Ich habe auch einige Jahre im Handel gearbeitet. Damals war das noch nicht so wild wie heute, aber es hat schon gereicht. Dann fing der Blödsinn mit dem langend Donnerstag an, wo bis 21 Uhr auf sein sollte. Nach 18 Uhr kam meistens kein Mensch mehr, die Straßen waren wie leergefegt und der Chef hat auch noch Tobsuchtsanfälle bekommen, weil der Umsatz nicht höher war. Wo sollte das auch herkommen? Es kauft doch keiner mehr ein deswegen. Jeder kann sein Geld nur einmal ausgeben und das ist bei den meisten doch recht knapp. Außerdem braucht man doch nicht mehr Ware, nur weil die Läden länger auf haben. Wenn der Bäcker bis abends um 10 auf hat, esse ich doch nicht mehr Brot deswegen.
Wenn die Läden gar nicht mehr zumachen, wann sollen dann die Leute einkaufen, die Zeit ihres Lebens immer kurz vor Feierabend angedackelt kommen, obwohl sie den ganzen Tag Zeit hatten? Werden die dann nun verhungern? Das sind immer dieselben und wehe, wenn sie in der Metzgerei nicht mehr ein Viertelpfund Hackfleisch kriegen! Um die Maschine in Gang zu setzen, muß mindestens ein Kilo Fleisch, bei manchen Baureihen auch mehr, eingeworfen werden. Der Kunde nimmt dann also das Viertelpfung und der Rest muß weggeworfen werden, weil es am anderen Tag nicht mehr verkauft werden darf. So geht die Rechnung nicht auf, aber das kapieren die einfach nicht und zetern lautstark herum.
Die Kosten steigen mit längeren Öffnungszeiten ganz schön an. Licht, Heizung und so weiter werden mehr gebraucht, auch wenn das Personal sich vielleicht auf die unterschiedlichen Zeiten verteilt. Kosten steigen = Leute werden entlassen. Da können die A..... noch so viel erzählen, längere Öffnungszeiten würden Arbeitsplätze schaffen, das weiß ich besser. Aus festen Stellen werden 400-€-Jobs, die oft genug von Schülern und ungelernten Hilfskräften erledigt werden, die gerade eben auspacken und kassieren können. Wehe dem Kunden, der eine sachkundige Beratung braucht!
Daß die ganze Rechnung mit dem höheren Umsatz nicht aufgehen kann, sieht man ja auch daran, daß seit Jahren die Öffnugnszeiten ausgeweitet werden und gleichzeitig der Handel über sinkende Umsätze klagt. Wenn sie mal mehr verkaufen wollen, sollten sie lieber auch mal sehen, was sie im Laden für Ware haben. Erst heute Morgen habe ich mit einer Verkäuferin gesprochen, weil ich im Lebensmittelgeschäft meine gewohnten Tiefkühlprodukte nicht finden konnte. Die Frau sagte, seit etwa vier Wochen hat der Hersteller das Programm umgestellt, neue Verpackungen und völlig andere Rezepturen auf den Markt geworfen, das Gewohnte gibt es nicht mehr. Seitdem verkaufen sie kaum noch etwas, die Leute hätten alle lieber die alten Sachen weiter gekauft. Der Vertreter, darauf angesprochen, schwört auf die Änderungen, aber so die Verkäuferin: Der steht doch nicht hier im Laden und sieht nicht, was die Leute haben wollen. Das entspricht auch meiner Erfahrung von früher.
Anderes Beispiel, worüber ich auch mit der Verkäuferin sprach: Die Kleidung in den Geschäften. Alles entweder für magersüchitge Teenies oder für schwerreiche Omas. Dazwischen gibt es nichts. Dann ist es doch kein Wunder, wenn sie nicht viel los werden. In eine Jeans Größe 34 passe ich einfach nicht rein und 99 % der anderen Frauen auch nicht. Die Modeindustrie weigert sich aber beharrlich, die Sachen auch in tragbaren Größen herzustellen. Oder liegt das daran, daß sie Sachen meist in China hergestellt werden, wo die Leute klein und mager sind? Ich habe auch mal gelesen, die Modepäpste würden deshalb nur die Hungermodels einkleiden, weil sie fast alle vom anderen Ufer kämen und eine normal proportionierte Frau nicht ertragen könnten, nur gerade so eben die Skelette auf den Laufstegen. Ist sicher eine gewagte Behauptung, aber ich muß immer wieder hämisch grinsen, wenn ich das zitiere.
Ich weiß nicht, warum immer behauptet wird, alle Frauen würden gern einkaufen. Ich jedenfalls mag diese Tätigkeit nicht besonders. Und ich verbringe den späten Abend lieber auf dem Sofa, als durch die Läden zu ziehen. Dazu gibt es nicht den geringsten Grund. Da ich auf dem Dorf wohne und zu jedem Einkauf mit dem Auto wegfahren muß, überlege ich genau, was ich brauche und mache eine Liste. Können andere das nicht auch? Ansonsten muß man eben mal improvisieren oder beim Nachbarn nachfragen, ob der was ausleiht.