Hallo Christian,
ich habe mir eine Stunde „freigenommen“, Hatte versprochen, zu einem
späteren Zeitpunkt zu antworten. Legen wir los.....
was die USA betrifft, so muss ich Dir zustimmen. Den Rest aber siehst Du - wie immer in der Diskussion über Probleme zwischen der aufgeklärten und auf christlichen Fundamenten ruhenden westlichen Kultur und der islamischen - meines Erachtens viel zu rosig, ja, fast einseitig.
Ich denke, die Situation aus einer etwas größeren Distanz sehen zu können als
Du wahr haben willst. Rosen oder andere Blümchen wachsen auch aus anderer
Entfernung mit Sicherheit keine.
Es fangen sofort meine Alarmglocken an zu läuten, wenn ich sehe, dass
bestimmte Diskussionen einseitig, mit zahlreichen Pauschalisierungen verläuft
und eine wachsende Eigendynamik entsteht. (Warum fällt mir gerade das Buch
„Die Welle“ ein?) Dabei leuchte eben mit der Taschenlampe für alle sichtbar auch
die andere Seite ab. Da braucht´s eben auch mal einen extrem hellen Strahler,
der vielleicht auch etwas grell oder provokant wirkt. Dies kann bisweilen dazu
führen, dass durch die hierfür erforderliche Schwerpunktverlagerung ein einseitig
geprägtes Bild über meine Meinung herüberkommt.
Natürlich muß man über seinen Tellerrand hinaus blicken, muß registrieren und akzeptieren, daß es noch andere Gesellschaftsmuster mit anderen Traditionen gibt, ja, und da schadet es auch nicht, sich ein wenig darüber zu informieren.
Du schreibst „man muß“ Es zeigt, dass dies Dir, dem Anschein nach, nicht leicht fällt.
Du schreibst "ein wenig darüber zu informieren" Hierdurch wird der oben
gewonnene Eindruck noch unterstrichen. Korrigiere dies, falls es ich deine
Aussage missinterpretiert habe.
Um Missverständnissen vorzubeugen: Es ist niemand gezwungen, sich intensiv
mit anderen Menschen und Gesellschaften auseinander zusetzen. Der Dialog und
das Verständnis ist meiner Meinung nach jedoch für das gegenseitige
Verständnis unentbehrlich. Eine präventive Friedensmaßnahme, wenn man will.
Und nun wir zwei im Chor: „und dies gilt für beiden Seiten“. Als Nebenbemerkung: Mich stört immer wieder dieses „Ihr“ und „Wir“ (Schwarz und Weiß)
Doch muß dies ständig dahingehend ausarten, ein allumfassendes und unerschütterliches Verständnis für das Verhalten und die Taten jener aufzubringen, egal wie abscheulich sie sind? Müssen wir immer fast zwanghaft die Frage nach möglicher eigener Schuld allen anderen Fragen weit voran stellen.
Wer tut denn so was?
Setz Dich doch nicht unter solch einen enormen Druck. Die Sätze hören sich
so an, als setzt Dir jemand gerade Daumenzwingen an.
Auch dies scheint ein furchtbares Erbe der Nazi-Verbrechen zu sein. Fremdes immer gutheißen, egal wie es beschaffen ist, es vorbehaltlos in Demutshaltung zu betrachten und möglichst nicht zu kritisieren, während eigene Traditionen fast freudig über Bord geworfen werden.
Es wäre sicherlich sehr schade, wenn jemand diese Denkweise an den Tag legen
würde. "eigene Tradition freudig über Bord werfen" *g* Ein echter Christian -
gefällt mir gut. Tja, die ewige Frage nach der Vererbbarkeit und Schuld der
Nachkriegsgenerationen hinsichtlich der Gräueltaten der Nazis. Es gibt sicherlich
nicht wenige die es Leid sind, die Schandtaten regelmäßig wie einen schweren
Rucksack übergehängt zu bekommen. Auch hier ist alles eine Frage der inneren
Einstellung. „Immerzu bekommt man diesen Dreck, vor allen von den Juden,
aufs Brot geschmiert, wenn es gerade passt.“ ist wohl di einhellige Meinung.
Man brauch die Stulle ja nicht essen. Keiner ist dazu gezwungen. Das Verbrechen
an der Menschheit darf nie vergessen werden, das ist wichtig. Die periodisch
aufkommende Mahnung darf man aber auf keinen Fall falsch verstehen.
Unsere freiheitlichen Werte müssen klar und deutlich verteidigt werden.
Hört sich irgendwie hölzern an.
