Also, zum Thema Post:
Seit gestern trage ich selber Briefe aus für einen privaten Zustelldienst. Hier auf dem Land ist das mit realen Preisen, wie sie den anfallenden Kosten entsprechen würden, gar nicht zu machen. Für 15 Cent, die ich pro Brief bekomme, bin ich manchmal 10 Minuten zu einem abgelegenen Haus unterwegs und Fahrtkosten fallen auch noch an. In der Stadt ist das einfacher, da liegen viele Briefkästen dicht beieinander, da kann man das Geld leicht machen. Gut, daß es nur ein stundenweiser Zuverdienst ist, davon leben könnte ich auch bei größtem Fleiß nicht, weil einfach die langen Wege zuviel Zeit beanspruchen. In der Schweiz kann ich mir vorstellen, daß der Weg für einen Brief auf eine Alp ein dickes Minusgeschäft sein muß. Da ich noch neu bin, muß ich auch noch viel suchen und herumfragen, wo dieses und jenes zu finden ist. Die Leute können sich ja die tollsten Paläste bauen, für eine gut lesbar angebrachte Hausnummer und ein Namensschild reicht es dann offenbar nicht mehr. Die sollen mal auf den Krankenwagen warten, wenn sie einen Schwerverletzten da liegen haben und der Sanitäter sucht verzweifelt das Haus, ist aber vielleicht schon zweimal vorbeigefahren.
Die privaten Zustelldienste haben sich untereinander organisiert, so daß die Gebiete aufgeteilt sind. In der Nacht wird die Post sortiert und an den Zustelldienst übergeben, der für das Empfängergebiet zuständig ist. Es kann ja nicht für ein paar Cent ein Kurier von Flensburg einen einzelnen Brief in ein bayrisches Dorf bringen.
Da Eisregen zu erwarten ist, habe ich eben mit dem Chef telefoniert und ihm mitgeteilt, daß ich erst dann losfahre, wenn hier der Streuwagen durch ist. Da ist es wohl zuverlässiger, wenn die Leute mal zwei Stunden länger auf ihre Briefe warten, als wenn die mit mir und meinem Auto im Graben landen. Der Chef denkt genauso, sonst hätte ich auch gleich wieder aufgehört. Man kann doch nicht verlangen, daß Leute ihr Leben riskieren, nur um die gewohnten Zustellzeiten einzuhalten. Es würde mir ja auch nichts nützen, wenn ich mich irgendwie in aller Frühe zur Verteilstelle durchkämpfen könnte und die Post ist noch gar nicht da, weil die anderen Fahrer verunglückt sind.
Ich denke, bei solchen Wetterlagen kann man die Zuverlässigkeit nicht an staatlicher oder privatwirtschaftlicher Organisation festmachen. Da muß man zusehen, was machbar ist und jeder sollte in der Lage sein, mal ein bißchen auf eine Lieferung zu warten. Als ich noch im Geschäft gearbeitet habe, kam der Lieferwagen mit Zeitungen und Zeitschriften im Winter auch manchmal erst um 9 oder um 10, während um 8 Uhr schon die Rentner stinksauer auf ihre Bildzeitung gewartet haben. Die schimpften und wurden total böse, weil die Zeitungen noch nicht da waren. Ich habe dann mal zurückgeschimpft. Soll der Junge sich denn deswegen totfahren? Nachher steht noch dasselbe drin, das kann man auch in zwei Stunden noch lesen. Der Chef stand dabei hinter mir, hat dasselbe gesagt. Die alten Leute waren einfach nur in ihrern Gewohnheiten so festgefahren, daß sie die nicht einmal wegen extremer Wetterlagen umstellen konnten. Bildzeitung gehört zum Frühstück, das war immer so und das muß so bleiben. Oder am Freitag mußte gleich morgens die neue Fernsehzeitung her - für das Programm der übernächsten Woche. Das hätte ja auch noch zwei Stunden Zeit gehabt, oder?
