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Internet... 04 Aug 2007 09:42 #143064

  • shrek
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Das Internet ist wie Heroin. Erst mal angefixt, kommt man davon schwer wieder los.

BLICK-Redaktor Silvan Grütter über einen sanften Entzug.


Ich bin süchtig, ein Junkie, ein verdammter Freak. Angefixt von der Droge Internet. Ich stehe auf, sehe den Regen und schaue statt aus dem Fenster online nach dem Wetter, sauge wie ein Schwamm jedes unsinnige Gerücht auf und jage mir Neuigkeiten wie warmes Heroin in den Kreislauf.

Das Internet ist alles, das Internet kann alles und das Internet weiss alles. Wie Paris Hilton im Schritt aussieht (nicht so toll), wie das Wetter in Honolulu ist (toll) und dass es mal einen russischen Polarforscher deutschbaltischer Abstammung gab (Eduard Toll).

Auf acht Milliarden Seiten wird alles Erdenkliche und Unerdenkliche beschrieben, gezeigt und angeboten.

Aber bin ich klüger, bloss weil ich mir jede Information in Bruchteilen einer Sekunde beschaffen kann? Lese ich mehr, weil ich mir jedes Buch von jedem Schriftsteller der Welt online bestellen kann? Oder bin ich meinen Freunden wirklich näher, weil ich pausenlos mit ihnen chatten kann?

Was hat mir die Vernetzung der Welt gebracht? Bücher konnte ich schon immer in jeder Buchhandlung kaufen, Freunde treffe ich lieber zum Kaffee als virtuell und in einem guten Lexikon steht noch immer alles geschrieben, was ich wissen will und muss.

Was also, wenn morgen der grosse Stecker gezogen würde und vom www bloss ein ne, ne, ne übrigbliebe? Was, wenn morgen auf dem Bildschirm bloss noch die Meldung «Das Internet wurde abgeschaltet» erscheint?

Kalter Entzug. Panik. Verzweiflung. Und dann, wenn die letzten Erinnerungen an das Netz ausgeschwitzt sind: bodenloses Staunen. Darüber, dass man sich so einfach hatte mitreissen lassen. Wie sehr man davon abhängig geworden war. Und dann das Glücksgefühl, wenn man davon losgekommen ist. Wenn man erkennt, dass einem nichts fehlt. Und man wieder aus dem Fenster schaut, in Buchhandlungen geht und Freunde trifft.

Das Internet ist schon lange zum Tummelplatz von Kriminellen, Wahnsinnigen und Lügnern geworden. 99 Prozent von dem, was in diesem Moment im Internet geschrieben und veröffentlicht wird, ist purer Schwachsinn oder hat in den nächsten Augenblicken seine Gültigkeit wieder verloren.

Nur Minuten, nachdem am 11. September 2001 zwei Passagierflugzeuge von Terroristen in die Türme des World Trade Center gesteuert wurden, tauchten im Netz die ersten Meldungen über den Anschlag auf. Erst ein paar, dann ein paar Dutzend, dann ein paar Hundert und schliesslich ein paar Millionen.

Noch nie vorher gab es zu einem Ereignis mehr und schnellere Informationen als zu den Anschlägen von New York. Und noch nie wurden zu einem Ereignis mehr Spekulationen, Gerüchte und bare Lügen verbreitet.

Wenn Zeitungen, Zeitschriften, das Radio und das Fernsehen ein Fluss aus Informationen sind, dann ist das Internet der Informations-Tsunami. Eine gewaltige, alles erdrückende Welle. In der sich mit ein paar Klicks alles und das Gegenteil von allem beweisen lässt.

Höchste Zeit also für einen sanften Entzug. Solange der noch geht.

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Internet... 04 Aug 2007 10:07 #143066

  • ALEX
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Diese Apparate mit Wählscheibe, welche einen in letzter Zeit immer mehr zu
erschwinglichen Preisen mit Freunden schnell über einen Draht verbinden
lassen - isolieren Menschen immer mehr voneinander. Gestik, Mimik,
Körpersprache sie gehen immer mehr verloren. Der Weg aus dem Haus nur
noch um Arbeiten zu gehen und einzukaufen?

Telefonnetze, ein Tummelplatz für Gauner, die ihre Verbrechen von langer
Hand, voneinenader unabhängig vorbereiten können.

Das Fahrrad, welches im Vorgarten vom umfallenden Sackreis beschädigt wurde,
zack im Nu weiß es die ganze Sippe - dank Telefon. Muss das sein?

Demnächst werden noch Glasbehälter mit glühendem Draht entwickelt,
welche unseren Tag-Nacht-Rythmus durcheinander bringen. Also, mir
geht das alles zu schnell.

Guten Tag,
Alex :)

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