Daß die Expansion die Ursache für den Ruin war, stand in beiden Zeitungen. Millioneninvestitionen in den letzten Jahren hängen ihnen letztlich nach. Und es hieß: "Bei einer Betriebsgröße von 80 oder 90 Mitarbeitern hätten wir weiter existieren können."
Daß die Inhaber in ihrem Privatleben nicht sehr bescheiden waren, weiß ich deshalb, weil ich mal damit zu tun hatte. Der eine, mit dem ich ein längeres Gespräch zu führen hatte, hat ganz schön rumgeprotzt, was er sich alles für Vergnügungen leisten kann und auch tut. Den anderen habe ich nicht kennengelernt.
Ich könnte ja auch noch andere Beispiele nennen, wo Firmen sich kaputtexpandiert haben. Teilweise fällt das aber noch unter Schweigepflicht aus meiner frühren Arbeit. Da wurde z. T. einfach wahllos ein Betrieb nach dem anderen zugekauft, keiner hat sich drum gekümmert, ob die denn überhaupt jemals Einnahmen eingebracht haben. Und dann haben die studierten Nieten in Nadelstreifen die simpelsten Dinge außer Acht gelassen, die ein Bürolehrling im ersten Jahr schon wissen muß. Oh je, die Firma ging den Bach runter. Aber die Herren Manager sind alle weich gelandet, hatten sofort wieder neue Posten, wo sie den selben Mist wieder gemacht haben. Wieder eine Pleite, macht nichts, die Herren Manager haben ja schon alle wieder neue Posten usw. Für solche Leute ist das Expandieren schon deshalb wichtig, weil sie damit ihre eigenen Einkünfte in die Höhe schrauben können, selbst wenn die Einkünfte der Firma dabei immer weniger werden. Und sie fühlen sich in den Übernahmeverhandlungen furchtbar wichtig. Das ist ein Punkt, den man dabei nicht vernachlässigen darf. Der in Not geratene Verkäufer muß alles versuchen, sich mit den potientiellen Aufkäufern gut zu stellen, und das genießen sie dann sehr.
Vergiß nicht, Philipp, daß ich durch die frühere Arbeit Einblick in viele der hiesigen Betriebe hatte, und zwar oft besser als die jeweiligen Inhaber wußte, woran es bei ihnen krankt. Die wollen es nämlich meist nicht wissen, bis es zu spät ist. Ist ja auch viel leichter, auf das Personal Druck auszuüben und munter zu entlassen, als mal die eigenen Fähigkeiten in Frage zu stellen. Wenn sie dann noch eigennützige Berater haben, ist das eine ganz gefährliche Sache. Wenn ich heute die Zeitung aufschlage und lese, daß wieder eine der Firmen pleite ist, die ich kennengelernt habe, so sind das fast immer die, für die ich schon vor drei Jahren keinen Pfifferling mehr gegeben hätte.