Ich habe selbst mal auf ein Buch gewartet, dessen Lieferung in die Buchhandlung mir für einen bestimmten Tag zugesagt worden war. Als ich es abholen wollte, war es nicht da. Der Post-LKW war auf Schnee und Eis ins Rutschen geraten und in einen Wald gekippt. Die Pakete waren herausgefallen und naß geworden, waren nicht mehr zu gebrauchen. Die Bestellung mußte erneuert werden und es dauerte noch mal ein paar Tage. So etwas passiert eben, das ist höhere Gewalt.
Vorgestern ist hier in der Gegend übrigens ein LKW mit lebenden Schweinen umgekippt, weil der Fahrer die Kurve zu schnell genommen hat. Polizisten und Feuerwehrleute mußten die herausgefallenen Schweine, die größtenteils noch am Leben waren, wieder einfangen - nur, damit sie mit einem anderen LKW in den Schlachthof gebracht wurden. Auch hier war es die Eile, die den Schaden angerichtet hat. Die Strecke war eine Abkürzung, eigentlich für große LKW nicht geeignet, da kracht es dauernd. Und dann noch viel zu schnell in die Kurve.
Zum Thema Billigkleider:
Meiner Erfahrung nach kann ich mir diese Kleider nicht leisten. Diese Billigeinkäufe sind zu teuer, nicht nur aus volkswirtschaftlicher Sicht, sondern auch aus Sicht meines Portemonaies. Zum einen habe ich sowieso nichts von den Billigangeboten, weil mir das Zeug meistens nicht paßt. Wo da Größe 46 draufsteht, das ist allenfalls 42, da komme ich einfach nicht rein mit meiner umfassenden Persönlichkeit. Sollte doch mal was passen, ist die Qualität dermaßen miserabel, daß ich es sowieso nicht will. Ich habe genug Sachkenntnis, um zu erkennen, wann ein Kleidungsstück mehr aus Appretur denn aus Baumwolle besteht. Das ist nach der ersten Wäsche nur noch ein Lappen. Das sollen sie im Laden meinetwegen liegenlassen, bis es sich aufllöst (also nicht allzu lange), ich will es nicht. Was habe ich davon? Vor dem erten Tragen gehört alles einmal gewaschen, im Falle von Allergie zweimal. Und dann kann man es nicht mehr anziehen. Oder man zieht es doch an und sieht in einem neuen Teil aus wie ein Penner.
Im Gegenzug besitze ich noch aus besseren Zeiten etliche Sachen, die schon 8 oder 10 Jahre alt sind und noch gut aussehen. Die haben damals auch was gekostet, aber das Geld ist längst schon eingefahren. An Billigsachen hätte ich in der Zwischenzeit ein Vielfaches ausgegeben. Ich bevorzuge sowieso zeitlose Sachen, die nicht nach drei Wochen out sind. Das ist ja noch so eine Krux mit den Billigsachen. Sie sind bunt und auffällig und eben sher modisch. Ich habe noch nie Mode gekauft, nur Kleidung, die ich möglichst lange anziehen kann. Oder ich stricke mir was selber, aber auch dann nicht aus Billigwolle, wo der Pullover gleich einläuft oder ausleiert. Dafür ist die Arbeit zu schade.
Davon mal abgesehen, die Billigtextilien sind dermaßen mit Chemie getränkt, daß es gesundheitsschädlich ist. Was man da beim Kauf spart, trägt man dreimal in die Apotheke und bleibt doch krank. Das ist alles längst erwiesen, hin und wieder dringt mal ein kleiner Artikel dazu an die Öffentlichkeit, aber die Werbung ist anscheinend mächtiger als die Gesundheit.
Manche Frauen kaufen aber auch bewußt die billigen Sachen, die schnell kaputt gehen, damit sie schon nach kurzer Zeit einen Vorwand haben, wieder ins Geschäft zu rennen und was Neues zu holen. Die würden, wenn sie es sich leisten könnten, auch die guten Sachen ruckzuck wieder entsorgen und durch Neues ersetzen. Das ist aber absolut nicht mein Ding. Von meinen fünf Jeans sind drei geflickt und ich ziehe sie immer noch an. Aber ich ziehe sie an, und zwar gern. Hätte ich noch eine ganz neue hochmoderne Designerhose im Schrank, die würde da Staub ansetzen, bis ich sie spende.