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Wer von euch ist auch Selbstständig??? 27 Apr 2006 11:30 #126209

  • Matthias Wiesbaden-Süd
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Ich bin selbstständig im Bereich Computer- und Schreibservice sowie Werbung.

Bei mir hat sich die letzten zwei Monate so ein Trend eingeschlichen, das Kunden wenn sie keine Lust mehr haben statt den verabredeten 90 Minuten nur 60 Minuten oder 45 Minuten bleiben wollen. Daher natürlich nach 45 oder 60 Minuten abgerechnet werden wollen.

Diese Sitte haben die Schulden bei mir in ungeahnte Höhen getrieben auf meinem Konto. Nun musste ich ein Sparbuch auflösen damit ich wieder von vorne anfangen kann.

Was soll ich tun. Kann man den Kunden die vollen 90 Minuten berechnen? Es ist doch eigentlich kein Wunder das so viele Geschäfte vor die Hunde gehen, wenn sich solche Praktiken überall einschleichen. Einige Bekannte die ebenfalls selbstständig sind, schilderten mir gleiche Fälle.

Der Kunde macht somit die Wirtschaft kaputt, wenn er weniger gibt als geleistet wurde. Ich habe mich immerhin auf 90 Minuten eingerichtet. Sogar mein Arzt ruft nun an, wenn man nicht zum verabredeten Termin kommt und stellt ihn in Rechnung.

Ich habe viele Kunden, sehr viele aber was bringt das alles wenn sie immer nur das zahlen wollen, was ihnen Recht ist.

Was würdet ihr so tun?

Grüsse

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Wer von euch ist auch Selbstständig??? 27 Apr 2006 13:38 #126216

  • Markus Brotschi
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Salü Matthias

Das ist eine Frage der AGB's. Wenn Du dort drin vermerkst, dass die angefangenen 90 Minuten voll berechnet werden, dann ist das so. Sofern der Kunde diese natürlich eingesehen hat und auch einen entsprechenden Vertrag mit Dir eingegangen ist (schriftlich oder mündlich).

Das dann durchzusetzen ist ist allerdings etwas ganz anderes. Wenn Du nach 50 Min die ganzen 90 Minuten verrechnen willst, dann hätte ich als Kunde auch ein ungutes Gefühl. Mit dieser Aktion kannst Du unter Umständen einen Kunden grad verlieren.
Dann würde ich vorziehen, lieber nur die 50 Min zu verrechnen, aber dafür einen zufriedenen Kunden auf längere Sicht zu haben.

Wichtig ist doch grundsätzlich, dass Deine verwendete Zeit schlussendlich bezahlt ist. Gibt es dann zwischen 2 Terminen dadurch Totzeit, dann steht doch immer wieder administrative Arbeit an, oder wenn Du ausserhalb des Büros bist irgendwelche Telefonate.

Im Bereich des Kundenverhaltens hast Du allerdings Recht, da ändert sich vieles. Nicht zuletzt wegen der "geiz ist geil" Mentalität und zum Teil auch infolge technsicher überforderung des Kunden ist im WebBereich dann schnell einmal der WebDesigner das "Ar...." im Umzug.

Viel schlimmer als diese (wenigen) einzelnen schlechten Kundenbeispiele, finde ich die Branche selber. EDV, Informatik, Internetlösungen: Es gibt wohl kein blöderes Segment in der Berufswelt, als dieses. Jeder bekämpft jeden, als wären die Zeitressourcen unendlich! Und dies in einer Branche, wo jeden Tag, ja fast jede Stunde was ändert. Wo Neuerungen im Tagesrhythmus in Projekte miteinbezogen werden müssen und Probleme mit nicht funktionierender Software oder Hardware rund 50%(!) der Arbeitszeit fressen.



Würden diesselben Bedingungen einem Gärtner widerfahren: Es gäbe keine Gärtner mehr! Büsche, die er pflanzt, wachsen einfach nicht. Oder er Pflanzt Linden, aber es wachsen Kastanien. Oder bei Tagesanfang laufen einfach plötzlich die Maschinen nicht mehr..... all das kennen wir von unserem lieben Bill Gates und vielen anderen Hard und Softwareherstellern. Und dann meint eben in dieser Branche jeder, er sei der coolste und der Bessere. Andere Berufsgruppen schützen sich gegenseitig! Oder hast Du schon mal gehört, dass ein Arzt einen anderen wegen eines Kunstfehlers öffentlich kritisiert?

Dies so meine Gedanken - seit 20 Jahren drin verwickelt - zur EDV-Welt.....

