Moin Alex,
ich habe ihn gestern leider nicht vernommen, was sicher auch daran lag, daß die Felder in der Umgebung vor kurzem kräftig mit Mist angereichert wurden. Und die liegen wenige Straßenzüge weiter östlich...
Prinzipiell finde ich Deinen Atmosphären-Ansatz sehr interessant. Früher dachte ich immer, der Geruch rühre von der braunkohlelastigen DDR her. Aber viele Jahre nach der Wende ist das ja nicht mehr gegeben und auch in Rußland ist die Luft, glaubt man Berichten, durch Filteranlagen usw. erheblich sauberer geworden. Trotzdem existiert der "Ostduft" weiterhin bei entsprechenden Wetterlagen, wenn ohne die Braunkohle-"Würze" auch süßer und weniger rauchig als in den Achtzigern.
Was der Annahme wiederum ein wenig widerspricht ist die Tatsache, daß mir der Duft beispielsweise bei antizyklonalen südlichen Lagen noch nie aufgefallen ist. Das Prinzip müsste ja das gleiche sein. Oder macht sich da schon ein wenig die Mittelmeerluft bemerkbar? Vielleicht muß die Luft in höheren Schichten weiträumig sehr trocken sein, um genau diesen Geruch zu erzeugen. Und das wäre nur über dem Kontinent gegeben.
Den "Ostduft" zu beschreiben, fällt mir immer wieder schwer. Vielleicht so: die Luft mutet frisch und gleichzeitig rund und weich an mit einer leicht herben Süße. Diese Süße ist jedoch völlig anders als die frühlingshafter oder sommerlicher Blütendüfte. Eher wie der samtige Hauch eines halbtrockenen aber kräftigen im Eichenholzfaß gereiften Rotweines...
Viele Grüße
Christian