"...anscheindend waren die Deiche verlottert"
Auch hier verlottert immer mehr. Zahlreiche Dorffeuerwehren sind nur noch bedingt einsatzfähig, weil Geräte fehlen oder die vorhandenen den Geist aufgeben. Mein Ex-Mann war Fahrer beim Sanitätszug. Die Fahrzeuge waren älter als er selbst und permanent kaputt. Inzwischen haben sie ein paar neue bekommen, aber dafür fehlt es dann an anderer Stelle.
Heute war ein Bild in der Zeitung, daß hier im Gebiet mal einfach so eine Mauer auf die darunterliegende Bushaltestelle gefallen ist (zum Glück nachts, wo keiner da stand), Straßen und Brücken bröckeln vor sich hin, Bahnanlagen vergammeln, wo sie denn überhaupt noch genutzt werden und wie es um die Standfestigkeit von Bauwerken aussieht, haben die Schneelasten in diesem Winter schon hinreichend bewiesen. Verfall, wo man hinsieht. Letzte Woche hat sich mein Einkaufswagen auf dem Parkplatz vor dem Markt überschlagen und seinen Inhalt zwischen den Autos verteilt, weil die Räder in ein tiefes Loch mitten auf dem Platz gerieten. Solch ein Loch hätte es vor einigen Jahren nicht da gegeben, das wäre sofort ausgebessert worden. Ein Fuß da ins Loch und der Knöchel ist gebrochen.
Warum sollte da der Katastrophenschutz im großen Rahmen besser funktionieren, wenn es ja schon Theater bei unseren doch relativ kleinen Dorfüberflutungen gibt? Schon da zeigt sich, daß das Dorf ohne die Hilfe eines ansässigen Tiefbauunternehmens, das mit Bagger, Radlader und Schlammpumpe anrückt, im Dreck untergehen würde. Die Feuerwehr hat nur eine Wasserpumpe, bei Schlamm ist die nicht zu gebrauchen (sie wollten mal eine Schlammpumpe kaufen, weiß nicht, ob das inzwischen durch ist, habe nichts mehr davon gehört). Wenn die Brühe kommt, ist jedes Mal die Selbsthilfe die wichtigste Hilfe. Die Arbeitsstunden können gar nicht gezählt werden. Obendrein kriegt man dann auch noch von der Stadtverwaltung gemeckert, daß wir zuviel Wasser aus dem Hydranten verbraucht hätten beim Saubermachen. Der Mann wurde aufgefordert, den Schiß mit der Zunge aufzulecken, wenn das sparsamer wäre.
Beim letzen Mal kamen noch ein paar Mann vom THW mit ein oder zwei Fahrzeugen, aber nur, um ein Haus zu auszupumpen, wo die Schwiegereltern des wichtigsten Feuerwehrchefs im Landkreis wohnen. Um meinen Keller haben die sich nicht gekümmert und um die anderen betroffenen Häuser auch nicht. Da fehlten wohl die guten Beziehungen.
Ne, bei einer großen Katastrophe geht es uns hier nicht viel besser als den Amerikanern. Wer ist denn Einsatzleiter bei solchen Fällen? Die Landräte zum Beispiel. Aber woher sollen die denn im Notfall auch wissen, was zu tun ist? Die werden von ihren Parteien zur Wahl aufgestellt. Fachkompetenz im Katastrophenfall ist da kein Kriterium. Die wirklich wichtigen und fachkundigen Leute bei Feuerwehren, THW, DRK usw. sind oft die Ehrenamtlichen. Aber auf die hört dann keiner.
Wohin auch Leute evakuieren? Je nach Art der Katastrophe, beispielsweise Sturm oder riesiege Schneemassen, sind die Turnhallen und Schulen, die immer dafür vorgesehen sind, doch besonders gefährdet wegen der Flachdächer und großen Fensterfronten.
Das sind wie gesagt nur ein paar Beispiele aus der unmittelbaren Umgebung. Wenn dann auch noch länger der Strom ausfällt und es kein sauberes Wasser gibt, na Mahlzeit.