Grüsse

Kusi

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Wer von euch ist auch Selbstständig??? 27 Apr 2006 15:26 #126219

  • Matthias Wiesbaden-Süd
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Wenn ich aber immer von einem Kunden gesagt bekomme wir machen volle 90 Minuten, es fallen aber dann 60 Minuten an dann brauche ich mich über die deutsche Wirtschaft nicht mehr zu wundern.

Wenn ich nämlich nur die Hälfte meines Geldes bekomme dann bin ich wirklich irgendwann Pleite.

Findest du das nicht so?

Grüsse

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Wer von euch ist auch Selbstständig??? 27 Apr 2006 15:33 #126222

  • shrek
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ganz genau das! Geiz ist eben nicht so geil.... X(

Schwacher Trost: Es geht auf fast allen Branchen so zu und her. Auch bei uns wird immer wieder am Monopolbein gesägt (Gebäudeversicherung). Obwohl die Vorteile klar auf der Hand liegen. Manchmal habe ich das Gefühl dass das Erfolgserlebnis die Veränderung selbst und nicht das Resultat am Schluss sein soll.
Ich für mein Teil bestelle nach wie vor Qualitätsware oder Diesntleistungen und schütze mich somit selber vor Ärger. Kostenfrage ja, aber dann bitte zu Ende denken.
Billiger-Vertreter drücken sich an meiner Türe die Nase platt. Dies wiederum reinige ich mit einem Qualitätsprodukt. Capische? ;)

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Wer von euch ist auch Selbstständig??? 27 Apr 2006 15:41 #126224

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Sorry das ich mich einmisch zwischen Euch.

Matthias, wenn dieser Kunde gesagt hat, wir machen 90 Minuten, dann müsstest Du eigentlich auch 90 Minuten verrechnen. Schließlich musst auch Du von etwas Leben. Es ist schon hart, wie sie einem hinterm Tisch ziehen wollen. Damit bestätigt sich nur weiter das Gesamtbild der deutschen Wirtschaft wieder.

Oje :(

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Wer von euch ist auch Selbstständig??? 27 Apr 2006 19:20 #126231

  • Kerstin
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Was genau machst du denn mit den Kunden in 90 oder auch nur 60 Minuten?

Ist es was, wo du auch sagen kannst, das Endprodukt kostet soundsoviel, egal wie lange du damit zu tun hattest? Dann wäre ein Hinweis darauf in den AGBs sinnvoll.

Ich habe das so gelernt (in meiner kaufmännischen Lehre Mitte der 90er): Ein Vertrag kommt zustande, wenn zwei übereinstimmende Willenserklärungen vorliegen. Also: Du willst für den Kunden 90 Minuten arbeiten, er will dir (noch) die vollen 90 Minuten bezahlen. Damit ist der Vertrag geschlossen, beide Seiten sind verpflichtet, ihn zu erfüllen. Dem vorausgegangen sind Angebot und Annahme. Dein Angebot besteht darin, daß du diese Leistung der Öffentlichkeit anbietest, beispeilsweise in Form einer Werbung für deine Arbeit. Das ist ein Angebot an die Allgemeinheit. Du kannst auch einem Kunden eine spezielle Arbeit anbieten, beispielsweise Plakate für sein Geschäft. Das Angebot wird entweder abgelehnt, dann passiert nichts weiter, oder es wird angenommen. Dann sind wir wieder bei den beiden Willenserklärungen. Wenn der Kunde zu dir kommt und fragt, ob du die Plakate zu einem bestimmten Preis machen willst, ist das ein Antrag. Der ist noch nicht bindend. Du kannst ja noch ablehnen.

Wenn also nun ein Vertrag besteht, muß der auch von beiden Seiten erfüllt werden. Wenn der Kunde nach 60 Minuten geht, ist er teilweise im Annahmeverzug und muß trotzdem zahlen. Wenn du beim Schneider einen Anzug auf Maß bestellst und nimmst nur die Hose und läßt ihm die Jacke da, mußt du trotzdem auch die Jacke bezahlen. Würdest du die Arbeit mit deinem Kunden vorzeitig beenden, wärest du im Leistungsverzug und müßtest ihm ggf. Schadenersatz zahlen. Beispielsweise wenn ein Dachdecker ein Dach erneuern soll, die alten Ziegeln abnimmt und nur ein Teil des Daches neu eindeckt und dann in Urlaub fährt, muß er für Schäden haften, die durch eindringenden Regen oder durch das Loch einsteigende Einbrecher entstehen, weil er im Leistungsverzug ist.