Ohne Angriff - kein Gegenangriff - und somit wäre solch eine starre
Verteidigungsstellung erst gar nicht notwendig, klingt bisweilen ideell, aber im
Grunde bassts scho. Es ist ja nicht die Sprache davon, seine Kultur komplett
aufzugeben (die eigenen Traditionen freudig über Bord werfen - schöööön),
aber vielleicht kann man doch die ein oder andere starre Haltung dem guten
Zweck des friedlichen Zusammenlebens opfern (Nächstenliebe – bist Du
eigentlich gläubiger Christ?).
Einen Turban setze ich mir deswegen garaniert nicht auf und auf Wasserpfeife
habe ich auch keine Lust. Aber man kann doch mal versuchen sich in die Lage
anderer Kulturen hinein zu versetzen, es ist doch wirklich ein leichte Kopfsache!
Daran scheitert im Übrigen auch die Integration in unserem Land. Wir geben zu
viel ohne wirklich Gegenleistung (Sprachkenntnisse, Teilnahme an diversen
schulischen Veranstaltungen, Vermittlung unserer Grundrechte...) zu verlangen.
Solch eine Saat kann nicht aufgehen.
Viele gutbürgerlichen Menschen in unserem Lande haben wohl Angst, dass die
edle, wertvolle Saat, wie Perlen im Nu von gierigen diebischen Krähen und Elstern
aufgepickt wird ohne eine Chance zu haben zu aufzukeimen, sprich: „Unsere“
samariterhafte Opfergabe wird von Ausländern gehörig ausgenutzt und wir
armen Deutschen müssen zahlen?
Ich stelle die Gegenfrage: Was hatte die deutsche Wirtschaft und was haben die
„Deutschen“ davon, dass wir in der Vergangenheit so viele Ausländer
eingebürgert haben?
Die Antwort lasse ich hier bewusst offen.
Um eines Klarzustellen: Ich bin tatsächlich für Deutschtests; und nicht nur für
Schulkinder. Ich sehe das Sprechen der gleiche Sprache als DIE bedeutsamste
Brücke und Chance der Völkerverständigung. Kein Dialog ohne Sprache. Aber hat
man sich schon mal überlegt, wie man verfahren soll, wenn eine türkische Mama
nach einem Jahr dreimal durch den Test durchgefallen ist? „Raus aus
Deutschland, aber Deine Familie darf hier bleiben?“ Oder wie steht´s mit dem
mongolesischen Flüchtling, der hier Exil sucht?
Btw, bei diesem baden-württembergischen Gesinnungs-Check oder „Muslimtest“
bin ich hin und hergerissen und habe noch keine klare Meinung, da die Abwägung
zu vielschichtig ist.
Auch wenn die aktuellen Fernsehbilder sicher medienwirksam sind und somit hervorgehoben werden, dürfen wir die Lage dennoch nicht kleinreden, uns gar kaputtlachen.
Schön, dass Du mich zitierst, aber ich wäre dafür, wenn dies im entsprechenden
Zusammenhang behalten wird. Du weißt, wie ich es gemeint habe, nämlich in der
Form, dass ich mir in etwa vorstelle, wie dem spießbürgerlichen deutschen
Mannsbild die Maß aus der Hand fällt, weil er sich vor seinem Hyundai-Fernseher
erschrickt, weil Kinder auf den Straßen Beiruts eine deutsche Fahne verbrennen.
Ich muss schmunzeln bei dieser Vorstellung, entschuldige.
Die Fronten verhärten sich nicht erst seit gestern, die Proteste sind zunehmend
breit gefächert über mehrere Länder verteilt, der Ton erschreckend aggressiv
und haßerfüllt.
Ja, schlimm. Aber mit Sicherheit nicht das absolute Abbild aller Muslime. Diese
Relativierungmuss ich leider immer wieder wiederholen.
Es ist in der Tat bitter mitanzusehen, wie der Hass (mutmaßlich organisiert)
geschürt wird, ohne dass (ich behaupte das einfach mal), die meisten der
Aufgebrachten nicht tatsächlich wissen, worum es bei den Karikaturen tatsächlich
geht. Zack. Eben geht’s Lichtlein wieder an. Warum machen sie es dann
überhaupt? GOTO Zeile 1120.
Und: Woher haben diese ein deutsche Fahne? Woher die vielen dänischen?
Oder muss erst die eigene Bude brennen, damit man aufwacht?
Wer die Augen offen hat, schläft nicht.
Aber vielleicht wollen viele lieber schlafen und haben eben einen Feuerlöscher
am Bett stehen?
besten Gruß an Dich,
Alex