das ständige Nachlassen, ja, gar Einschlafen der Blitzaktivität fast schon ungeheuerlich! Das hat fast schon den Charakter filigraner Feinarbeit. Inverse Volltreffer sozusagen. Vielleicht sollte ich mich mit dieser Besonderheit schmücken...
So ja auch gestern wieder. Erst zog dieses schöne und kräftige aussehende Morgengewitter mit mäßiger Blitzrate von Westen her heran, schwächte sich beim Eintreffen aber deutlich ab und blitzte kaum noch. Für 4,9 mm hat es glücklicherweise noch gereicht - denn wenige Kilometer weiter östlich war die Zelle so gut wie tot (im ca. 12 km entfernten Hanau nur noch ein paar Tropfen laut WZ-Beitrag). Am Abend dann unerwartete und recht schnelle Zellentwicklung im NW, später auch WNW - nach der gestrigen Strömung also direkt in unserer Zugbahn. Irgendwie hat es sich aber immer wieder nördlich vorbeigemogelt oder rechtzeitig abgeschwächt, so daß es bis 22 Uhr bei ein paar Tropfen und wenigen Blitzen im NNW blieb.
Nach 22 Uhr dann vermehrt Blitze im W, nur langsam nähert sich das Gebiet. "Das ist es jetzt endlich", denke ich, "das scheint sich auf dem Weg hierher zu verstärken." Tat es auch bis knapp 10 km vor den Toren Offenbachs. Dann schlief die Blitzaktivität wie durch ein Wunder urplötzlich ein. Mit einem Mal gab es
überhaupt keine Entladung mehr. Mäßiger, nur wenige Minuten auch kräftigerer Regen zog durch. Nach einer halben Stunde ließ er nach und - siehe da X( - im Süden lebte die Blitzaktivität so plötzlich auf wie sie hier eingeschlafen war.
Der nachträgliche Blick in die Radarbilder offenbart wieder ein typisches 2006-Szenario: obwohl eigentlich direkt in der Zugbahn und recht gut ausgebildet, findet genau im Bereich Frankurt-Ost und Offenbach eine plötzliche Abschwächung und ein Auseinanderreißen statt. Ein kleiner nördlicher Teil bliebt übrig, dazu ein größerer südlicher. Der Grund: im Bereich Darmstadt/westlicher Odenwald hat eine frische Zellentwicklung einen Großteil "unseres" Zellverbandes zum Südkurs zwecks Vereinigung gezwungen... Diesen Sommer scheint die Strömung völlig egal zu sein. Ob W, SW, NW, SSW, S, SO... - das Muster der inversen Volltreffer ist immer das gleiche. Das ist doch nicht normal...
Grüße
Christian