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23.08.2007 - Heftige zyklische HP-Superzelle im Erzgebirge 05 Jul 2008 11:52 #152325

  • Stormchaser-Europe
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Hallo zusammen,
am 23.08.2007 gab es im Erzgebirge das schwerste Unwetter neben Kyrill im Januar. Rein synoptisch gesehen konnte man aus den Karten von GFS, eine Schwergewitterlage heraus lesen. Dies war aber im 00Z Lauf noch nicht so deutlich wie im 06Z Lauf zusehen. Die Lage war von der Entstehung von Superzellen mehr als gut. Sehr starke Richtungsscherung und mäßige Geschwindigkeitsscherung. Der Temp von Lindenberg zeigt dies ansatzweise. Ein richtigen Temp zwischen Lindenberg und Prag besteht nicht, um dies näher zuanalysieren, leider. Bodenwinde aus SW; Höhenwinde aus NO. Cape und LI waren auch optimal.

schon früh am Morgen war eine Superzelle am Leading Adge eines Multizellensystems über Bayern unterwegs. Eine erste kräftige Multizelle war früh am Morgen im Erzgebirge zu beobachten, teils schon mit hoher Reflexivität. Bild von Michel Oelschlägel

Die Superzelle in Bayern und die Multizelle zerfielen. Jedoch kam es später, wie erwartet am Erzgebirgskamm ( Grenze Sachsen – Bayern ) zur Neuauslöse. Schnell sah man das ausscheren der Zelle nach rechts, 90° und mehr aus der Höhenströmung heraus war erkennbar. Die Intensität schwankte zu dem zwischen 59 und bis zu 67 dBz. Eine HP-Superzelle ist entstanden. Durch dem; doch sehr enormen Niederschlagsgratient im südöstlichen Bereich der Zelle sowie das eindrehen auf Iras, bestätigte schon fast den Mesoverdacht. Nach den vielen Zyklen, 10 und mehr, die Langlebigkeit kann man von einer zyklischen HP-Superzelle sprechen. 2 Kerne auf dem Niederschlagsradar, sowie die 2 unterschiedlichen Beobachtungen der Wallcloud, bestätigten eine Doppelkernige zyklische HP-Superzelle.
Folgend nun erst einmal der Radarentwicklung über dem gesamten Zeitraum der Superzelle:
Hook Echo und V-Notch auf den von Skywarn verfügbaren Radarbildern bestätigten die Beobachtungen die Superzelle.






















Gegen 12 Uhr bin ich auf meinem Chasepoint gefahren. Ich sah das Monster und auch schon den Inflow Bereich. Außerdem erahnte ich die Wallcloud. In ständigem Kontakt mit Oliver Schlenzcheck, der mich Koordinierte, fuhr ich in Richtung Crottendorf, um nicht in dem Starkniederschlag zu kommen. Ich versuchte diese Zelle von der SO Seite aus heran zufahren. In Scheibenberg befand ich mich dann direkt unter der sehr stark und breit rotierenden Wallcloud. Solche eine schnelle Rotation war unheimlich und habe ich noch nie gesehen, selbst die Rotation von 29.7.2005 wurde bei weitem übertroffen. Da ich nicht gerade perfekt Stand ( unter der Wallcloud, das kann böse enden) fuhr ich dort so schnell wie möglich wieder weg. Gab meine Unwettermeldung ab. Danach befand ich mich an der richtigen Position. Die einzigen Bilder entstanden nun, da ich mich nah genug an der Superzelle befand.
Hier links im Bild, das saugen und der Inflow genau dort wollte ich hin.

Nach der Wallcloud-Meldung konnte ich dieses Bild aufnehmen. Man betrachte die Hageldecke rechts auf dem Feld.

White-out genau da drin steckte die 2. Wallcloud, die auch Michel beobachtete.


Die zyklische Superzelle war rasant unterwegs. Kaum kam ich hinterher. Ich rief Michel an. Er hatte zu Hause den vollen Hagelsturm, mit einem schweren Downburst ( der RFD, welcher sich eindrehte) miterlebt. Schäden an Autos, Vegetation waren standen, Hagel um die 3cm mit 110 Km/h vermischt, reichen voll aus um alles kaputt zumachen. Nun sah man, wie gefährlich die Doppelkernig-Zyklische Superzelle war.
Ich versuchte dran zubleiben. Im Erzgebirge eine flotte Superzelle zu chasen fast unmöglich.
In Tannenberg sah man nun Sturmschäden, T0 Bereich sowie entlaubte Bäume und heftige Überflutungen. Der White-out war somit bestätigt.


Die Zelle verlor ich auf Grund von Traktoren vor mir und des schlechten Straßennetz.
Erst in Marienberg war ich kurzzeitig wieder nah dran. Auch hier Überflutungen

An einer Ampelkreuzung und auch zuvor konnte ich Zeuge der Bildung einer neuen Wallcloud werden. Auch hier saugte sie wieder wie verrückt und wies eine sehr starke Rotation auf. In ca. 30 sek. Umlief sie ihren eigenen Durchmesser.
Dieses Bild konnte ich dazu aufnehmen.

