Hallo,
gestern standen mir auch die Nackenhaare hoch, weil unter einigen Internetartikeln über Sturmschäden die Leser sich beklagt haben, sie wären nicht oder nicht ausreichend gewarnt worden.
Im Internet wurde gewarnt. Mein Ischias hat gewarnt. Ob Radio und Fernsehen gewarnt haben, weiß ich nicht, sowas habe ich nicht. Diese Deppen forderten einen Warndienst, der eine Nachricht aufs Handy spielt, wo dann genaue Verhaltensregeln bei sind, z. B. nicht in den Wald zu laufen. Ja bitte schön, besteht denn sämtliche Wahrnehmungsmöglichkeit nur noch aus Handy? Ich habe keins und will auch keins. Brauch ich wohl auch nicht, ich habe ja Ischias und genug Lebenserfahrung, um mal einen Blick an den Himmel werfen zu können. Und was wollen die dann noch machen, wenn sie irgendwo unterwegs sind und von da erfahren, dass ihre Gartenmöbel weggeweht werden? Wenn ich weg muss und es besteht die Möglichkeit, dass ein Unwetter losbricht, stelle ich vorher alles rein, was in Gefahr ist, und gebe den Nachbarn die Telefonnummer, wo ich im Falle von Hochwasser zu erreichen bin.
Wenn ein Sturm losbricht, geht man nicht mehr in den Wald, auch nicht in den Tagen danach, und auch eine Reise mit Auto oder Zug kann durch umfallende Bäume gebremst werden. Das Flugzeug kann vielleicht nicht starten. Das weiß man doch, dazu braucht ein Erwachsener doch wohl nicht noch extra eine Nachricht aufs Handy, die noch mal an die Gefahren erinnert.
Leute, die wetterbedingt zu Schaden gekommen sind, haben sich oft leichtsinnig in Gefahr begeben, weil sie unbedingt ihrem Vergnügen nachgehen wollten. Da sind die Jogger, die im Sturm durch den Wald rennen und von einem Ast getroffen werden, die Eisangler bei Tauwetter ganz aktuell wieder, Schwimmer bei Gewitter, die vom Blitz erschlagen werden, Kanufahrer, die auch bei Hochwasser paddeln müssen und dann kentern, krebsrot gebrutzelte Sonnenanbeter, die in der Mittagszeit bei Backofenhitze stundenlang in der Sonne liegen....
Natürlich kommen auch immer wieder Autofahrer zu Schaden, die von umstürzenden Bäumen getroffen werden. Wer von denen war denn am Sonntag Nachmittag dienstlich unterwegs? Und die Glatteisunfälle in der Nacht nach der Disco? Die Bäurin hier im Dorf erzählte letztens noch, fast alle Autos, die sie mit dem Trecker aus Schnee und Eis ziehen müssen, sind Gelände- und Allradautos. Die Fahrer wollen sich und anderen beweisen, dass sie mit diesem tollen Auto auch im Winter durchs Feld rammeln können. Das sind nicht Leute auf dem Weg zur Arbeit, die da ein einem Graben oder einer Schneewehe stecken bleiben. Diese Fahrten galten allein der Angeberei.
Die sind doch alle nicht gescheiter als die, die bei Eissturm auf den Mount Everest klettern wollen und darauf pochen, sie hätten ein Recht darauf, weil sie ja für diesen Abenteuerurlaub Geld bezahlt haben. Da nützt keine Warnung, egal auf welchem Wege sie erfolgt. Wenns ums Vergnügen geht, wird das durchgezogen, koste es, was es wolle. Wenns dann schief geht, wird ein Sündenbock anderswo gesucht. Nur nicht selber die Verantwortung für die eigene Doofheit übernehmen. Am besten, wenn man noch wen verklagen kann und dabei viel Geld rausholen.
Das ist ja wie in Amerika, wo man das Lokal verklagt, wenn man sich das Maul an der heißen Suppe verbrennt oder umgekehrt, wenn sie nicht mehr kochend heiß serviert wird und das einen angeblichen Schock beim Gast auslöst.