An die mir ungeliebten Endachtziger wurde ich eben erinnert, als ich durch die bei auflebendem SW-Wind spürbar milder werdende Luft ging. Ein bißchen 1992/93 oder 1994/95 spielte auch noch mit, dominierend und spontan war aber die Erinnerung an Ende der 1980er Jahre.
Ich kann sie einfach nicht genießen, die milden bis sehr milden Sturmlagen, nicht im Winter. Denn solcherlei Sturmlagen nehmen einem jede Hoffung auf winterliche Abschnitte auch im Rhein-Main-Gebiet oder anderen tieferen Regionen, weil - zumindest in den letzten rund 20 Jahren - deren Auftreten nahezu immer in Wintern erfolgte, die - abgesehen von hochnebellastigen und höhenwarmen Hochdrucklagen - kaum etwas anderes kannten als einen Wechsel von stürmisch WSW bis W und frühlingshaft SSW bis SW. Das "Trauma" der starken Mildwinterserie 1987/88 bis 1989/90 sitzt tief und wirkt sich auch noch heute voll aus auf mein Wettergemüt. Zuvor hatte ich in meinen frühen und mittleren Kindheitsjahren neben wenigen milden Wintern einige kalte bis sehr kalte und vor allem auch schneereiche Winter erlebt. Dann kam plötzlich der Umbruch und es wollte nicht richtig Winter werden. Man erklärte mir damals richtigerweise, es hätte schon immer ein paar milde Winter mit wenig, selten auch mal so gut wie gar keinem Schnee gegeben. Aber spätestens Anfang 1990, also im dritten und exzellent ausgeprägten Mildwinter praktisch ohne Schneedecke, war mir das einfach zu viel Milde hintereinander und ich bekam auch mit, daß von einer ungewöhnlichen Serie milder und schneearmer Winter gesprochen und geschrieben wurde. "Regenfälle", "Sehr mild", "Sturm" und "Orkan" prägten die Vorhersagen jener Zeit. Mir war es ein Graus.
Wer hätte ahnen können, daß es nun gehäuft so weitergehen würde? Mildwinter über Mildwinter gab es dann in den Neunzigern. Leicht zu kalt wurden nur 1995/96 (sehr wenig Schnee) und 1996/97, der mit echtem Eiswintercharakter hereinbrach, Mitte Januar aber plötzlich abbrach. Stärkere Kaltwinter wie in meiner Kindheit noch erlebt, gab es seit 1986/87 nicht mehr. So festigte sich das Trauma der milden Endachtziger-Winter und wurde zum Meilenstein, ja, zur Pforte in ein neues, weit unwinterlicheres Zeitalter. So gelingt es mir als Winterfreund einfach nicht, milden Winterstürmen überhaupt nur etwas abzugewinnen. Kämen sie als vorübergehender Abschnitt zwischen Kaltphasen, sähe die Sache sicher anders aus. Aber genau das tun sie nicht. Sie sind mehr denn je typische Merkmale anhaltender, milder bis sehr milder Winter.
Grüße
Christian