Salü Mischa
Die Preispolitik der Grossverteiler sowie von ALDI, das ist eine andere Geschichte. Wie Du schon erwähnt hast, werden gerade beim Billiganbieter ALDI die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nicht wirklich wie geschätztes Personal behandelt. Nur Zahlen und Fakten zählen, nichts anderes.
Reingeworfene Abkürzung: ASL == AktivStundenLeistung
Dies ist ein Zahl, welche einen Betrag in einer Währung (in der Schweiz CHF) ausdrückt, wie viel ein Mitarbeiter Durchschnittlich pro Stunde umsetzen muss, damit er/sie rentiert und Ende Monat bezahlt werden kann.
Beispiel:
Der ASL Wert bei den grossen Coop und Migros liegt bei geschätzen 250.--.
Bei ALDI liegt dieser Wert höher, geschätzt bei ca. 330.--
Nun ist es so:
Eine grössere Filiale setzt z.B. über einen ganzen Tag verteilt total 25 Personen ein (Zu Spitzenzeiten sind bis zu 35 gleichzeitig anwesed, dann aber auch nur wieder knappe 15, nicht alle sind 100% angestellt, all dies berücksichtigt, einfach unter dem Strich). Der Laden hat offen von 08 Uhr bis 20 Uhr. Sind also 12 Stunden. Total Arbeiststunden während den Öffnungszeiten beträgt somit 300 (12h * 25 MA). Hinzu kommen aber noch weitere Stunden zu welchem der Laden geschlossen hat, der Magaziner fängt z.B. schon um 04:30 Uhr an, in der Bäckerei, in der Metzgerei sowie im Früchte und Gemüse um 05:00 bez. 05:30 Uhr. Auch alle anderen Abteilungen sind vor Ladenöffnung besetzt, mindestens 30 Minuten vorher, da kommen locker nochmals 30 Arbeitsstunden zusammen, total nu also 330 Stunden, für diesen einen Tag.
Man rechne (Coop und Migros):
330 Stunden * 250 ASL == CHF 82'500.-- Tagesumsatz!
Bei ALDI ist es nun so, dass über 90% von allen Angestellten (eigentlich alle ausser die Geschäftsführung sowie dessen Stellvertretung, manchmal aber auch die) in Teilzeit und somit ohne fixen Monatslohn angestellt sind. Somit ist ALDI sehr felxibel und ist selten verpflichtet, Sozialleistungen zu bezahlen, da seine Mitarbeiterinnen das Mindesteinkommen dazu unterschreiten. Zudem bezahlt ALDI keine Arbeitsstunden, welche ausserhalb der Öffnungszeiten geleistet werden, die Artikel werden manchmal direkt in den Originalgebinden (Paletten) in den Verkaufsraum gestellt. Auch gibt es so gut wie keine Dienstleistungen wie Kundenbestellungen, Reservationen oder Geschenkpackungsservice. Dies alles bieten Coop und Migros kostenlos an, hier werden pro Tag und Filiale je nach dem bis zu total 30 Minuten investiert, kostet somit ca. CHF 125.-- Auch werden Kunden mit grösseren, schweren oder sperrigen Sachen zu ihrem Fahrzeug begleitet und beim einladen geholfen...
Man rechne (ALDI; ca. -25% Personal+Stunden, kaum Sozialleistungen vom Umsatz):
250 Stunden * 330 ASL == CHF 82'500.-- Tagesumsatz!
Dies erklärt die Preisunterschiede zwischen Coop, Migros und ALDI, welche in der Schweiz nicht mal allzu gross sind. Allerdings lassen sich die Preisdifferenzen zwischen den von Dir erwähnten BIO Avocados vom BIO Laden, welcher ja Kleinmengen einkauft und den Grossverteilern, welche Grossmengen einkaufen, nicht einfach erklären, es ist jedoch stark von einer Mischrechnung auszugehen.
Ananas: Könnten Aktionen oder Angebot-Nachfrage sein. Kommt eine grosse Ladung Ananas an, die Bestellungen sind jedoch nicht so hoch, sinkt der Preis und umgekehrt.
Gruss
Tobias
...einige Sache, die Du da erzählst, sind falsch:
Zumindest in der Schweiz (auf die beziehst Du Dich) muss auch auf Teilzeit-Löhne Soziallasten bezahlt werden. Das ist per Gesetz vorgegen und an keine Unterlimite gebunden.
Zur Teilzeit: Der Einzelhandel generell ist ein Teilzeitparadies. Nun setzt Aldi mehr auf Teilzeit als andere Anbieter. Auch das mit dem nicht fixen Monatslohn stimmt so nicht. Nach einer gewissen Zeit muss man in der Schweiz einen Teilzeitvertrag abschliessen d.h. man muss den Mitarbeiter zu einem bestimmten Prozentsatz anstellen. Man kann allerdings einen Mitarbeiter zu 50 % anstellen und er muss sich die ganze Woche zur Verfügung stellen, dass sollte man dann aber im Arbeitsvertrag reinschreiben.
In der Schweiz müssen Neueinsteiger wie Aldi und Mc Donalds sogar ganz streng auf die Richtlinien aufpassen, da Konkurrenten, Gewerkschaften und Neider auf solche Einsteigern ganz besonderst aufpassen.
Zur ASL. Jeder Unternehmer arbeitet mit solchen Zahlen. In der Gastronomie arbeitet man mit Lohnprozenten, die betriebswirtschaftlich Sinn machen. Während in der Gastronomie die rund 40 % ausmachen, sind bei Mirgros und Coop rund 10 % angesagt. Allerdings sind die Verkaufsmargen in der Gastronomie grösser: Der Warenaufwand sollte 33 % nicht überschreiten, im Detailhandel liegt der viel höher, schätzte mal auf 66 %.
Da ich beim Cash und Carry einkaufen kann, sehe ich ein wenig die Margen und muss sagen: Ich möchte kein Lädelibesitzer sein. Tiefe Margen. Das lohnt sich nur bei einem hohen Warenumsatz, somit der Trend zu immer grösseren Stores. Kein gemütliches Business!
Zurück zu Aldi: Da bei einem Warendiscounter die Margen eher tiefer sind, müssen die Lohnstückkosten auch tiefer sein. Das kann einerseits, wie erwähnt, durch einfacheren Service" erfolgen, andererseits dadurch, dass das Personal effizienter eingesetzt werden muss. Da ist der Druck automatisch grösser.
Alle Angabe in der Annahme, dass alle Player sich an die gesetzlichen Vorgabe halten.
Ich würde mich wundern, wenn Aldi in der Schweiz den gleichen Erfolg haben wir, wie in Deutschland. Die Preisunterschiede zu Migros & Co sind einfach zu klein und die Kaufkraft der Bürger zu gross.
Gruss Andreas