Die Zelle war nun nicht mehr einholbar. Heimfahrend konnte ich bei Großhartmannsdorf. Schneeweiße Felder sehen. Beschränkte mich aber eher auf den schweren Überflutungsschäden im Ort sowie auf dem gefallenen Hagel. Hagel in der Größenordnung von 4-5cm sind laut Augenzeugen gefallen. Zu meinem Zeitpunkt waren es noch um die 1,5-2 cm, einzelne größere Körner um die 3 cm. Hier die Bilder der kleinen Hagelkörner dazu.
Überflutete Bundesstraße


ein reisender Fluss im Straßengraben

heftige Wassermaßen überall

Die Kanalisation schaffte es nicht mehr


so gespenstig wie das Unwetter war, war auch der Mann, der hier versuchte sein Eigentum, vor den Wassermassen zu schützen

nun die Hagelbilder:
Hageldecke um die 15 cm angeschwemmt noch mehr



Hagel in meiner Hand

Zum schluss die abgezogene Superzelle, weiter nach osten konnte ich sie nicht verfolgen da ich auf Arbeit musste.

Abschließend gesagt, war es das schwerste Unwetter diesen Jahres neben Kyrill. Extreme Wassermassen mussten innerhalb von paar Minuten herunter gekommen sein. Viele Funnel wurde gesichtet, kein Wunder bei dem Teil. Tornadoverdachtsfälle sollten am WE untersucht werden. Einer der schwerste Unwettertage der letzten Jahre ging nun zu Ende.
Abschließend noch ein Link der zeigt wie, verrückt man sein muss, um an spektakuläre Bilder zu gelangen. An alle Chaser so sollte man es nicht machen. Man setzt sich einer sehr hohen Gefahr aus. Beachtet dies!!
http://www.wzforum.de/forum2/read.php?2,1194308

Folgend nun noch die Presselinks dazu:
MDR Meldungen:
"Schwere Unwetter im Erzgebirge

Annaberg-Buchholz: Schwere Unwetter haben am Nachmitag im Erzgebirge für Verkehrsbehinderungen und Überschwemmungen gesorgt. Keller liefen voll, Schlamm ergoss sich auf die Straßen. Die B 95 wurde in der Nähe von Ehrenfriedershof unterspült und ist deshalb voll gesperrt. In der Nähe von Flöha ging eine Wasserhose nieder. Eine 76-jährige Rentnerin wurde von einem stark angeschwollenen Bach mitgerissen. Anwohner konnten sie nach 150 Metern aus dem Wasser retten. - Unterdessen gab die Deutsche Bahn die Gleise in Schlottwitz im Weißeritzkreis wieder frei. Sie waren gestern nach Unwettern auf 300 Metern Länge von Schlamm und Geröll bedeckt. "

eine weitere MDR Meldung dazu
http://www.mdr.de/mdr1-radio-sachsen/4478782.html#5

Freie Presse:
Chemnitz. Unwetterartige Regenfälle haben am Donnerstagnachmittag in Teilen des Erzgebirges zu Überflutungen geführt. In Großwaltersdorf bei Flöha wurde eine 76-Jährige Frau vom über die Ufer tretenden Dorfbach mitgerissen. Anwohner zogen sie 150 Meter bachabwärts aus dem Wasser.

In Venusberg bei Zschopau spülte der Regen massenhaft Schlamm in die Ortschaft, darunter ins Freibad. Im Raum Thalheim (Landkreis Stollberg) gingen sieben Zentimeter dicke Hagelkörner nieder. Laut Bernd März vom Verein Skywarn wird vermutet, dass bei Thalheim ein Tornado tobte. (mu)

SZ-online:
http://www.sz-online.de/nachrichten/artikel.asp?id=1584422

RTL:
http://www.rtl.de/news/rtl_aktuell_artikel.php?article=16&pos=1

Sperrungen einiger Straßen:

Auszug vom MDR-Jump-Verkehr:

"A4 Dresden - Görlitz
Zwischen AS Nieder Seifersdorf und Grenzübergang Hennersdorf in beiden Richtungen Aquaplaninggefahr, Gefahr durch Verschmutzung der Fahrbahn

A17 Prag - Dresden
AS Heidenau in Sachsen in beiden Richtungen Verkehrsbehinderung durch verschmutzte Fahrbahn, Einfahrt blockiert, Ausfahrt blockiert


B95, zwischen Ehrenfriedersdorf und Thum Behinderungen durch eine Schlammlawine .

B6, Bischofswerda - Dresden zwischen Großharthau und dem Abzweig Schmiedefeld Behinderungen durch Überschwemmung

Die Ortsdurchfahrt Venusberg ist wegen einer Schlammlawine gesperrt.

In Schlottwitz sind die Cunnersdorfer Straße sowie die Bahnstrecke zwischen Heidenau und Altenberg wegen einer Schlammlawine gesperrt."


Quellen. Wetteronline, MDR, RTL

Ein großes Dankeschön an Oliver, der mich koordinierte und mit Iras Explorer die richtige Route durch gab. Chaser unterstützen Chaser, so muss das sein.

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