Der Wetterradar peilt die Formel-1 an
ETH Zürich Der Wetterradar und die Swisscom-Sendeanlagen auf dem Physikgebäude werden abgebaut
Gestern wurde der weitherum sichtbare Wetterradar vom ETH-Physikgebäude abgehoben. Er soll für mobile Einsätze umgerüstet werden.
Mit etwas Wehmut verfolgte Hans Richner gestern, wie ein Kran den Wetterradar vom ETH-Physikgebäude hebt. Der emeritierte Professor für Atmosphärenphysik war zuständig für die Auflösung der Gruppe Radar-Meteorologie an der ETH Zürich. «Dies ist eine meiner letzten Amtshandlungen», sagt er. 22 Jahre lang stand der Radar im Einsatz. Vom Standort Hönggerberg aus haben sich einmalige Möglichkeiten geboten, erklärt Richner. So liessen sich im Verbund mit dem Radar von Meteo Schweiz auf dem Albis und dem Radar des Deutschen Wetterdienstes auf dem Feldberg «Multi-Doppler-Aufnahmen» erstellen: Ein Luftpaket konnte gleichzeitig von verschiedenen Seiten her betrachtet und analysiert werden.
Neue Forschungsschwerpunkte
Nun wird die Anlage nicht mehr gebraucht. Mit dem Wechsel des Lehrstuhls am Institut für Atmosphäre und Klima von Albert Waldvogel an Ulrike Lohmann haben sich die Forschungsschwerpunkte verschoben. Lohmann fokussiert sich auf Wolken- und Aerosolphysik. Ausrangiert wird der Radar deswegen nicht. Für einen symbolischen Franken wurde er an den ehemaligen ETH-Forscher Willi Schmid verkauft. Auch er verfolgt das Geschehen vor Ort. Er wolle prüfen, ob sich der Radar mobil auf einem Lastwagen zum Einsatz bringen lasse, erklärt er. Er hat das Gerät in den letzten Jahren mitbenutzt, um über seine Firma Meteoradar Kurzfrist-Wettervorhersagen anzubieten. Abnehmer sind etwa der Flughafen und Strassenämter. Mit dem mobilen Radar eröffneten sich neue Geschäftsfelder, sagt er. Er denkt an Formel-1-Rennställe als Kunden. Für sie spielt das Wetter eine entscheidende Rolle.
Der Radar stellte den kleinsten Teil des Aufbaus auf dem Physikgebäude dar. Die ganze Konstruktion, ETH-intern «Elefantenkäfig» genannt, gehört der Swisscom und trägt mehrere Richtstrahl-Spiegel. Nach dem Siegeszug der Glasfaser braucht es sie nicht mehr. So steht denn der Kran nun noch drei Wochen, bis der ganze «Elefantenkäfig» zurückgebaut ist. Das Gebäude darunter ist sanierungsbedürftig und bereits geräumt. (TMA)
Aargauer Zeitung | Ausgabe vom 04.12.2008