Von daher ist die Sache relativ klar, aber es ist nicht immer leicht, das in der Praxis umzusetzen. Es kommt, wie Markus schon sagte, auf die AGBs an oder bei "Maßanfertigungen" auf den Einzelvertrag. Am besten nimmst du gleich eine Formulierung mit auf, nach der die volle veranschlagte Leistung zu bezahlen ist. Bei Einzelverträgen muß der Kunde das unterschreiben, bei AGBs reicht es aus, wenn sie in deinem Laden aushängen. Es gibt reihenweise Gerichtsurteile, nach denen es einem Kunden zuzumuten ist, diese erst zu lesen, bevor er einen Auftrag erteilt.

Es gibt auch Branchen, da ist die Bezahlung der Leistung gesetzlich geregelt. Wenn du deinen Steuerberater anrufst und eine Frage stellst, darf er die angefangene halbe Stunde berechnen, auch wenn das Telefonat nur eine halbe Minute gedauert hat. Üblich sind aber Abrechnungssprünge von einer Viertelstunde. Bei Anwälten ist das ähnlich.

Die Zahlungsmoral ist seit Jahren eine einzige Katastrophe. Selbst solvente Kunden zögern die Zahlung so weit wie möglich hinaus. Ein Bauunternehmer erzählte mir mal, daß sein Kunde sich ärgerte, weil er gleich nach Fertigstellung des Auftrages die Rechnung brachte. Der Kunde hatte das Geld zwar zur Verfügung, aber erst noch mal schnell für einige Monate als Festgeld angelegt und wollte die erhöhten Zinsen noch haben. Da fragt man sich doch, was der sich denkt. Dazu kommen dann auch immer mehr die, die wirklich nicht zahlen können. Die Gerichtsvollzieher können die vielen Aufträge gar nicht mehr schaffen, hinken mit der Vollstreckung hoffnungslos hinterher. Seit fast jeder ein Handy hat, ist das noch schlimmer geworden. Etwa jede dritte Vollstreckung ist wegen Handyrechnungen. Bei meiner kurzen Briefträger-Karriere habe ich gleich gemerkt, und die Kollegen haben es bestätigt: Wenn erst mal die Handy-Rechnungen alle raus sind, kommt der Schwung der Mahnungen, dann bei einigen die Schreiben vom Gericht und auf einmal sind die Empfänger bei Nacht und Nebel verschwunden. So mancher Hausbesitzer, den man nach dem Verbleib seines Mieters befragen muß, knirscht mit den Zähnen, weil er auch die letzten Mieten nicht gesehen hat.

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Wer von euch ist auch Selbstständig??? 27 Apr 2006 19:37 #126238

  • ALEX
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Was würdet ihr so tun?


a) ordentliche Verträge aufsetzen
b) den Kunden so behandeln, dass er 90 Minuten bleibt oder zumindest wiederkommt

viel Erfolg,
Alex

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Wer von euch ist auch Selbstständig??? 27 Apr 2006 19:56 #126240

  • Gewitterfreund
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Da ich in der DDR aufgewachsen bin kann ich ganz gut vergleichen. Die Aussage dass die heutige BRD ein Rechtsstaat ist kann ich nur belächeln.
Hier hat doch jeder Kriminelle seine Lobby. Kinderschänder werden freigelassen, Betrüger, vor allen die welche im ganz großen Stil bescheißen bekommen maximal Bewährung,jeder Falschparker wird härter verfolgt. Jeder darf jeden bescheißen, vorausgesetzt er kann mit "seinen" Anwalt drohen. Im Knast wird mit Drogen gehandelt, es gibt sogar Urlaub, Freigang und offenen Vollzug für die Verurteilten.Und hat ein jugendlicher Täter besonders viel auf dem Kerbholz, gibt's einen 6monatigen Abenteuerurlaub gratis.Täterschutz geht vor Opferschutz.
Um die armen Täter kümmert sich ein Heer von Anwälten und Psychologen, um Opfer von Sraftaten aber max. ein paar gemeinnützige Verbände.

Natürlich gab es in Sachen Recht früher im Osten auch viel schlimme Sachen vor allen alles wenn's politischer Natur war. Der Staat raubte seinen Bürgern
wichtige Grundrechte (Pressefreiheit, Meinungsfreiheit, Reisefreiheit).
Was aber die "Alltagskriminallität" anging, vor allen Betrug, Raub, Körperverletzung u.ä. , da wurden die Täter schnell zur Rechenschaft gezogen und man fühlte sich schon sicherer.

Gruß Steffen

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