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Selbstständigkeit und Hartz IV 21 Feb 2007 14:34 #137797

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Etwas neues was in meinem Beruf hinzukommt, das ist, das immer mehr Leute anrufen und fragen ob ich Ihnen einen Computer reparieren könnte obwohl sie von Hartz IV leben und keinen Cent mehr in der Tasche haben.

Ein neuer Trend der sich hoffentlich die nächsten Wochen nicht über bestätigt.

Die Zahlungsmoral der Leute lässt immer mehr nach. Jetzt lasse ich seit einigen Monaten bar auf die Kralle zahlen. Vorkasse lässt keiner mit sich machen.

Die Leute aus den besten Vierteln der Stadt haben es weniger nötig ordentlich zu zahlen, als Mittelständler oder verarmte Leute. Sie denken auch immer das sich eine Schulung von selbst im Kopf regelt, ich frage mich manchmal warum ich noch Arbeitsmaterial mitbringe wenn sowieso keiner damit arbeitet.

Und in Deutschland wird immer gesagt die jungen Leute wären immer so faul.

Bei den Leuten die leider Hartz IV bekommen habe ich mich entschlossen 4 Wochen Frist zum zahlen zu geben.

Habt ihr in euren Berufen ähnliche Erfahrungen gemacht? Ist jemand so wie ich selbstständig?


Grüsse

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Selbstständigkeit und Hartz IV 21 Feb 2007 14:53 #137799

  • Kerstin
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Selbständig bin ich nicht, aber ich arbeite ja in einem Bereich, wo ich das alles hautnah mitkriege.

Die Zahlungsmoral ist seit Jahren immer weiter gefallen. Im Gegenzug gewähren aber auch immer weniger Firmen einen Skonto bei sofortiger Zahlung, was ja schon ein Anreiz wäre. Sollte man vielleicht auch mal wieder einführen. In der Kalkulation ist das von vornherein machbar.

Im Speditionsgeschäft, wo ich das am meisten mitkriege, finden viele es normal, ein Zahlungsziel von 60 Tagen anzupeilen, ansonsten gibt es den Auftrag nicht. Auch das wird dann nicht immer eingehalten. Es hat sich bewährt, wenn wir erst schriftlich mahnen und ich dann eine Woche später mal da anrufe, warum denn immer noch kein Geld gekommen ist. Dann werden die meisten doch noch ganz verlegen und zahlen.

Schlechte Zahlungsmoral macht Firmen kaputt, das ist nicht neu. Von Außenständen kann keiner leben. Am schlimmsten ist es, wenn die öffentliche Hand der Auftraggeber ist. Die sind meist selbst zahlungsunfähig und bieten auch schon mal einem kleinen Handwerksmeister an, die Rechnung mit den Gewerbesteuern der nächsten 10 Jahre zu verrechnen. Kann sich natürlich keiner drauf einlassen. Der Geselle will seinen Lohn ja auch nicht 10 Jahre stunden.

Das beste war noch, was mir ein Schulkamerad erzählte, der Inhaber eines Bauunternehmens ist. Er hatte eine größere Arbeit für einen wohlhabenden Kunden ausgeführt und kam dann ein paar Tage später mit der Rechnung da an, etwas über 10 000 Euro. Der Kunde lamentierte, warum denn die Rechnung schon käme. Weil die Arbeit fertig ist und nun zu bezahlen. Das geht jetzt aber nicht, ich habe das Geld gerade auf drei Monate festgelegt und wenn ich es jetzt wieder kündige, kriege ich keine Zinsen dafür.

Martin ist ihm fast ins Gesicht gesprungen bei der Begründung. Bei mir hat er auch gearbeitet und eine Rechnung geschrieben. Zwei Tage später hatte er sein Geld, obwohl es bei mir wesentlich knapper ist. Aber ich rechne eben genau aus, ob ich einen Auftrag geben kann oder nicht. Wenn ja, liegt das Geld auch bereit.

