Der Grund, warum Klopp so angefressen war, fand seinen Ursprung in der ersten Halbzeit. Diese hatte seine Elf nämlich rund eine halbe Stunde dermaßen dominiert, sodass die Führung nur eine Frage der Zeit zu sein schien. Einzig, der Ball wollte nicht rein. Beste Gelegenheiten blieben ungenutzt - selbst aus drei Metern Entfernung (Ranisav Jovanovic) ging der Ball nicht rein, sondern in den Himmel. "Es ist wohl jedem aufgefallen, dass wir in der Anfangsphase überlegen waren", meinte Klopp süffisant. Da war´s nur ein schwacher Trost, dass ihm Sieger-Trainer Frank beipflichtete. "In dieser Phase kannst du locker 0:2 zurückliegen", gab der Offenbacher Übungsleiter offen zu.
So jedenfalls kam es wie es kommen musste - oder wie es der Mainzer Präsident Harald Strutz formulierte: "Das Ergebnis entspricht einer alten Fußball-Weisheit. Wenn du so viele Chancen nicht nutzt, gehst du als Verlierer vom Platz." In der Tat fiel die Offenbacher Führung fast aus heiterem Himmel. Oualid Mokhtari durfte ungehindert von rechts Flanken, Nikolce Noveski produzierte einen Querschläger und Türker schweißte völlig frei stehend ein - und das auch noch so kurz vor der Pause. "Das 1:0 hat natürlich perfekt gepasst", meinte Frank, "das gab uns für die zweite Halbzeit größere Sicherheit."
Dass diese Sicherheit den Mainzern nach dem Wechsel völlig abhanden gekommen war, rief indes bei Klopp Unverständnis hervor. "So etwas kommt vor", kommentierte der 05-Coach den Rückstand. Viel mehr ärgerte er sich darüber, dass sich seine Mannschaft zu sehr "am eigenen Spiel ergötzt habe." Und dass die Spieler zu schnell den Glauben an die eigene Stärke verloren haben. "In der Anfangsphase hatte fast jeder Offensivspieler seine Chance. Und hat sich dann davon beeindrucken lassen, dass der Ball nicht drin war. Aber ich kann nicht erwarten, dass alles gelingt." Zudem störte Klopp, dass die Zweikämpfe nicht richtig angenommen wurden. "Bei einem Zweikampf zu spekulieren, das geht eigentlich gar nicht."
Zumindest vom kämpferischen Einsatz her konnten die 05er ihren Trainer in den zweiten 45 Minuten wieder versöhnlich stimmen. Dafür war der spielerische Faden gänzlich gerissen. Es entwickelte sich ein typisches Zweitliga-Spiel mit vielen Zweikämpfen und reichlich hohen Bällen. Und mit einer weiteren Szene, die den Offenbachern in die Karten spielte. Als der Mainzer Chadli Amri mit einer Einwurf-Entscheidung nicht einverstanden war und dies dem Linienrichter gegenüber mit dem "Scheibenwischer" kommentierte, gab´s von Schiedsrichter Dr. Felix Brych die Rote Karte (67.). Sechs Minuten später war die Partie dann entschieden, als nach einer ganzen Fehlerkette Judt zum 2:0 einschießen konnte