Die Gefahr bei manchen Leuten ist aber auch, daß sie genau wissen, wann ihnen nichts mehr gepfändet werden kann und sich dann narrenfrei fühlen. Das habe ich gesehen, als ich die Vollstreckungsarbeiten in einem Anwaltsbüro gemacht habe. Da wird lauter unnötiger Firlefanz bestellt und nicht bezahlt. Weil sie unter der Pfändungsgrenze liegen und vielleicht auch schon die eidesstattliche Versicherung abgegeben haben. Wenn man dann eine Anzeige wegen Betrug macht, muß man noch Anwaltskosten und dergleichen bezahlen, kriegt aber nichts, weil nichts zu holen ist. Die Vollstreckungskosten hat man schon verauslagt und sieht nichts davon wieder. Vor der Arbeit Auskünfte über die Insolvenz einzuholen, kostet auch erst mal Geld und zweitens sind die Auskünfte von sehr fragwürdigem Wert, veraltet oder aufgrund einer Streitigkeit verfälscht.

Das Risiko bleibt einem Unternehmer eben anhaften. Man kann nur versuchen, es zu minimieren.

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Selbstständigkeit und Hartz IV 25 Feb 2007 21:14 #137923

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kann ich nicht bestätigen. Die Zahlungsmoral ist (toi, toi, toi) generell sehr gut, nur einzelne Firmen zahlen erst nach 60 Tagen. Hätte ich mehr Probleme, würde ich nur cash oder per CC Leistungen anbieten.

Da der Geschäftsgang gut ist, kann ich auch mal einen Kunden ablehen, was ich (noch) nicht muss.

Gruss Andreas

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Selbstständigkeit und Hartz IV 27 Feb 2007 17:42 #137971

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Freue dich, wenn das bei euch so ist. Hier ist es seit Jahren immer schlechter geworden. Das bestätigen auch viele Studien zu dem Thema.

Bei uns in der Firma laufen wir seit Herbst 2005 einem Kunden nach, der nicht bezahlen kann, weil er selbst kein Geld von seinen Kunden bekommt. Der ist kurz vor der Insolvenz, weil er so viele Außenstände hat.

Teilweise reiten große Firmen auch eine ganz fiese Masche: Die bestellen bei Kleinunternehmen und zahlen nicht. Die wissen genau, daß der Kleine weder die Zeit noch das vorzustreckende Geld für den langen Mahnweg und die darauf folgenden Gerichtsverfahren hat. Auch das hat schon man einen Betrieb kaputt gemacht. Oder am Ende kann keiner mehr feststellen, woher der Auftrag denn nun kam, weil der Unternehmer Subunternehmer beauftragt hat, der wieder einen Subunternehmer und der wieder einen Subunternehmer und am Ende der Kette steht ein kleiner Handwerker, der in die Röhre guckt.

In der Firma (Spedition) hatten wir jetzt so einen Fall, daß ein Kunde die Rechnung gekürzt hat, weil angeblich Unterlagen über den Auftrag fehlten. Solche Bescheinigungen gibt es normalerweise gar nicht, wie die da gefordert haben. Mit Ausdauer, Zähigkeit und einer Ladung Wut im Bauch habe ich den Empfänger dazu gebracht, mir ausnahmsweise doch so eine Bescheinigung zu schreiben und die habe ich weitergereicht. Wochenlang ist wieder nichts passiert, ich habe angerufen und nachgefragt. So eine blöde Antwort wie da hatte ich noch nie bekommen. Da bin ich dann auch mal deutlicher geworden. Jetzt kam endlich das fehlende Geld, bis auf 5,80 €, die die einfach einbehalten hatten. Wir akzeptieren das jetzt, weil es wenig Sinn macht, da noch Zeit für zu verschwenden. Für diese Firma fahren wir aber nie wieder! Bei so einem Ein-Mann-Unternehmen, wie es in der Branche viele gibt, der hätte niemals die Zeit gehabt, überhaupt der Sache so nachzugehen und darauf hatten sie wohl spekuliert. Das hätte ein dickes Minus für diese Fuhre bedeutet.

Ich finde, daß ist eine Riesensauerei und ein erhebliches Risiko für ehrliche Unternehmer.

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Selbstständigkeit und Hartz IV 28 Feb 2007 18:39 #138024

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....Medien von verlotternden Sitten. Solche Fälle würde ich sofort einem Inkassodienst übergeben und den Typen betreiben lassen...hilft oder abschreiben. Habe aber auch im Schnitt so pro Jahr einen Fall, den ich abschreiben muss, zwar eher Zechpreller und so, aber dann jeweils höchst ärgerlich. Aber gesamthaft darf ich nicht klagen....anscheindend ist die gute Mittelklasse noch recht anständig...

Gruss Andreas

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